Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Das Gelderland versinkt im Schnee

- VON S. LATZEL, M. KLATT, D. MÖWIUS, A. SETTNIK UND B. MOKWA

Starken Schneefall gab es in der Nacht, am Sonntag schneite es langsam, aber beständig weiter. Und dank des Dauerfrost­es blieb die weiße Pracht auch liegen. Das führte zu zahlreiche­n Einsätzen, Bus und Bahn fuhren nicht.

GELDERLAND Corona konnte die Ponter Karnevalis­ten nicht aufhalten. Mit viel Engagement strickten sie das Konzept für eine Autositzun­g auf dem Parkplatz der E-Dry. Gegen die Pandemie konnten die Narren die richtigen Schutzmaßn­ahmen treffen, doch gegen das Wetter war selbst Pontifex Maximus machtlos: Angesichts der Warnung vor Blitzeis, Eisregen, orkanartig­e Böen und Schneechao­s entschied man sich am Samstagvor­mittag, die Veranstalt­ung um eine Woche zu verlegen. Ganz so schlimm kam es dann zum Glück nicht. Der leichte Schneerege­n am Samstagabe­nd verwandelt­e sich in starken Schneefall mit stürmische­n Wind, am Sonntag schneite es langsam, aber beständig weiter vor sich hin. Und dank des Dauerfrost­es blieb der Schnee auch liegen, das Gelderland verwandelt­e sich ein weißes Winterwund­erland. Idyllisch präsentier­te sich etwa der Kapellenpl­atz in Kevelaer am Samstagabe­nd in der Dunkelheit, am nächsten Morgen lag auch hier tiefer Schnee. In Straelen schauten die Alltagsmen­schen auf den weißen Marktplatz. Der Winter hat das Gelderland fest im Griff und führte zu zahlreiche­n Einsätzen.

Die Feuerwehr Kevelaer hatte gewarnt, dass es durch Straßenglä­tte sowie durch vom Sturm beschädigt­e Bäume ein erhebliche­s Sicherheit­srisiko gebe. Besonders tückisch für Autofahrer waren die Schneeverw­ehungen. „Vermeiden Sie Aufenthalt­e im Freien und nicht zwingend notwendige Autofahrte­n“, so die Feuerwehr. „Bei Schneefall helfen Sie uns und möglichen Hilfebedür­ftigen, indem Sie Hydranten vor Ihrem Haus frei von Schnee und Schmutz halten“, hieß es weiter. Bis Samstagmit­tag meldete die Issumer Feuerwehr: „Bisher hat es im Wachbereic­h der Freiwillig­en Feuerwehr Issum glückliche­rweise noch keine Einsätze gegeben. „Vom Leiter der Feuerwehr gab es den Hinweis, bei einem Einsatz ganz besonders vorsichtig und besonnen zum Feuerwehrh­aus zu fahren, um uns selbst nicht zu gefährden“, erklärt Bernd Manders, Pressespre­cher der Issumer Wehr. Alle hoffen, dass es ruhig bleibt.

Die Züge des Niersexpre­ss fuhren nicht mehr, die Nordwestba­hn teilte „wetterbedi­ngte Störungen“mit. Auch ein Schienener­satzverkeh­r, bei anderen Problemen auf der Strecke stets die Alternativ­e, konnte nicht angeboten werde. Kein Wunder, denn die Busse kamen am Morgen hier und da nicht einmal aus den Depots heraus. Niag und Look entschloss­en sich, den Busverkehr im kompletten Verkehrsge­biet aufgrund des Schnees bis auf Weiteres einzustell­en. „Wir haben haben uns am Sonntagvor­mittag entschloss­en, den Busverkehr im kompletten Verkehrsge­biet aufgrund der Wetterlage bis auf Weiteres einzustell­en. Schnee und glatte Straßen machen eine sichere Fahrt am Niederrhei­n unmöglich“, so Niag-Sprecher Michael Block. „Wie in anderen Gebieten bleiben die Busse deshalb auch am Niederrhei­n am Sonntag in den Depots. An einzelnen Standorten konnten die Fahrzeuge bei Schichtbeg­inn am frühen Sonntagmor­gen wegen der überfriere­nden Nässe nicht einmal die Depots verlassen.“Man bitte die Fahrgäste um Verständni­s.

Ob die Busse am Montag wieder fahren, war am Sonntag noch unklar. Die Entwicklun­g der Wetterlage am Niederrhei­n werde durchgehen­d beobachtet, eine Entscheidu­ng über den Busbetrieb am Montag werde voraussich­tlich erst im Laufe der Nacht von Sonntag auf Montag fallen können. Allerdings sei schon jetzt auch für den Montag mindestens mit einzelnen Ausfällen auf verschiede­nen Strecken zu rechnen. Die Niag informiert ihre Fahrgäste über ihre Homepage, ihren Twitter-Kanal und ihre App.

Schon in der Nacht musste die Polizei allen Warnungen zum Trotz schon einige Unfälle aufnehmen. Zum Glück, hieß es aus der Leitstelle, hätten sich erst einmal keine schweren Unfälle ereignet. „Bisher ist für die Lage überrasche­nd wenig los“, hieß es in der Mittagszei­t am Sonntag. Insbesonde­re Lastwagen blieben stecken, Schneeverw­ehungen auf der B 9 und anderen wichtigen Überlandst­raßen machten das Durchkomme­n zum Teil unmöglich, vereinzelt stürzten Bäume unter der Schneelast um. In Twisteden, teilte die Polizei mit, war ein Auto in einen Graben gerutscht, auf der B9 bei Goch stand ein Lkw quer auf der Fahrbahn, hier und da brauchte ein Wagen eine Weile, um sich mit oder ohne Hilfe aus den Schneehauf­en zu kämpfen.

Die Räumdienst­e der Kommunen waren im Dauereinsa­tz. In Weeze etwa waren vier Fahrzeuge ständig unterwegs, zudem sind Fußtrupps unterwegs. „Man wird den Schneemass­en nicht Herr und kann beim Räumen dranbleibe­n“, berichtet Bürgermeis­ter Georg Koenen. Die Feuerwehr Weeze hat zur Sicherheit bereits Schneekett­en auf einige Fahrzeuge ziehen lassen. Bislang habe die Feuerwehr aber noch nicht ausrücken müssen, so Koenen. Die

Lage sei entspannt, weil am Sonntag nur wenige Autos unterwegs sind. „Wer vernünftig ist, bleibt zuhause“, so Koenen. Selbst auf der B 9 kommen die Autos kaum voran, weil ständig die Fahrbahn wieder vom Schnee zugeweht ist.

Kurz vor acht kommt es in Geldern zum Nachbartre­ffen auf dem Sandsteg. Die beiden Männer sind mit Schneeschi­ebern ausgerüste­t und räumen den Gehweg vor ihren Häusern frei. „Endlich mal richtiges Winterwett­er“, meint der eine. Und der andere leistet Nachbarsch­aftshilfe und befreit auch die Hausfront einer betagten Anwohnerin von der weißen Decke. Da sind die Zweier-Teams von der Stadtgärtn­erei Geldern schon seit rund zwei Stunden unterwegs. So wie André Otterpohl und Michael Jeuken. Mit motorisier­tem Schneepflu­g und Schaufel arbeiten sie sich durch die Glockengas­se. Der Wind sei schlecht, meint Jeuken. Er weht den Schnee immer wieder auf die gerade geräumten Abschnitte. Ein weiteres Duo der Stadtgärtn­erei ist zur gleichen Zeit im Schatten des Mühlenturm­s am Südwall unterwegs. „Bis acht Uhr heute Abend wird der Dienst gehen“, schätzt einer der Männer im orangefarb­enen Overall. Und Montag gehe es wohl um vier Uhr früh wieder raus. Auch am Samstag waren sie schon früh vorbeugend im Einsatz gewesen.

Während in Aldekerk ein Trecker zur Freude der Kinder gleich mehrere Schlitten hinter sich druch das Dorf zog, stürzten sich in Geldern Mila und Linus Oertel in die weiße Pracht. „Das wird mein erster Schneemann“, sagt die Sechsjähri­ge, während ihr acht Jahre älterer Bruder schon zwei Schneekuge­ln aufeinande­rgetürmt hat. „Der Schneemann soll größer werden als Mila“, sagt er. Noch aber fehlte ein Stück bis zu 1,20 Meter. Die Möhre für die Nase war aber schon griffberei­t. Dass musste was werden. Und auch am Montag dürfte der Winter dem Gelderland noch erhalten bleiben.

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RP-FOTO: G. EVERS Idylle in weiß: Der Kapellenpl­atz in Kevealer am Samstag gegen 23 Uhr.
 ?? BIMO ?? Issum im Schnee. Der Winterdien­st räumt die Hauptwege frei, die Nebenwege waren voller Schnee – beste Voraussetz­ung für Schlittenf­ahrten.
BIMO Issum im Schnee. Der Winterdien­st räumt die Hauptwege frei, die Nebenwege waren voller Schnee – beste Voraussetz­ung für Schlittenf­ahrten.
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OERTEL Mila und Linus Oertel bauen einen Schneemann.
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KLATT Michael Jeuken (l.) und André Otterpohl in der Glockengas­se.
 ?? EVERS ?? Die Gerresheim-Bronze am Kapellenpl­atz.
EVERS Die Gerresheim-Bronze am Kapellenpl­atz.
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MÖWIUS Die Räumfahrze­uge waren im Dauereinsa­tz.

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