Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Das sportliche Urgestein aus Kervenheim
91 Jahre und unverwüstlich: Hans Tervooren alias „Pollmann“hat sein Sportabzeichen Nummer 50 erlangt. Beim Radfahren, Schwimmen, Medizinball-Weitwurf und Seilchenspringen hat er die erforderliche Punktzahl übertroffen.
WEEZE/KERVENHEIM Der ungewöhnliche Sprung ins Rentnerdasein sagt einiges aus über die Persönlichkeit von Hans Tervooren. Dieser ist mittlerweile auch schon 20 Jahre her. Der Schreinermeister aus Kervenheim hatte gerade erst seinen Betrieb an Schwiegersohn Peter Tervooren übergeben, als er sich an eines von vielen Abenteuern in seinem Leben heranwagte. Bei einem Dorffest in Walbeck kletterte der damals 70-jährige Tervooren ein Gerüst hinauf und durfte sich wenige Sekunden später von den Zuschauern als Bungee-Jumper feiern lassen.
„Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, bei diesem Wettbewerb mitzumachen“
Hans Tervooren Sportabzeichen-Jubilar
„Ein bisschen Herzklopfen war schon dabei. Aber man muss einfach nur machen“, sagt der inzwischen 91-jährige Ur-Kervenheimer, der das Leben immer von der sportlichen Seite betrachtet hat. Vor wenigen Tagen hat ihm Winfried Cox, Stützpunktleiter des TSV Weeze, das Deutsche Sportabzeichen Nummer 50 überreicht. Im vergangenen Sommer hatte Tervooren über 20 Kilometer Radfahren, 25 Meter Schwimmen, im Medizinball-Weitwurf und beim Seilchenspringen die erforderliche Punktzahl bei weitem übertroffen und einmal mehr seine erstaunliche Fitness unter Beweis gestellt. Die goldene Version der Urkunde erhält in seinem kleinen Büro einen Ehrenplatz neben dem Diamantenen Meisterbrief.
„Der Sport hat mir viele Freundschaften beschert. Ich bin sehr froh, dass ich damals mit 40 Jahren mit dem Deutschen Sportabzeichen angefangen habe. Ich kann jedem wärmstens empfehlen, bei diesem Wettbewerb mitzumachen“, sagt Tervooren, der in seinem Heimatdorf und der näheren Umgebung nur liebevoll „Pollmann“genannt wird. Diesen Spitznamen hat ihm einst in jungen Jahren ein Mitspieler in der dritten Halbzeit eines Fußballspiels von Union Kervenheim an der Theke verpasst – seitdem heißt er ganz einfach so. Bis heute ist Hans Tervooren alias „Pollmann“aktiv. Morgens und abends durchstreift er auf einer etwa zwei Kilometer langen Runde sein Heimatdorf. Manchmal ist auch seine drei Jahre jüngere Frau Maria dabei, mit der er drei Kinder hat. Bei schönem Wetter unternimmt der 91-Jährige ausgedehnte Radtouren. Schweren Herzens muss er auf die Wanderungen durch die Schravelner Heide mit „Nala“verzichten, die im vergangenen Jahr im stolzen Hundealter von 15 Jahren gestorben ist.
Der Sport hat ihm nicht nur viele Erfolgserlebnisse, Freunde und eine beinahe unverwüstliche Gesundheit eingebracht. „Ernsthaft krank bin ich nie gewesen. Eine kleine Knieoperation – das war’s auch schon“, sagt der aus knorrigem Holz geschnitzte Schreinermeister. Gerne erinnert er sich an Reisen zu Olympischen Sommerspielen, die er mit einigen seiner Sportabzeichen-Weggefährten unternommen hat. Absoluter Höhepunkt war Sydney 2000
– seinerzeit war auch Winfried Cox mit von der Partie. „Damals haben wir zwei Wochen lang die verschiedensten Wettbewerbe verfolgt. Und in der berühmten Oper haben wir ,Aida’ gesehen. Nach der Abschlussfeier haben wir fast noch (Sportabzeichen in Gold Nummer 35), Guido Janssen und Karl-Heinz Weyenberg (beide 30) besonderen Grund zur Freude.
Übergabe Die traditionelle Sportabzeichen-Feierstunde im Bürgerhaus fällt wegen der Pandemie aus. Stützpunktleiter Winfried Cox und seine Mitstreiter werden den Sportlerinnen und Sportlern die Urkunden an der Haustür überreichen – inklusive Grußwort des Weezer Bürgermeisters Georg Koenen.
einen Monat lang mit dem Campingwagen den Kontinent durchstreift“, schwärmt Hans Tervooren noch heute. Fotos von den Olympischen Spielen in München, Barcelona und Moskau füllen ebenfalls ganze Alben.
Ansonsten ist der sportliche Weltenbummler seinem Heimatdorf immer treu geblieben. Für den Kervenheimer Theaterverein stand Hans Tervooren in mehreren Rollen auf der Bühne, selbstverständlich gehört er auch zu den inzwischen ältesten Mitgliedern der örtlichen Schützenbruderschaft. Die aktuelle Corona-Krise verfolgt er mit „großer Sorge“. „Nicht um mich, ich habe mein Leben gelebt. Aber für all’ die jüngeren Menschen, die jetzt von der Pandemie betroffen sind, wünsche ich mir, dass es bald wieder aufwärts geht“, sagt Tervooren.
Der Gold-Jubilar denkt noch nicht daran, die Schuhe an den Nagel zu hängen: „In meinem Alter kann man zwar nicht mehr großartig planen. Aber wenn die Gesundheit mitspielt, bin ich im Sommer wieder dabei.“Dann wird „Pollmann“auf dem Sportplatz wieder allen zeigen, dass „man einfach nur machen muss“.