Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Auch Hochtief bekommt Corona deutlich zu spüren
ESSEN Die Pandemie hat das Reisen in Europa deutlich schwieriger und wegen mancher Lockdowns quer über den Kontinent auch unmöglich gemacht. Deshalb waren seit März des vergangenen Jahres viel weniger Autos auf den internationalen Schnellstraßen unterwegs. Und das macht sich dann im Geschäft von Autobahnbetreibern bemerkbar. Zu denen gehört die spanische Abertis-Gruppe, ein Unternehmen, an dem der Essener Baukonzern Hochtief mit 20 Prozent beteiligt ist. Insgesamt sei das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen im vergangenen Jahr um mehr als ein Fünftel gesunken, sagte Hochtief-Chef Marcelino Fernándes Verdes am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
Im Januar und Februar sei der Verkehr normal gewesen, im März stark gesunken, ab April von regionalen Einschränkungen beeinträchtigt worden. Die Konsequenz für Hochtief: Der Ergebnisbeitrag aus der spanischen Beteiligung, die 17 Millionen Euro Verlust einfuhr, zum Hochtief-Gewinn ist nach Angaben von Fernándes Verdes um 139 Millionen Euro gesunken. Doch Corona hat die Essener auch abseits des Autobahnbetreibers im Süden Europas getroffen. Denn selbst wenn man dessen Gewinnanteil herausrechnet, sank das Konzernergebnis um 9,8 Prozent. Unter dem Strich standen 477 Millionen Euro Gewinn. Und ein Umsatzminus von elf Prozent auf rund 23 Milliarden Euro. Der Auftragseingang sank um ein Viertel auf ebenfalls 23 Milliarden Euro.
Dennoch ist Fernándes Verdes mit 2020 zufrieden. Anders als im Vorjahr hat Hochtief keine roten Zahlen geschrieben, die damals wegen einer milliardenschweren Abschreibung bei der australischen Tochter Cimic entstanden waren.
Zu den fertiggestellten Bauten, die Hochtief als Leuchtturmprojekte ansieht, gehören das neue Stadion in Los Angeles, in dem in sieben Jahren die Olympischen Sommerspiele eröffnet werden sollen, der Metro-Ausbau in der australischen Metropole Sydney und der Autobahntunnel in Hamburg. Und natürlich der „grüne“Wolkenkratzer „The Spiral“in New York.
Für 2021 hat der Hochtief-Chef „eine starke Ausschreibungs-Pipeline“ausgemacht. Für die nächsten Jahre hätten die regionalen Gesellschaften des Konzerns „relevante Projekte“im Wert von mehr als 570 Milliarden Euro identifiziert. Das sei gestützt von PPP-Projekten (Public Private Partnership, also Projekte in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand) im Wert von 180 Milliarden Euro und zahlreichen staatlichen Konjunkturpaketen. Der Konzern erwarte einen operativen Gewinn zwischen 410 und 460 Millionen Euro. Im bereinigten Vergleich mit dem Vorjahr, in dem noch der Bergbauausrüster Thiess zum Konzern gehörte, wäre dies ein Plus von mindestens elf Prozent.