Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
NRW erlaubt wieder Freizeitsport draußen
Das Land lockert stärker als erwartet. Gartencenter und Baumärkte öffnen teilweise. An Schulen gibt es wieder Präsenzunterricht.
DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen ist vom kommenden Montag an im Freien wieder Freizeitsport erlaubt. Das geht aus der neuen Corona-Schutzverordnung der Landesregierung hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Sport wie etwa Tennis darf demnach allein, zu zweit oder ausschließlich mit Personen des eigenen Hausstandes auf Sportanlagen getrieben werden. Das gilt ebenso für Einzeltraining und Bildungsangebote im Freien. Auch an Musikschulen soll Einzelunterricht möglich sein, allerdings nur für Grundschulkinder. Ebenso dürfen Hundeschulen unter strengen Auflagen wieder öffnen. Gartencenter und Baumärkte können Saatgut verkaufen.
Das Land lockert die Corona-Beschränkungen damit in mehr Bereichen als erwartet. Die Verordnung enthält zudem die von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zuletzt kritisierten Grenzwerte: So müssen Städte und Kreise, deren Sieben-Tage-Inzidenz „nachhaltig und signifikant“über 50 liegt, prüfen, ob sie schärfere Maßnahmen anwenden. Die müssen sie mit dem Gesundheitsministerium abstimmen und laufend überprüfen. Sinkt der Wert für mindestens eine Woche und mit fallender Tendenz unter 35, können sie Maßnahmen zurücknehmen.
Von Montag an öffnen die Schulen in NRW zudem nach sechs Wochen wieder für den Präsenzunterricht. „Schule ist mehr als ein Ort der Wissensvermittlung“, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Sie teile die Einschätzung vieler Experten, die vermehrt psychische Auffälligkeiten bei Kindern feststellten. Von Montag an werden Grundschüler, Abschlussklassen, Abiturienten und die Qualifikationsstufe 1 zurückgeholt. Die Klassen sollen geteilt und abwechselnd zu Hause und in den Schulen unterrichtet werden. Nur Abschlussklassen müssen nicht geteilt werden. Damit kehren 800.000 Kinder wieder in die Schulen zurück – ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler im Land.
Zum Schutz vor Infektionen wird die Maskenpflicht ausgeweitet: Lehrer und Schüler ab Klasse 8 sind verpflichtet, medizinische Masken zu tragen. Jüngere Schüler dürfen nur dann Alltagsmasken tragen, wenn der medizinische Mund-NaseSchutz noch nicht richtig passt. Neu ist ebenfalls eine Maskenpflicht für Grundschüler im Unterricht. Lehrer erhalten zwei FFP2-Masken pro Person und Präsenztag.
Schulstaatssekretär Mathias Richter stellte klar, dass Lehrer parallel Präsenz- und Distanzunterricht erteilen dürfen, indem sie ihren Laptop in der Klasse aufstellen und den Unterricht streamen. Er räumte aber ein, dass in vielen Fällen die Kapazitäten an den Schulen dafür nicht ausreichten: Nur 60 Prozent der Schulen seien in Nordrhein-Westfalen an ein so leistungsfähiges Netz angeschlossen, dass ein solcher Hybrid-Unterricht möglich sei.
Über weitere Schulöffnungen werde erst entschieden, wenn die landesweite Inzidenz „stabil“unter 50 sinke, sagte Gebauer, ohne dies zu konkretisieren. Angesichts der stagnierenden Infektionszahlen sei die Lage noch sehr fragil. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft forderte umfassende Tests und den Einsatz von Luftfiltern. Es sei richtig, dass Grundschüler auch am Platz Masken tragen sollten.
Der Präsident des Kinderschutzbundes hält derweil Samstagsunterricht für eine Option: „Wenn die Schulen wieder in den Präsenzunterricht wechseln können, kann es eine sinnvolle Alternative sein, den Unterricht auf den Samstag auszudehnen“, sagte Heinz Hilgers. Leitartikel, Politik