Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kevelaerer Zahnärzte werden erpresst
Marika Halbach-Spielau und Thomas Spielau sind Opfer einer seit Monaten andauernden Erpressungskampagne. Die Mediziner werden bedroht und in anonymen Briefen verleumdet. Die Polizei ermittelt seit November.
KEVELAER Der Brief ging in dieser Woche an Unternehmen und Redaktionen in Kevelaer und Geldern. Der anonyme Absender erhebt schwere Vorwürfe gegen die beiden Kevelaerer Zahnärzte Dr. Marika Halbach-Spielau und Dr. Thomas Spielau. Und das Schreiben ist Teil einer seit Monaten andauernden Erpressungskampagne. Nachdem sie von den Empfängern auf das Verleumdungsschreiben aufmerksam gemacht worden sind, entschlossen sich die beiden Mediziner, den Fall öffentlich zu machen. Die Polizei ermittelt bereits seit November. Ziel des Erpressers ist es, beide zum Aufhören ihrer Berufstätigkeit zu zwingen. Damit wird er keinen Erfolg haben: „Wir lassen uns weder erpressen noch einschüchtern“, sagen die Kevelaerer Zahnärzte.
Das erste Schreiben des Erpressers ging im November ein. „Zeitgleich erfolgte ein Brandanschlag mit einem so gesannten Molotow-Cocktail an der Eingangstür des alten Praxishauses“, so Thomas Spielau. Die beiden Ärzte haben daraufhin am 19. November eine Anzeige bei der Polizei wegen versuchter Erpressung erstattet. Weitere Briefe des Erpressers folgten. In seinen Schreiben wirft der Täter beiden Ärzten Geldgier, unethisches Verhalten, Abrechnungsbetrug und Autoritäts-Missbrauch vor. Sollten sich die Ärzte an die Polizei oder die Presse wenden und die Forderungen öffentlich machen, wird ihnen angedroht, „fortan keine ruhige Minute mehr zu haben“. Auch wird Gewalt „in jeder Form“gegen sie angekündigt.
Da die Ärzte den Forderungen nicht nachgaben, setzte der Täter seine Bedrohung fort: In den letzten Tagen gab es die Briefe mit rufschädigendem Inhalt an Kevelaerer Unternehmen. „Es ist alles frei erfunden. Wir sind bestürzt und entsetzt über die Schreiben des Erpressers. Natürlich ist an den Behauptungen kein Wort wahr“, betonen Marika Halbach-Spielau und Thomas Spielau. Auch die im Brief geschilderte Beschwerde von 19 Personen habe es nie gegeben. „Wir stehen immer zum Gespräch bereit, sollte ein Patient unzufrieden sein“, betonen die Zahnärzte.
Sie hätten sich zu dem Pressegespräch
am Freitag entschieden, um die Drohungen öffentlich zu machen. Sie hoffen, so dem Erpresser die Grundlagen seines Handels zu nehmen. Auch wollen beide deutlich machen, dass sie sich weder erpressen noch einschüchtern lassen. „Dennoch fühlen wir uns bedroht“, macht Marika Halbach-Spielau die große Belastung deutlich. „Wir werden selbstverständlich weiterhin mit unserem Wissen und Können unseren Patienten zur Verfügung stehen“, betont Thomas Spielau.
Deutlich machen beide, dass die Drohungen „nur“ihnen gegolten haben. Nicht ihren Mitarbeitern oder Patienten. „Der Erpresser will nur, dass wir beide aufhören zu praktizieren. Das ist sein einziges Ziel“, fasst Marika Halbach-Spielau zusammen. Es sei auch keine Geldforderung gestellt worden. Deshalb haben sie sich auch sofort entschieden, die Polizei einzuschalten und jetzt auch den Weg in die Öffentlichkeit zu wählen. Beide haben volles Vertrauen in die Tätigkeit der Polizei. Auch hoffen sie auf Hinweise zur Aufklärung aus der Bevölkerung.
Für die Kreispolizei in Kleve erklärt Pressesprecherin Christina Pitz am Freitag auf Anfrage, man nehme die Sorgen und die Lage der Familie sehr ernst und ermittle in alle Richtungen. Vom Schritt, in die Öffentlichkeit zu gehen, habe man allerdings im Vorfeld abgeraten. Zwar ziehe sich der Täter nun im besten Fall zurück, er könne aber auch noch aktiver werden. Zudem bestehe grundsätzlich die Gefahr, dass auch noch Trittbrettfahrer versuchen, von der Erpressung zu profitieren, so die Polizeibeamtin.