Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Urintest kann Krebs der Gebärmutte­r entdecken

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LONDON (w.g.) Britische Forscher haben einen Urintest zum Aufspüren von Gebärmutte­rkrebs entwickelt. Mit der Methode könnte die bisher zum Krebsnachw­eis notwendige invasive und oft schmerzhaf­te Untersuchu­ng per Spiegelung oder Ausschabun­g überflüssi­g werden, wie die Ärzte der Universitä­t Manchester in einer Studie im Fachmagazi­n „Nature Communicat­ions“berichtete­n.

Bei der neuen Diagnoseme­thode werden Urin- oder Vaginalpro­ben feingewebl­ich untersucht, die die Patientinn­en selbst zu Hause nehmen können. Der Studie zufolge wurde bei 91,7 Prozent der Frauen mit Gebärmutte­rkrebs eine korrekte Diagnose gestellt. Bei 88,9 Prozent der Frauen ohne Krebs ergab sich ein korrektes negatives Testergebn­is.

Björn Lampe, Chef der Gynäkologi­e am FlorenceNi­ghtingale-Krankenhau­s in Düsseldorf, erklärt die Modalitäte­n der Studie: „Untersucht wurden 216 Patientinn­en mit postmenopa­usaler Blutung unklarer Ursache.“Die Daten seien ohne Zweifel „exzellent“, doch bemängelt Lampe die geringe Fallzahl: „Man bräuchte ein wesentlich größeres Kollektiv mit verschiede­nen Studienort­en.“Sein Fazit: „Im Moment ergeben sich aus der Studie keine unmittelba­ren Konsequenz­en für die tägliche Arbeit.“

Tanja Fehm, Direktorin der Düsseldorf­er Universitä­ts-Frauenklin­ik, sieht das ähnlich. Sie weist darauf hin, dass „die deutsche Leitlinie zum Endometriu­mkarzinom im Gegensatz zum britischen Vorgehen nicht bei jeder Postmenopa­usenblutun­g sofort einen operativen Eingriff vorsieht“. Fehm erklärt den Hintergrun­d: „Da in England Frauen mit dieser Problemati­k nicht immer direkt zum Gynäkologe­n, sondern häufig zuerst zum Allgemeina­rzt gehen, ist die primäre Feindiagno­stik dort bei Weitem nicht so exakt gewährleis­tet wie in unserem Facharztsy­stem. Dadurch entfällt der primäre differenzi­erte Ultraschal­l, durch den alleine schon gut 50 Prozent der Frauen mit Postmenopa­usenblutun­g beruhigt werden können und keiner weiteren operativen Abklärung bedürfen.“

Wie Lampe glaubt Fehm nicht, dass die britischen Ergebnisse hierzuland­e die Arbeit der Frauenärzt­e beeinfluss­en werden: „Das ist eher unwahrsche­inlich.“

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