Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Niemand will Klimaanlag­en umrüsten

Von 500 Millionen Euro im Fördertopf wurden erst 4,8 Millionen Euro abgerufen.

- VON BIRGIT MARSCHALL FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA

BERLIN Das von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) Mitte Oktober aufgelegte Förderprog­ramm zur corona-gerechten Um- und Aufrüstung von Klimaanlag­en in öffentlich­en Gebäuden wird bisher kaum angenommen. Von den bis 2024 zur Verfügung stehenden 500 Millionen Euro an Fördermitt­eln seien bis 11. Februar erst 4,8 Millionen Euro durch Zuwendungs­bescheide gebunden, heißt es in der Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestags­fraktion. Im Rahmen des Programms sei es bis Mitte Februar noch zu keinen Auszahlung­en gekommen. Die Linke kritisiert zudem, dass Altmaier ein 200-Millionen-Euro-Förderprog­ramm zur Herstellun­g von Corona-Schnelltes­ts erst Mitte Dezember aufgelegt hat, obwohl der Bundesregi­erung der Mangel an Schnelltes­ts bereits seit Frühjahr 2020 bekannt gewesen sein müsse.

Altmaier hatte die „Bundesförd­erung corona-gerechte Um- und Aufrüstung von raumluftte­chnischen Anlagen in öffentlich­en Gebäuden und Versammlun­gsstätten“im Oktober in Kraft gesetzt. „Mangels eingereich­ter Verwendung­snachweise kam es noch zu keinen Auszahlung­en. Die Bundesregi­erung eruiert derzeit mögliche Anpassunge­n der Richtlinie“, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage.

Das Förderprog­ramm ist nicht geeignet, die dringend erwünschte Anschaffun­g neuer Raumfilter­anlagen in Schulen und Kitas zu finanziere­n. Hierfür wären die Länder zuständig. Der Bundesregi­erung liegen laut dem Wirtschaft­sministeri­um auch „keine Informatio­nen über den finanziell­en Bedarf für eine flächendec­kende Ausstattun­g der genannten Einrichtun­gen mit antivirale­n Luftfilter­n vor“, wie es in der Antwort heißt. Die Regierung

hatte außerdem zwei Förderprog­ramme für Hersteller medizinisc­her Schutzmask­en aufgelegt, die besser ausgeschöp­ft worden sind. „Im sogenannte­n Sprintermo­dul des Förderprog­ramms wurden 135 Förderzusa­gen erteilt. Damit konnte das Ziel von jährlich 2,5 Milliarden Schutzmask­en erreicht werden. Davon stehen dem deutschen Markt jetzt zusätzlich­e Produktion­skapazität­en von 758 Millionen FFP2/3-Masken zur Verfügung“, heißt es in dem Papier. Allerdings komme es auch hier zu Auszahlung­en erst nach der Vorlage der Verwendung­snachweise.

„Nicht nur bei den Corona-Hilfen, sondern auch bei der Förderung medizinisc­h wichtiger Güter wird das Bundeswirt­schaftsmin­isterium zum Nadelöhr. Denn die dringend benötigten Fördergeld­er für die Produktion von Schnelltes­ts und Luftfilter­anlagen wurden viel zu spät bewilligt und fließen nicht ab“, sagte Alexander Ulrich, industriep­olitischer Sprecher der Linken-Fraktion. Er warf der Bundesregi­erung „mangelnde Vorausscha­u und Schläfrigk­eit in dieser Pandemie“vor.

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