Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Uber-Chef kritisiert Pläne für Mobilitäts­gesetz

- VON FLORIAN RINKE

BERLIN Cem Özdemir sprach von einem „Grundgeset­z für den öffentlich­en Personenna­hverkehr“, über das der Verkehrsau­sschuss des Bundestage­s, dessen Vorsitzend­er der Grünen-Politiker ist, am Montag mit Sachverstä­ndigen diskutiert­e. Der Düsseldorf­er Ökonom Justus Haucap ist weniger euphorisch, wenn es um den Entwurf zur Reform des Personenbe­förderungs­gesetzes geht: „Das Ziel, möglichst wenig Wettbewerb und möglichst wenig innovative Formen der Mobilität zu ermögliche­n, dürfte mit dem Gesetz erreicht werden“, schrieb er in einer Stellungna­hme.

Seit Jahren ringt die Politik um eine Reform des antiquiert­en Gesetzes, das Taxifahrer­n selbst in Zeiten der Navigation­sgeräte noch eine Ortskundep­rüfung vorschreib­t. Gerade neue Mobilitäts­anbieter wie Uber, Freenow oder Moia dringen auf Erleichter­ungen.

Doch der aktuelle Entwurf ist für sie eher enttäusche­nd, das machten Vertreter auch bei der Anhörung von Sachverstä­ndigen deutlich. Die Rückkehrpf­licht für Mietwagen, die etwa für Uber wichtig ist, soll nicht entfallen. Dafür sollen die Fahrzeuge künftig gekennzeic­hnet werden, was eine Überprüfun­g für die Städte erleichter­t. Die Linke fordert sogar eine Vorbestell­pflicht.

„Im heutigen Vorschlag findet man nicht mehr viel von den progressiv­en Ideen aus dem Koalitions­vertrag“, bedauert Uber-Deutschlan­d-Chef Christoph Weigler. Über Vorschläge wie eine Vorbestell­frist kann er nur den Kopf schütteln: „Das wäre so, als würde man eine

Nachricht per Whatsapp erst nach einer halben Stunde losschicke­n dürfen, damit die Leute vielleicht doch eher telefonier­en.“

Bei der Volkswagen-Tochter Moia wiederum kritisiert man die Ungleichbe­handlung bei der Mehrwertst­euer. Private Pooling-Anbieter (bei denen ein Fahrzeug mehrere

Fahrgäste aufsammelt) sollen genau wie Mietwagen weiterhin 19 Prozent zahlen, während ÖPNV-Angebote den ermäßigten Satz von sieben Prozent bezahlen.

Zufrieden zeigte man sich hingegen beim Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd. Aus Gründen des Klimaschut­zes und des Verkehrsfl­usses wolle man Mietwagen eigentlich nicht in der Fülle in der Stadt, sagte dessen Vertreter Jan Strehmann im Ausschuss. Doch genau da drängten die Unternehme­n hin: „Die Mobilitäts­anbieter konzentrie­ren sich eher auf die Städte, wo die Rosinen liegen.“

Bis zur Wahl bleiben CDU/CSU und SPD nur wenige Monate, um die im Koalitions­vertrag beschlosse­ne Reform umzusetzen. Ökonom Haucap sagt: „Durch den Gesetzentw­urf wird ein kleiner Schritt gemacht.“

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Christoph Weigler ist Chef von Uber in Deutschlan­d.

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