Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der E-Bike-Boom in Corona-Zeiten
Die Fahrradhändler im Gelderland verzeichnen eine gestiegene Nachfrage, beklagen aber auch Liefer-Engpässe. Im Trend liegen Holland- und Trekkingräder mit Elektroantrieb. Wer Extrawünsche hat, muss etwas länger warten.
GELDERLAND In manchen alten Sprichwörtern steckt mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Das Coronavirus hat unter anderem dazu geführt, dass viele Menschen wieder das Gute entdeckt haben, das unmittelbar vor der Haustür liegt. Wenn der Billigflieger nach Mallorca im Hangar bleibt, geht’s ab auf den Fahrradsattel, um den heimischen Niederrhein oder andere Gegenden zu erkunden. Die Nachfrage nach Zweirädern ist in Pandemie-Zeiten sprunghaft gestiegen. Das können die Händler im Gelderland nur bestätigen.
Der Trend ist dabei eindeutig: Ein Elektro-Antrieb steht mittlerweile auf der Wunschliste der Kunden ganz oben. Christian Michalik, Geschäftsführer des gleichnamigen Fahrradgeschäfts in Kevelaer, nennt das Objekt der Begierde von Otto Normalradler: „Wir haben uns zwar auch auf Radrennsportler spezialisiert. Doch die meisten Kunden fragen inzwischen nach einem E-Bike von Gazelle.“Die Gründe für den hohen Beliebtheitsgrad liegen auf der Hand. Die Akkus lassen sich ganz einfach an der Steckdose aufladen und bringen es mittlerweile auf eine Reichweite von rund 100 Kilometern. Im Trend liegen auch die sogenannten Trekkingräder, die Allrounder unter den „Fietsen“. Sie lassen sich bequem mit dem Auto transportieren, sind sowohl für sportliche Zwecke als auch für den Alltagsgebrauch geeignet.
„Generell können wir beobachten, dass Corona zu einem Bewusstseinswandel geführt hat. Viele große Firmen unterstützen inzwischen die Anschaffung eines Fahrrads, mit dem die Angestellten zum Arbeitsplatz kommen. Wer mit dem Rad zum Büro fährt, kann sich beispielsweise schon einmal nicht in einem vollen Bus infizieren“, erklärt Michalik.
Die Branche boomt also, kämpft allerdings auch gerade mit einem großen Problem. Und das heißt Lieferengpass. Viele Zulieferer in aller Welt mussten die Produktion kurzfristig stoppen, weil sich große Teile der Belegschaft infiziert hatten. Wer jetzt also sein Fahrrad für die kommende Saison aufmöbeln lassen möchte, sollte sich beeilen. Denn die Händler dürfen ihre Werkstätten zwar öffnen, müssen aber oftmals etwas Wartezeit für das eine oder andere Ersatzteil einkalkulieren.
Wer sich ein neues Rad anschaffen möchte, wird in der Regel noch fündig. Die Geschäfte sind zwar im aktuellen Lockdown geschlossen. Doch wer einfach nur ein alltagstaugliches Vehikel mit Elektro-Antrieb ohne großartigen Schnickschnack haben möchte, dürfte relativ schnell auf dem Sattel sitzen. Zum einen haben die meisten Händler vorgesorgt und im vergangenen Jahr ihr Lager mit den Standardmodellen aufgefüllt. Außerdem sind auch im Lockdown Lieferungen zum Kunden nach Hause gestattet. „Wer allerdings viele Extrawünsche hat oder beispielsweise sein Traumrad im Internet selbst konfiguriert, wird sich etwas gedulden müssen“, sagt Michalik.
Auch der Straelener Fahrradhändler Jürgen van de Stay registriert seit Ausbruch der Pandemie eine gestiegene Nachfrage. „Man merkt schon deutlich, dass im vergangenen Jahr viele Menschen ihren Urlaub nicht in der gewohnten Form verbracht haben. Entweder sind die Leute in der Heimat geblieben und haben Fahrradtouren unternommen. Und wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, hat in der Regel ebenfalls ein gutes Rad an Bord“, erklärt van de Stay.
Auch bei ihm sind Holland- und Trekkingräder mit E-Antrieb die Verkaufsschlager. Van de Stay macht auf die regionalen Besonderheiten von Zweirad-Trends aufmerksam: „Natürlich werden auch wir beispielsweise nach E-Mountainbikes gefragt. Doch das ist dann
eher was fürs Mittelgebirge.“David Wormann, Geschäftsführer des Gelderner Fahrradzentrums Grauthoff, hat ganz nebenbei auch davon profitiert, dass die Fitness-Center seit dem 1. November geschlossen sind. „Plötzlich gab’s ein großes Interesse an den sogenannten Rollentrainern“, sagt Wormann. Dabei
und Gesundheitsminister Jens Spahn aufgefordert, die Fahrradgeschäfte bundesweit sofort wieder zu öffnen.
Begründung „Fahrräder und E-Bikes sind die idealsten Verkehrsmittel, um sich in der Corona-Krise gesund, umweltfreundlich und geschützt zu bewegen.“
handelt es sich um Spezialgeräte, auf die im Handumdrehen das eigene Fahrrad montiert wird. Und schon lässt sich eine ausgedehnte Tour in den eigenen vier Wänden simulieren. Wobei für den erwünschten Fitness-Effekt der Motor selbstverständlich ausgeschaltet bleiben sollte.