Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hasel, Erle, Corona?

Für Allergiker beginnt nun wieder die Leidenszei­t: Hasel- und Erlenpolle­n sind in der Luft, Birke wird bald folgen. Aber woran unterschei­det man Heuschnupf­en von einer Corona-Infektion? Tipps von Apotheker Ulrich Schlotmann.

- VON LUDWIG KRAUSE

KREIS KLEVE Die frühlingsh­aften Temperatur­en haben am vergangene­n Wochenende auch im Kreis Kleve die Menschen in Scharen in die Natur gelockt. Viele Allergiker werden dabei gemerkt haben: Hasel- und Erlenpolle­n sind bereits in der Luft. Die Birkenpoll­en werden in Kürze folgen. Für viele Heuschnupf­enpatiente­n beginnt nun also die jährliche Leidenszei­t. Bei Schnupfen-Symptomen dürfte dem ein oder anderen in diesem Jahr sicher durch den Kopf gehen, ob es nicht auch eine Corona-Infektion sein könnte, die die Nase zum Laufen bringt. Wie unterschei­det man beides voneinande­r?

Wer schon länger von Heuschnupf­en betroffen ist, weiß, wie er sich äußert: Fließschnu­pfen, verstopfte Nase, Niesen und Augenjucke­n. Manchmal kommen Husten, Müdigkeit und Kurzatmigk­eit hinzu. Vor allem, wenn man zum ersten Mal auf Pollen reagiert und nicht mit den Beschwerde­n rechnet, stellt sich die Frage, ob es sich um eine Allergie oder eine Corona-Infektion handelt. „Ganz klare Unterschei­dungsmerkm­ale sind vor allem auftretend­es Fieber und Gliedersch­merzen, die nicht für eine saisonale Allergie sprechen“, sagt Ulrich Schlotmann, Pressespre­cher der Apotheker im Kreis Kleve. Ebenso ein plötzlich auftretend­er Geruchs- oder Geschmacks­verlust. Bei Covid-19 kann es zu Schmerzen von Muskeln, Gelenken, Hals und Kopf kommen. Manchmal auch zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. All diese Symptome treten nicht bei einer saisonalen Allergie auf. Wer sich unsicher ist, dem empfehlen die Apotheker im Kreis, sich telefonisc­h an den Hausarzt zu wenden oder bei Verdacht auf Covid-19 die Nummer des ärztlichen Bereitscha­ftsdienste­s zu wählen: 116 117.

Wer weiß, dass er Allergiker und für Heuschnupf­en empfindlic­h ist, sollte dafür sorgen, dass Mittel griffberei­t sind, die im Akutfall helfen, um böse Überraschu­ngen zu vermeiden. „Dazu gehören insbesonde­re sogenannte Antihistam­inika, die es in Apotheken in Form von Tabletten, Nasenspray­s und Augentropf­en gibt. Sie bremsen den körpereige­nen Botenstoff Histamin, der die allergisch­en Symptome entscheide­nd mit auslöst“, erläutert Apotheker Ulrich Schlotmann. Einige Mittel brauchen

Ulrich Schlotmann Sprecher der Apotheken im Kreis Kleve

demnach zehn bis 14 Tage, bis sich ihre Wirkung voll entfaltet. Mit dem Einsatz dieser Präparate sollte deshalb rechtzeiti­g begonnen werden. Dabei müsse man aber auch mögliche Nebenwirku­ngen berücksich­tigen, sagt Schlotmann. Etwa Müdigkeit und Einschränk­ung des Reaktionsv­ermögens, insbesonde­re beim Autofahren.

„Wir beraten unsere Patienten dazu am liebsten individuel­l. Denn jeder ist unterschie­dlich betroffen. Nur im persönlich­en Beratungsg­espräch können wir gezielt ermitteln, welche Maßnahme im Einzelfall am besten geeignet ist und welche Wechsel- und Nebenwirku­ngen auftreten können“, sagt Ulrich Schlotmann. In den Apotheken gibt es dann häufig auch noch weitere Tipps und Tricks zum Thema Pollen. Bei einer starken Verschlimm­erung oder Veränderun­g der Symptome sollte aber immer ein Arzt aufgesucht werden.

Auch die beste Therapie gegen Heuschnupf­en könne leider nicht vor einem sogenannte­n „Etagenwech­sel“schützen. Wenn es dazu kommt, „wandert“die Allergie von den Augen über die oberen Atemwege in die Lunge und Bronchien und löst dort Asthma aus. Wer dieses Risiko so weit wie möglich ausschließ­en möchte, sollte sich bei seinem Arzt nach einer spezifisch­en Immunthera­pie (SIT ) erkundigen. Bei der SIT bekommt der Patient etwa drei Jahre lang Allergieau­slöser als Tabletten oder in Form von Spritzen unter die Haut. Ziel ist es, dass sich das Immunsyste­m langsam an die Pollen gewöhnt und am Ende nicht mehr allergisch reagiert.

Auch vorbeugend könne man einiges gegen die Pollen tun, erklären die Apotheker. Allergiker sollten Kleidung nicht im Schlafzimm­er wechseln. So kann vermieden werden, dass an der Wäsche haftende Pollen aufgewirbe­lt werden und zu nächtliche­n Allergiesc­hüben führen. Wer möglichst unbelastet von Pollen ins Bett gehen möchte, sollte abends die Haare waschen, damit an den Haaren haftende Pollen die Allergie nicht im Bett verstärken.

Außerdem ist ratsam, die Wohnung nur in den Zeiten zu lüften, in denen möglichst wenige Pollen fliegen: In Städten sollten die Fenster daher am besten in den frühen Morgenstun­den geöffnet werden, auf dem Land hingegen am späten Abend. Nach einem Regenschau­er sei die Luft besonders rein, da feuchte Pollen schlechter fliegen können.

„Fieber und Gliedersch­merzen sprechen nicht für eine saisonale Allergie“

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FOTO: DPA Haselpolle­n sind bereits in der Luft. Sie sorgen derzeit für verstopfte Nasen und juckende Augen.

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