Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ein Mann kämpft gegen den Müll
Michael Pothmann wohnt in Wetten und kämpft gegen den Müll auf den Straßen. Vor allem die vielen achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel ärgern ihn. Er hat die Grünstraße zur kippenfreien Straße erklärt.
Michael Pothmann aus Wetten unternimmt etwas gegen den Müll auf den Straßen. Vor allem die vielen Zigarettenstummel ärgern ihn.
WETTEN Eine Sache nervt Michael Pothmann schon lange unglaublich. Wenn Menschen Müll in die Gegend werfen statt in den Papierkorb. Vor allem wenn Zigarettenkippen achtlos in die Gegend geschnippt werden, kann er nur noch den Kopf schütteln. „Als umweltbewegter Mensch leide ich sehr unter der allgegenwärtigen Vermüllung unserer Landschaft. Gerade Kunststoffe, aus denen Zigarettenfilter ja bestehen, zersetzen sich in der Umwelt sehr langsam und gelangen über den Regen in Gewässer, wo sie zahlreiche üble Wirkungen entfalten können“, berichtet er.
Im vergangenen Jahr las Pothmann dann von einer Aktion, die Stephan von Orlow, ein Prozessmanager aus Berlin, gestartet hat. Das Credo der Initiative „Die Aufheber“lautet: Jeden Tag drei herumliegende Müllstücke in den nächsten Mülleimer bringen. Pothmann schloss sich der Idee an und sammelt seitdem regelmäßig Müll ein, der am Wegesrand liegt. Dazu hat er immer eine kleine Dose in der Tasche. Die füllt sich unterwegs. Später wandert der Fundabfall dann in die Mülltonne.
Jetzt will er noch weitere dazu animieren, sich an der Aktion zu beteiligen. Er hat kurzerhand die Straße vor seiner Haustür zur „kippenfreien Zone“erklärt. Dazu hat er zwei große Schilder aufgehängt. „Ein Anfang ist gemacht. Zuerst wollte ich richtige Blechschilder drucken lassen, aber das wäre teuer geworden und wer weiß, wie die Reaktionen ausfallen werden“, meint Pothmann.
Dass der 66-Jährige vor allem gegen die Kippen auf der Straße kämpft, hat auch damit zu tun, dass er lange als Internist in einem Krankenhaus gearbeitet hat. „In dieser Zeit habe ich mich viel mit den schlimmen Folgen des Rauchens, der Nikotinsucht und ihrer Entwöhnung beschäftigt. Viele meiner Patienten litten ja an Folgeerkrankungen des Rauchens. Über etliche Jahre war ich Mitglied in einem ärztlichen Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit“, berichtet er.
Er würde sich freuen, wenn sich
Aufheber ist ein Pfand von 20 Cent pro Zigarette, beziehungsweise vier Euro pro Packung. Zu jeder Packung wird ein Taschenaschenbecher ausgegeben. Wer die Schachtel samt vollem Taschenaschenbecher zurückbringt, erhält sein Geld zurück. Raucher und Raucherinnen werden also nicht finanziell belastet; lediglich der Umweltfrevel wird teuer. Kippen und Packungen werden dem Recycling beziehungsweise der Wertstoffverwendung zugeführt. Dazu gibt es auch eine Petition. durch seine Initiative weitere Menschen dafür begeistern, die Straße sauber zu halten, vielleicht auch mal Müll einzusammeln und in den Mülleimer zu werfen. Er hofft auf Unterstützer und Nachahmer. Da trifft es sich gut, dass der Weg vor seinem Haus auch noch „Grünstraße“heißt.
Um Kippen von der Straße zu verbannen, unterstützt er die Petition zu einem Pfandsystem auf Filterzigaretten und Zigarettenschachteln. 65.000 Unterschriften sind dafür auf der Seite zigarettenpfand.eu gesammelt worden. Klingt etwas utopisch, scheint bei gutem Willen aber machbar, meint Pothmann. „Damit wäre unglaublich viel gewonnen zur Entgiftung unserer Böden und Gewässer, ganz abgesehen davon, dass die Landschaft von Müll entlastet würde.“Das System wäre aus seiner Sicht simpel. Beim Kauf von Zigaretten zahlt man Pfand und bekommt eine Dose. In die werden die Kippen geworfen und später im Geschäft wieder abgegeben.
Noch wartet er auf Resonanz auf seine Aktion. Er hofft, dass mancher sein Anliegen unterstützt. Praktischerweise gibt es in der Nähe seines Schildes auch einen Mülleimer in der Grünstraße.