Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Ein Mann kämpft gegen den Müll

Michael Pothmann wohnt in Wetten und kämpft gegen den Müll auf den Straßen. Vor allem die vielen achtlos weggeworfe­nen Zigaretten­stummel ärgern ihn. Er hat die Grünstraße zur kippenfrei­en Straße erklärt.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Michael Pothmann aus Wetten unternimmt etwas gegen den Müll auf den Straßen. Vor allem die vielen Zigaretten­stummel ärgern ihn.

WETTEN Eine Sache nervt Michael Pothmann schon lange unglaublic­h. Wenn Menschen Müll in die Gegend werfen statt in den Papierkorb. Vor allem wenn Zigaretten­kippen achtlos in die Gegend geschnippt werden, kann er nur noch den Kopf schütteln. „Als umweltbewe­gter Mensch leide ich sehr unter der allgegenwä­rtigen Vermüllung unserer Landschaft. Gerade Kunststoff­e, aus denen Zigaretten­filter ja bestehen, zersetzen sich in der Umwelt sehr langsam und gelangen über den Regen in Gewässer, wo sie zahlreiche üble Wirkungen entfalten können“, berichtet er.

Im vergangene­n Jahr las Pothmann dann von einer Aktion, die Stephan von Orlow, ein Prozessman­ager aus Berlin, gestartet hat. Das Credo der Initiative „Die Aufheber“lautet: Jeden Tag drei herumliege­nde Müllstücke in den nächsten Mülleimer bringen. Pothmann schloss sich der Idee an und sammelt seitdem regelmäßig Müll ein, der am Wegesrand liegt. Dazu hat er immer eine kleine Dose in der Tasche. Die füllt sich unterwegs. Später wandert der Fundabfall dann in die Mülltonne.

Jetzt will er noch weitere dazu animieren, sich an der Aktion zu beteiligen. Er hat kurzerhand die Straße vor seiner Haustür zur „kippenfrei­en Zone“erklärt. Dazu hat er zwei große Schilder aufgehängt. „Ein Anfang ist gemacht. Zuerst wollte ich richtige Blechschil­der drucken lassen, aber das wäre teuer geworden und wer weiß, wie die Reaktionen ausfallen werden“, meint Pothmann.

Dass der 66-Jährige vor allem gegen die Kippen auf der Straße kämpft, hat auch damit zu tun, dass er lange als Internist in einem Krankenhau­s gearbeitet hat. „In dieser Zeit habe ich mich viel mit den schlimmen Folgen des Rauchens, der Nikotinsuc­ht und ihrer Entwöhnung beschäftig­t. Viele meiner Patienten litten ja an Folgeerkra­nkungen des Rauchens. Über etliche Jahre war ich Mitglied in einem ärztlichen Arbeitskre­is Rauchen und Gesundheit“, berichtet er.

Er würde sich freuen, wenn sich

Aufheber ist ein Pfand von 20 Cent pro Zigarette, beziehungs­weise vier Euro pro Packung. Zu jeder Packung wird ein Taschenasc­henbecher ausgegeben. Wer die Schachtel samt vollem Taschenasc­henbecher zurückbrin­gt, erhält sein Geld zurück. Raucher und Raucherinn­en werden also nicht finanziell belastet; lediglich der Umweltfrev­el wird teuer. Kippen und Packungen werden dem Recycling beziehungs­weise der Wertstoffv­erwendung zugeführt. Dazu gibt es auch eine Petition. durch seine Initiative weitere Menschen dafür begeistern, die Straße sauber zu halten, vielleicht auch mal Müll einzusamme­ln und in den Mülleimer zu werfen. Er hofft auf Unterstütz­er und Nachahmer. Da trifft es sich gut, dass der Weg vor seinem Haus auch noch „Grünstraße“heißt.

Um Kippen von der Straße zu verbannen, unterstütz­t er die Petition zu einem Pfandsyste­m auf Filterziga­retten und Zigaretten­schachteln. 65.000 Unterschri­ften sind dafür auf der Seite zigaretten­pfand.eu gesammelt worden. Klingt etwas utopisch, scheint bei gutem Willen aber machbar, meint Pothmann. „Damit wäre unglaublic­h viel gewonnen zur Entgiftung unserer Böden und Gewässer, ganz abgesehen davon, dass die Landschaft von Müll entlastet würde.“Das System wäre aus seiner Sicht simpel. Beim Kauf von Zigaretten zahlt man Pfand und bekommt eine Dose. In die werden die Kippen geworfen und später im Geschäft wieder abgegeben.

Noch wartet er auf Resonanz auf seine Aktion. Er hofft, dass mancher sein Anliegen unterstütz­t. Praktische­rweise gibt es in der Nähe seines Schildes auch einen Mülleimer in der Grünstraße.

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RP-FOTO: POTHMANN Michel Pothmann auf der Grünstraße, die er zur „kippenfrei­en Straße“erklärt hat.

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