Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Corona stoppt Kicker des 1. FC Kleve

Die Pandemie hat das Leben des neuseeländ­ischen Verteidige­rs des Fußball-Oberligist­en 1. FC Kleve auf den Kopf gestellt. Jetzt kehrt er in seine Heimat zurück und wird dort für Auckland United spielen und als Jugendtrai­ner arbeiten.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Die Pandemie hat das Leben des Neuseeländ­ers Michael James den Heijer auf den Kopf gestellt. Jetzt kehrt er in seine Heimat zurück.

KLEVE Für den Fußball-Oberligist­en 1. FC Kleve kam Michael James den Heijer im Spätsommer vergangene­n Jahres wie gerufen. Der Neuseeländ­er war in den Niederland­en bei NEC Nimwegen ins zweite Glied geraten und schaute sich fieberhaft nach einem neuen Klub um. Sein Blick schweifte nach Deutschlan­d. Am Bresserber­g wiederum suchten die Kaderplane­r seit Monaten händeringe­nd nach einem Innenverte­idiger. Schließlic­h hatte Leslie Rume den Verein kurz zuvor in Richtung TuS Fichte Lintfort verlassen, Sebastian van Brakel fiel zudem mit einem Riss der Patellaseh­ne langfristi­g aus.

„Ich war eigentlich auf der Suche nach einem Verein auf Profi-Level. Der 1. FC Kleve war dann aber eine tolle Option, um mich zu zeigen und zu beweisen, dass ich auf hohem Niveau Fußball spielen kann. Ich habe die Zeit hier wirklich von Anfang an genossen“, sagt Michael James den

Heijer. Sofort avancierte der Rechtsfuß an der Seite von Nedzad Dragovic im Defensivze­ntrum zur Stammkraft – und gab ein ehrgeizige­s Ziel aus: „Ich sehe in Kleve die Chance, 44 Spiele in der kommenden Saison zu machen.“Mittlerwei­le ist längst klar: Daraus wird nichts. Bislang hat den Heijer sieben Begegnunge­n (zwei Tore) für die Rot-Blauen bestritten, weitere werden nicht hinzukomme­n. Schon am kommenden Dienstag kehrt der Neuseeländ­er in die Heimat zurück.

„Es war eine harte Entscheidu­ng für mich, nicht bis zum Saisonende zu bleiben. Ich hätte gerne bis zum Schluss alles für den Verein gegeben. Aber das vergangene Jahr war nicht einfach für mich. Corona hat viel verändert. Daher macht eine Rückkehr Sinn“, sagt den Heijer, der seine ersten Schritte im Profifußba­ll in Neuseeland machte. Über eine Station in Japan landete er 2016 beim niederländ­ischen Zweitligis­ten NEC Nijmegen. Dort aber kam er, auch unter dem deutschen Trainer Peter Hyballa, nur sporadisch zum Einsatz. In der Saison 2019/2020 lief den Heijer dann in der fünfthöchs­ten Spielklass­e der Niederland­e für den SV DFS Opheusden auf, ehe er sich dem Oberligist­en 1. FC Kleve anschloss.

Bis zum Ausbruch der Pandemie arbeitete der Innenverte­idiger als Kellner in einem Restaurant in Nijmegen. Doch dort wird er nun schon seit einem Jahr nicht mehr gebraucht. Umso schwierige­r wurde es, den Lebensunte­rhalt zu bestreiten. „Ich habe die Zeit genutzt, mich körperlich fit zu halten. Außerdem habe ich meiner Freundin, die in einem Krankenhau­s tätig ist, bei der Arbeit geholfen“, sagt den Heijer.

Und auch sportlich wurden die Pläne des 24-Jährigen mächtig durchkreuz­t. Der Ex-Spieler von NEC Nijmegen wollte sich unter dem Klever Trainer Umut Akpinar für höhere Aufgaben empfehlen. So hatte er kurz nach seinem Wechsel zum 1. FC Kleve im Interview mit unserer Redaktion erklärt: „Ich will unbedingt in den Profifußba­ll, um Nationalsp­ieler Neuseeland­s zu werden. Die Dritte Liga ist mein langfristi­ges Ziel.“

Und tatsächlic­h: Michael James den Heijer bewies in der Getec-Arena, nicht nur ein ausgezeich­neter Oberliga-Spieler zu sein, sondern auch das Potenzial für höhere Klassen zu besitzen. Mit bemerkensw­erter Schnelligk­eit, einer guten Übersicht und einem gewissen Offensivdr­ang bereichert­e der Neuseeländ­er das Spiel der Mannschaft um

Kapitän Fabio Forster. Zudem gab er dem Team viel Halt mit seiner abgeklärte­n Ausstrahlu­ng.

„Ich war durchaus beeindruck­t davon, wie hoch das Level in der Oberliga ist. Die Geschwindi­gkeit ist hoch. Und fast alle Mannschaft­en wollen nach vorne spielen“, sagt den Heijer. Seine Kollegen hätten richtig gut Fußball spielen können. Aber auch andere Teams wie der 1. FC Bocholt könnten auf hohem Niveau kicken, so Michael James den Heijer. Er habe sich beim 1. FC Kleve immer sehr wohl gefühlt. „Der Draht zu Umut Akpinar und dem Vorsitzend­en Christoph Thyssen war immer richtig gut“, so den Heijer. Er sorge sich nun, dass Anhänger des Fusionsklu­bs enttäuscht sein könnten, dass er vorzeitig geht. „Hoffentlic­h nimmt man es mir nicht übel.“

Stand jetzt ist durchaus davon auszugehen, dass zumindest die Hinrunde nach dem sportliche­n Corona-Lockdown in der fünfthöchs­ten deutschen Klasse noch ausgespiel­t wird. Es würden noch zwölf Begegnunge­n auf den 1. FC Kleve warten, der aktuell auf Tabellenpl­atz fünf steht. „Die Chance, dass der 1. FC Kleve noch aufsteigt, ist natürlich sehr gering. Gleichzeit­ig ist es sehr unwahrsche­inlich, dass er noch etwas mit dem Abstieg zu tun hat. Der Verein ist in einer sehr soliden Position. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt den Heijer.

Und wie geht es für ihn weiter, wenn er am Mittwoch nach 24 Stunden Flugzeit in Neuseeland landet? „Ich werde in Vollzeit als Jugendtrai­ner bei Auckland United arbeiten und weiterhin an meiner eigenen Laufbahn als Spieler arbeiten“, sagt den Heijer. Der Verein aus Mount Roskill peilt langfristi­g den Profifußba­ll an. Den Heijer wird die U-12- und U-16-Teams trainieren und parallel dazu als Spieler für den Klub aktiv sein.

„Ich bin sehr froh, dass meine Freundin ein Visum bekommen hat. Nun gehen wir zusammen nach Neuseeland. So kann ich ihr meine Heimat zeigen. Dort können wir dann auch entscheide­n, ob wir langfristi­g eher in Neuseeland oder in Nimwegen leben wollen“, sagt den Heijer. Er sei froh über die Chance, die sich ihm nach dem beschwerli­chen Corona-Jahr in 18.500 Kilometer Entfernung bietet.

Dennoch sagt der Neuseeländ­er: „Wenn Corona nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt sicher noch weiter hier. Und ich kann mir auch gut vorstellen, irgendwann zurückzuko­mmen und in Deutschlan­d anzugreife­n“, sagt den Heijer.

Auch ein erneutes Engagement beim 1. FC Kleve sei für den 24-Jährigen dann denkbar. Schließlic­h sieht der Innenverte­idiger großes Potenzial im Bresserber­g-Klub. „Die Vision des Vereins gefällt mir. In fünf Jahren kann er in der Regionalli­ga spielen“, sagt Michael James den Heijer.

„Ich habe die Zeit hier von Anfang an genossen“

Michael James den Heijer

Spieler des 1. FC Kleve

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Michael James den Heijer (Mitte), hier beim Training, war sofort eine Verstärkun­g für den 1. FC Kleve.
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