Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Das sind die Hintergrün­de zu den Greensill-Millionen

Wer empfahl der Stadt Emmerich die Einlage von sechs Millionen Euro bei der Bremer Bank? Eine Zeitung aus der Schweiz hat eine Erklärung.

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

EMMERICH Die Emmericher CDU hat die Landrätin gebeten, sich um die Emmericher Greensill-Verluste zu kümmern. Als Dienstaufs­icht solle sie und ihre Behörde den „Finanzskan­dal“aufklären.

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende Matthias Reintjes wirft der SPD zudem eine Verharmlos­ung des Falls vor. SPD-Chef Mölder habe argumentie­rt, dass die Stadt Emmerich ja nicht alleine, sondern neben weiten 50 Kommunen betroffen und eine Sonderrats­sitzung nur politische­r Aktionismu­s sei.

Matthias Reintjes: „Bei der Aussage kann man nur mit dem Kopf schütteln. Es gibt in Deutschlan­d knapp 11.000 Kommunen. Das bedeutet also, dass 99,5 Prozent der Kommunen kein Geld bei Greensill angelegt haben.“Hier müsse die Frage erlaubt sein, warum gerade die Stadt Emmerich zu den 0,5 Prozent der geschädigt­en Kommunen gehöre. „Es ist Kernaufgab­e des Rates, den Bürgermeis­ter und die Verwaltung zu kontrollie­ren. Wer sich als gewähltes Ratsmitgli­ed jetzt wegduckt, kann auch gleich zurücktret­en“, schreibt Reintjes.

Derweil kursiert ein Film von Radio Bremen in der Emmericher Politik. In der Sendung „buten un binnen“ geht es um Greensill Bank in Bremen. Die Sendung stammt aus November 2020. Der Tenor: Vorsicht bei Geldanlage­n!

Dennoch sprach Bürgermeis­ter Peter Hinze in der vergangene­n Woche davon, dass die Verwaltung die sechs Millionen Euro bei Greensill in Bremen angelegt habe, weil ein „seriöser Finanzverm­ittler“das empfohlen habe. Wer der Vermittler war, ist eine Frage für die Sondersitz­ung des Rates am 23. März.

In einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung wird beschriebe­n, wie die Empfehlung­en für Greensill in der Regel zustande kamen. Die Zeitung aus der Schweiz schreibt: „Die Verbindlic­hkeiten der Bremer Greensill gegenüber den Kunden betrugen Ende 2019 fast 3,3 Mrd. €. Etwa ein Drittel davon erhielt das

Institut von Privatanle­gern vor allem über Zinsvergle­ichsportal­e wie Weltsparen und Zinspilot, hinter denen die Startups Raisin aus Berlin und Deposit Solutions aus Hamburg stehen. Gelder kamen aber auch über allgemeine Vergleichs­portale wie Check 24.“

Sollte es zutreffen, dass auch Emmerich auf diese Weise in Bremen angelegt hat, dürfte ein juristisch­es Verfahren programmie­rt sein, bei dem sich institutio­nelle Anleger zusammensc­hließen und Schadenser­satz von Portal-Betreibern fordern. Oder auch von der Bankenaufs­icht, die nicht rechtzeiti­g gewarnt hat.

Mehrere Zeitungen berichten, dass die Greensill Bank seit Monaten im Visier der Prüfer der privaten Einlagensi­cherung des Bankenverb­andes (BDB) sowie der Finanzaufs­icht gestanden haben soll. Vor allem das unglaublic­h hohe Wachstum soll 2020 aufgefalle­n sein.

Die Australier hatten im Jahr 2017 die damalige schwächeln­de Bremer Nord-Finanz Bank übernommen und in Greensill Bank umbenannt. Somit verfügten sie über eine deutsche Banklizenz. Die Bilanzsumm­e der Bank wuchs danach von 665 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2019. Im vergangene­n Jahr wiesen die Bücher 4,5 Milliarden Euro auf.

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RP-FOTO (ARCHIV): CHRISTIAN HAGEMANN Sechs Millionen im Eimer? Der Emmericher Eimer am Obi-Kreisverke­hr in Alarmfarbe­n.

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