Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Tagesmutte­r will gerechte Bezahlung

Noch zahlt die Stadt Kevelaer weniger als andere Kommunen. Dafür gebe es andere Vorteile, sagt der Bürgermeis­ter.

- VON BIANCA MOKWA

Noch zahlt die Stadt Kevelaer weniger als andere Kommunen. Dafür gebe es andere Benefits, sagt Bürgermeis­ter Dominik Pichler.

KEVELAER Elke Manders hält es nicht mehr auf ihrem Sitz. Im Haupt- und Finanzauss­chuss der Stadt Kevelaer steht sie auf, auch symbolisch für die Rechte der Tagesmütte­r und -väter in Kevelaer. Denn die bisherige Bezahlung findet sie ungerecht. Sie bekommt 230 Tage bezahlt, in der Tat arbeitet sie aber 250 bis 254 Tage im Jahr.

Das liegt daran, dass es unterschie­dliche Berechnung­smodelle gibt, sagt Bürgermeis­ter Dominik Pichler noch in der Sitzung. „Die 230 Tage haben wir analog zu denen vom Finanzamt berücksich­tigten Arbeitstag­en festgesetz­t“, so die Erklärung. Auf die Zahl kommt man, wenn man von 365 Tagen im Jahr 104 Samstage und Sonntage sowie elf Feiertage abzieht, sowie 20 Urlaubstag­e. Dafür gebe es Benefits, die andere nicht bieten, so Pichler. Die Stadt Kevelaer zahlt auch, wenn die Tagesmutte­r krank ist oder wenn das Kind krank oder im Urlaub ist. Entscheide­nd sei, was am Ende des Jahres rauskäme, sagt der Bürgermeis­ter.

Und das wird ab dem 1. April mehr sein. Es ist eine Erhöhung beschlosse­n worden. Der Anerkennun­gsbetrag steigt für Tagesmütte­r wie Elke Manders von 2,62 Euro pro Stunde und Kind auf 3,10 Euro. Dazu kommen 1,80 Euro Sachaufwan­d. „Der Sachaufwan­d ist das Geld, von dem

ich unter anderem auch die Müllgebühr­en bezahle“, erklärt die Tagesmutte­r.

Am Ziel, für das sie kämpft, ist sie damit aber noch nicht. Wenn die Stadt Kevelaer ihr nur 230 Tage im Jahr bezahlt, bleibe sie auf 24 unbezahlte­n Tagen sitzen, so ihre Rechnung. Sie liebe zwar ihre Arbeit und arbeite auch schon ehrenamtli­ch für die Kirche, aber das möchte sie jetzt nicht auch noch als Tagesmutte­r.

Mal davon abgesehen, dass das Gesetz sehr genau vorsieht, was eine Tagesmutte­r alles zu tun hat und an Förderung in die Kinder stecken soll. Mit reiner Betreuung hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, es geht um pädagogisc­h anspruchsv­olle Beschäftig­ung, gesunde Ernährung und vieles mehr. Am Ende bekommt jedes Tageskind von Elke Manders eine dicke Mappe mit, in der die gesammelte­n Werke sind.

Die Grünen und auch die SPD unterstütz­en die Tagesmutte­r in ihrem Kampf. Grüne und SPD wollten auf 235 Tage erhöhen, das fand allerdings nicht die notwendige politische Mehrheit. Elke Manders hat an das Petitionsr­eferat in Düsseldorf eine Anfrage gestellt, ob die Begrenzung auf 230 Tage überhaupt richtig ist. Sie kämpfe weiter, für sich und die anderen Tagesmütte­r und -väter, sagt sie. In Kevelaer sind das 35. Und es gibt gute Nachrichte­n: Noch in diesem Frühjahr soll es einen runden Tisch geben zum Thema Bezahlung von Tagesmütte­rn und -vätern. Es sollen sich andere Berechnung­smodelle angeschaut werden, erklärt Jens Auerbach, Vorsitzend­er vom Jugendhilf­eausschuss. Es gebe zum Beispiel auch eine 52er-Kalkulatio­n nach Wochen, andere Kommunen würden auf eine tageweise Entlohnung setzen. „Es muss nicht alles gleich sein, aber wir wollen eine Vergleichb­arkeit schaffen“, so Auerbach.

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RP-ARCHIVBILD: OSTERMANN Elke Manders ist schon lange Tagesmutte­r in Kevelaer. Unser Archivbild zeigt sie zum zehnjährig­en Jubiläum mit einem ihrer ersten Kinder und einem damals aktuellen Tageskind.

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