Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Unglücksra­be Stindl passte ins Gesamtbild

Der Kapitän vergab vom Elfmeterpu­nkt die größte Chance. Davor hatte sich seine Rückkehr in Augsburg zunächst positiv ausgewirkt.

- VON HANNAH GOBRECHT

So wie gegen den FC Augsburg ist Lars Stindl in seiner Karriere als Profi noch nie vom Elfmeterpu­nkt gescheiter­t. 2015 parierte der damalige Schalker Torwart Ralf Fährmann seinen Versuch, bei Stindls Nachschuss hatte er allerdings keine Chance. 2016 ballerte Stindl den Ball aus elf Metern gegen den Hamburger SV an die Latte. Am Freitagabe­nd verschoss Stindl dann den dritten Elfmeter seiner Karriere. Und es war nicht mal knapp, der Ball ging einen halben Meter am Pfosten vorbei. Rafal Gikiewicz hatte sich für die andere Ecke entschiede­n.

Dabei wäre Stindls Tor das logische Resultat einer bis dahin dominanten ersten Hälfte der Gladbacher gewesen. Die zahlreiche­n Chancen, der Spielverla­uf, Nico Elvedis Rettungsta­t gegen den einschussb­ereiten André Hahn und der Elfmeterpf­iff auf der anderen Seite wenige Sekunden später nach einem guten Dribbling von Marcus Thuram – Borussia hatte in diesem Moment in der 38. Minute das Spielglück, das sich Rose mit seinem Team wieder erarbeiten wollte. Und ging damit in Person von Stindl fahrlässig wie mit jeder Torchance bis dahin um.

„Der Elfmeter geht auf meine Kappe. Tut mir leid für die Truppe, weil wir so viel investiert und uns nicht belohnt haben“, sagte der enttäuscht­e Kapitän nach dem Spiel. Zuvor hatte er seine zurücklieg­enden elf Elfmeter verwandelt, die meisten davon sehr souverän und alleine sechs davon in der laufenden Saison. Dass ausgerechn­et Stindl nun derjenige war, dem in der aktuellen Krisensitu­ation ein vermeintli­ch einfaches Tor nicht gelingen wollte, passt ins aktuelle Gesamtbild, das der Klub abgibt.

Zwar glich Florian Neuhaus mit einem präzisen Schuss die Führung von Ruben Vargas in der 68. Spielminut­e noch aus, danach machten es die Gladbacher den Augsburger­n bei deren seltenen Angriffen aber viel zu einfach. Die letzte Aggressivi­tät im Zweikampf und im Verteidige­n fehlte im Kollektiv beim 1:2, um die flache Hereingabe von Felix Uduokhai, die Ballannahm­e von André Hahn und den Abschluss von Marco Richter zu verhindern – von der Effektivit­ät der Augsburger, die insgesamt drei von drei Schüssen aufs Tor versenkten, war Borussia weit entfernt.

„Nach dem Ausgleich wollten wir vielleicht zu früh zu viel, dann kriegen wir so ein Kuddelmudd­el-Gegentor“, sagte Stindl, der nach seiner abgesessen­en Gelbsperre wieder zurück war und mehrmals auf Höhe der Mittelinie die Bälle eroberte und gefährlich­e Kontersitu­ationen einleitete. Seine Sicherheit und Präsenz war enorm wichtig, das sah man bereits

in der Anfangspha­se. Umso unglücklic­her, dass er seinen guten Auftritt mit dem verschosse­nen Elfer zunichte machte. Denn im Anschluss war dem 32-Jährigen, der in der vergangene­n Saison mit seinen beiden Treffern in Augsburg dafür gesorgt hatte, dass Gladbach erstmals in der Bundesliga dort gewinnen konnte, das Grübeln anzumerken.

„Wir dürfen nicht aufstecken, sondern müssen weitermach­en. Mit irgendwelc­hen Tabellenko­nstellatio­nen brauchen wir uns jetzt erstmal nicht mehr beschäftig­en. Wir müssen einfach dringend mal wieder ein Spiel gewinnen“, machte Stindl deutlich. 33 Punkte haben die Gladbacher aktuell. Seit dem 4:2-Sieg gegen Borussia Dortmund am 22. Januar sind nur zwei Zähler hinzugekom­men. Am Dienstag (21 Uhr/Sky) geht es mit dem Champions-League-Rückspiel gegen Manchester City weiter, bevor das Auswärtssp­iel beim FC Schalke 04 (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) ansteht. Es ist das nächste Krisenduel­l.

 ?? FOTO: MATTHIAS BALK/DPA ?? Lars Stindl schoss in Augsburg erstmals in seiner Profikarri­ere einen Elfmeter am Tor vorbei. Er beklagte, dass seine Mannschaft später nach dem Ausgleich „vielleicht zu früh zu viel“wollte und im Gegenzug ein „Kuddelmudd­el-Gegentor“kassierte.
FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Lars Stindl schoss in Augsburg erstmals in seiner Profikarri­ere einen Elfmeter am Tor vorbei. Er beklagte, dass seine Mannschaft später nach dem Ausgleich „vielleicht zu früh zu viel“wollte und im Gegenzug ein „Kuddelmudd­el-Gegentor“kassierte.

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