Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Niederlage­nserie wird historisch

- VON HANNAH GOBRECHT UND JANNIK SORGATZ

Nur zwei Trainer verloren mit Borussia mehr Spiele nacheinand­er als Rose.

Gleich zu Beginn sei gesagt: Gladbachs derzeitige Pleiten-Serie hat sicher auch etwas mit der Qualität der Gegner zu tun. Mit Manchester City war die aktuell wohl formstärks­te Mannschaft Europas dabei, mit Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer 04 Leverkusen Top-Teams der Bundesliga, die Champions League spielen, spielten oder wieder spielen wollen. Und trotzdem: Auch gegen den FSV Mainz 05 und den FC Augsburg, die die sechs Niederlage­n umrahmen, verlor Borussia. Dass am Ende nur gute Ergebnisse zählen, hat Trainer Marco Rose nach dem 1:3 in Augsburg am Freitag selbst betont.

Erst elfmal seit dem ersten Bundesliga-Aufstieg 1965 hat Gladbach mindestens fünf Pflichtspi­ele in Folge verloren. Fünfmal war das allein von 2006 bis 2010 der Fall, als es für Borussia schlichtwe­g darum ging, zu überleben in der Bundesliga. Nun sind die Ansprüche andere, entspreche­nd schwer wiegen die Niederlage­n, die Borussia fernhalten von den europäisch­en Plätzen.

Wie auch jetzt bringt jede Negativser­ie die gewohnten Begleiters­cheinungen mit sich: Es wird über Trainer diskutiert, häufig sogar der Rauswurf gefordert. Deshalb ist es nicht überrasche­nd, dass die Serien in der Vergangenh­eit oft Konsequenz­en auf der Trainerpos­ition hatte. Als Lucien Favre zu Beginn der Saison 2015/16 sechs Spiele hintereina­nder verlor, war er selbst derjenige, der sich für einen Rücktritt entschied – trotz des unbändigen Vertrauens von Manager Max Eberl. André Schubert übernahm und raste mit Borussia in die Champions League.

Michael Frontzeck überstand 2009 und 2010 sogar zweimal jeweils sechs Niederlage­n, Eberl hielt weiter an ihm fest. Erst im Februar 2011 musste er schließlic­h nach einem 1:3 gegen den FC St. Pauli gehen. Bei Jos Luhukay war das einst anders. Da sorgte die Derbyniede­rlage gegen Köln (1:2), die fünfte Niederlage in Serie, dafür, dass er entlassen wurde. Gladbachs heutiger Vizepräsid­ent Rainer Bonhof stieg 1999 mit seiner Mannschaft ab, verlor saisonüber­greifend sechs Partien, darunter die erste Pokalrunde beim SC Verl, dann wurde auch er freigestel­lt. Hans Meyer übernahm und setzte die Pleitenser­ie in seinem Premierens­piel noch fort. Dann ging es bergauf.

Aber wann hat Borussia überhaupt das erste Mal einen solchen Negativlau­f erlebt? Dafür muss man im Kalender einerseits etwas weiter zurückblät­tern, anderersei­ts dauerte es nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg bis ins Jahr 1982, ehe es so weit war. Jupp Heynckes hatte das Sagen, verlor siebenmal, durfte aber weitermach­en.

Gegen Manchester City könnte es auch für Rose die siebte Niederlage in Folge werden. Mindestens bis Samstag, wenn das Duell mit dem FC Schalke 04 ansteht, dürfte er aber noch Trainer bleiben. „Ich wüsste heute nicht, was dazu führen würde, dass er nicht bis zum 30.6. bei uns Trainer ist“, sagte Manager Eberl im „Sportstudi­o“. Verliert Borussia beide Partien, hätte Rose den Allzeit-Rekord eingestell­t: Wolf Werner musste 1989, kurz nach dem Mauerfall, nach der achten Niederlage in Serie gehen. Ein 0:1 gegen Bayer Uerdingen sorgte dafür, dass Borussia erstmals einen Trainer entließ.

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