Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die Jugend ist nicht überall wieder am Ball
Beim SV Straelen und dem 1. FC Kleve trainiert der Nachwuchs wieder. Doch einige Klubs üben sich mit Blick auf die steigenden Inzidenzwerte im Land und im Kreis Kleve noch in Zurückhaltung. Sie wollen die Entwicklung abwarten.
Beim SV Straelen trainiert der Fußball-Nachwuchs wieder. Andere Klubs warten mit Blick auf die steigenden Inzidenzwerte dagegen noch ab.
KREIS KLEVE Der jüngere Fußball-Nachwuchs darf seit gut einer Woche wieder in Teamstärke auf den Platz. Bis zu 20 Kinder im Alter bis 14 Jahren können gemeinsam trainieren, wenn der Inzidenzwert in Nordrhein-Westfalen unter der kritischen Marke von 100 bleibt. Beim SV Straelen und dem 1. FC Kleve ist der Nachwuchs deshalb wenigstens bei den Übungseinheiten wieder am Ball. Doch es gibt auch Klubs, die sich gerade mit Block auf die steigenden Inzidenzwerte
„So lange wir die Chance dazu haben, werden wir das Training auch fortsetzen“
Dirk Otten Jugendkoordinator des SV Straelen
im Land und besonders im Kreis Kleve, wo die Marke von 100 bereits wieder überschritten ist, in Zurückhaltung üben. Sie wollen die weitere Entwicklung erst einmal abwarten.
Beim SV Straelen trainiert mittlerweile sogar die komplette Jugend-Abteilung. Die Kinder im Alter bis 14 Jahren sind in Teamstärke auf dem Platz, der ältere Nachwuchs übt in Zweiergruppen in abgesteckten Spielflächen mit dem vorgeschriebenen Abstand. „Wir sind der Überzeugung, dass dies der richtige Weg ist, wenn wir wieder die Möglichkeit dazu haben. Es ist wichtig, dass die Kinder wieder in Bewegung sind“, sagt Dirk Otten, Jugendleiter des SV Straelen. „Und so lange wir die Chance dazu haben, werden wir das Training auch fortsetzen.“
Es bedurfte allerdings umfangreicher Vorbereitungen, um den Nachwuchs wieder einen Übungsbetrieb zu bieten. „Wir haben uns tagelang mit der Schutzverordnung des Landes auseinandergesetzt. Ich habe dann auch noch bei einem Rechtsanwalt nachgefragt, ob wir alles richtig machen“, so Otten. Zudem habe es ein Gespräch mit der Stadt gegeben, die Grünes Licht für die Pläne des Vereins gegeben hat. Der SVS hat zudem ein umfangreiches Hygienekonzept dafür erstellt, dass der Nachwuchs wieder auf den Platz kann.
Beim 1. FC Kleve sind die Jugend-Mannschaften bis zur Altersklasse U15 seit Freitag wieder im Training. „Die Jugend-Abteilung hat das gewünscht. Der Verein hat dann ein Hygienekonzept erarbeitet, um das möglich zu machen – in dem Wissen, dass alles auch schnell wieder vorbei sein kann. Denn schließlich steigen die Inzidenzwerte“, sagt Christoph Thyssen, Vorsitzender des 1.FC Kleve. Thyssen ist einerseits froh, „dass die Kinder unseres Vereins sich jetzt wieder sportlich betätigen können“. Er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er selbst lieber noch „ein bisschen gewartet hätte“mit dem Startschuss für das Nachwuchstraining.
Siegfried Materborn will mit dem Nachwuchs jetzt noch nicht zurück auf den Platz. Allerdings hat die Jugend-Abteilung beschlossen, dass sie den Kindern mit Beginn der Osterferien am 27. März ein sportliches Angebot machen will, wenn dies dann noch erlaubt sein sollte. „In den Ferien haben wir ganz andere Möglichkeiten, weil wir das Training auf den Plätzen dann über den ganzen Tag verteilen können“, sagt Markus Maas, Leiter der Jugend-Abteilung von Siegfried Materborn. Die Abteilung wolle bei den Planungen für die Ferien auf jeden Fall die Trainer mit ins Boot nehmen.
Auch der Nachwuchs des TSV Weeze kehrt vorerst nicht auf den Platz zurück. „Der Sportplatz bleibt erst einmal geschlossen. Das haben wir am Wochenende entschieden“,
Andreas Ingenbleek Jugend-Abteilungsleiter des TSV Weeze
sagt Andreas Ingenbleek, Leiter der Fußball-Jugendabteilung. „Dass der Inzidenzwert im Kreis Kleve und in Weeze über 100 liegt, ist besorgniserregend.“Der Verein wisse, dass es für seine Entscheidung auch Kritik von den Mitgliedern geben werde. „Wir möchten den Kindern auch gerne ein sportliches Angebot machen. Doch nicht unter diesen Voraussetzungen“, so Ingenbleek.
Bei der SGE Bedburg-Hau gibt es ebenfalls noch kein Grünes Licht für die Rückkehr der Jugend auf den Fußball-Platz. „Wir verzeichnen im Kreis Kleve steigende Inzidenzwerte. Deshalb ist uns das Risiko, den Trainingsbetrieb für die Kinder wieder aufzunehmen, zu groß. Und auch das Bauchgefühl spricht dagegen“, sagt SGE-Vorsitzender Björn Mende. Dem Verein sei durchaus bewusst, wie wichtig es sei, dass der Nachwuchs nach langer Pause wieder trainiert. Trotzdem wolle man die Entwicklung in dieser Woche erst einmal abwarten. „Im November, als der Inzidenzwert noch bei 60 lag, mussten wir in den Lockdown. Und jetzt dürfen die Anlagen für den Nachwuchs bei einem Wert von mehr als 100 wieder geöffnet werden dürfen. Das passt für mich nicht“, so Mende.
Der Kevelaerer SV darf noch nicht zurück auf den Platz. Die Stadt hat die Anlagen noch bis zum 22. März gesperrt. „Wenn wieder trainiert werden kann, wollen wir mit den Übungsleiter absprechen, was wir machen. Wir werden ihnen aber freistellen, ob sie für ihre Teams wieder ein Training anbieten“, sagt Jugendobmann Uwe Wassen. Er plädiert dafür, die schon seit mehr als vier Monaten unterbrochene Saison abzubrechen, „um dann nach den Sommerferien hoffentlich vernünftig wieder bei Null anfangen zu können“.
Beim SV Vrasselt haben sich, so der kommissarische Jugendleiter Sascha Brouwer, alle Nachwuchs-Trainer einhellig dafür ausgesprochen, den Übungsbetrieb noch nicht wieder aufzunehmen. „Wir wollen mit Blick auf den steigenden Inzidenzwert kein Risiko eingehen. Sobald es unserer Meinung nach wieder zu verantworten ist, werden wir loslegen“, sagt Brouwer, der auch Trainer der Bezirksliga-Mannschaft des Emmericher Klubs ist. Gerade mit Blick auf Corona-Ausbrüche in Kindergarten blickt er allerdings nicht allzu optimistisch in die nähere Zukunft. „Ich glaube, dass sich die Themen Nachwuchstraining und Fortsetzung der unterbrochenen Saison schon bald von selbst erledigt haben wird“, sagt Sascha Brouwer.
„Wir möchten Kindern ein Angebot machen, aber nicht unter diesen Voraussetzungen“