Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Wann der Fiskus in NRW die Steuererklärung genau prüft
Eigentlich werden Steuererklärungen beleglos abgegeben und oft nur abgehakt. Doch bei manchen Punkten wird genau hingeschaut, zeigt ein Papier.
DÜSSELDORF Um Arbeit zu vereinfachen, sollen Bürger ihre Steuerklärung ohne Belege abgeben. So lautet die Linie der NRW-Finanzbehörden. Doch gleichzeitig haben sich die NRW-Finanzämter doch entschieden, bestimmten Sachverhalten genauer nachzugehen, um Betrug zu vermeiden. Was sie am meisten interessiert, zeigt dabei eine Liste der „Prüffelder“, die unsere Redaktion über die Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe erhielt. „Ich bin kein großer Freund von dieser Transparenz“, sagt Thomas Eigenthaler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, „mit den Prüffeldern wird ja auch bekannt, was die Behörden möglicherweise weniger interessiert.“
Bei den Checks in diesem Jahr steht jedenfalls schon einmal fest, dass im ganzen Land untersucht wird, ob bestimmte Geschäfte wirklich Gewinn bringen sollen oder ob es sich nur um die Pflege eines Hobbys handelt, das von der Steuer abgesetzt wird. „Das ist ein dauerhaftes Streitthema“, sagt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler: „Wer dauerhaft rote Zahlen schreibt, muss mit Nachfragen rechnen.“
An 16 Finanzämtern des Landes, darunter Düsseldorf Altstadt,
Düsseldorf-Nord, Duisburg, Essen Nord-Ost, Bergisch Gladbach, KölnSüd, Remscheid und den beiden Finanzämter in Bonn, soll dieses Jahr geprüft werden, ob beim Verkauf der Anteile an Kapitalgesellschaften alles korrekt lief.
Sehr viele Bürger könnte dagegen treffen, dass in zwölf Finanzämtern untersucht werden soll, ob Einnahmen oder Verluste aus Vermietungen richtig berechnet wurden. Zu diesen Finanzämtern gehören Aachen-Stadt, Düsseldorf-Süd, Köln Altstadt, Köln-West, Siegburg und St. Augustin. „Da wird geprüft, ob eine Mietwohnung in Wahrheit eine Ferienunterkunft des Vermieters ist“, sagt Klocke, „oder ob die Ausgaben richtig zugeordnet wurden.“Die dritte Prüfwelle hängt mit Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit zusammen. Hier machen sechs Finanzämter mit, darunter Kamp-Lintfort, Marl, Mülheim, Schleiden und Siegburg. Dies kann bedeuten, die Kosten der doppelten Haushaltsführung zu prüfen.
Es bleibt abzuwarten, so Klocke, ob die Finanzbeamten sich viel damit beschäftigen werden, ob Kosten fürs Homeoffice während der Pandemie nachvollziehbar sind. Sie hält es für denkbar, dass die Behörden oft auf Prüfungen verzichten, weil es um überschaubare Beträge geht.