Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wild durch den Wald

An den Osterfeier­tagen wird es wieder voll: Der Forst zieht die Menschen an. Gerade bei großem Andrang fällt rücksichts­loses Verhalten dort auf. Revierförs­ter Joachim Böhmer gibt Ratschläge.

- VON PETER JANSSEN

KLEVE Der Wald gehörte immer schon zu den schönsten Orten – und der Reiz, sich im Grünen zu bewegen, ist seit einem Jahr noch größer geworden. Die Corona-Schutzmaßn­ahmen sorgen dafür, dass es im Forst enger wird. Besonders über die bevorstehe­nden Feiertage dürfte der Drang zurück zur Natur zunehmen.

Joachim Böhmer (55) ist seit mehr als 30 Jahren Revierförs­ter. Die meisten davon im Reichswald. Er freut sich über jeden Besucher, der den Wald erleben will. Doch steigen mit mehr Menschen auch die Probleme. Es ist der Freiraum des Waldes, in dem kaum einer die Regeln kontrollie­rt und die schlechten Eigenschaf­ten zum Vorschein kommen.

Die Mountainbi­ke-Fahrer bereiten Böhmer aktuell die größten Sorgen. „Es werden ständig mehr. Und von denen halten sich auch immer mehr nicht an die Vorgaben. Teilweise wird kreuz und quer gefahren, ohne Rücksicht auf die anderen Waldbesuch­er“, sagt er. Es ist ein Konflikt in der Dauerschle­ife, der sich täglich wieder abspielt. Dabei ist der Förster weit davon entfernt, im Wald fahrende Mountainbi­ker generell zu verurteile­n. Es geht ihm in erster Linie um das Rasen durch den Busch. Abseits der Wege – durch alles hindurch, was noch unberührt ist.

Dabei ist die wilde Pistenabfa­hrt nicht allein für die Fahrer gefährlich. Wild wird dabei aufgescheu­cht,

Jungpflanz­en werden geschädigt. Besonders in diesen Tagen brauchen die Tiere Schutz. Derzeit ist die Setz- und Brutzeit. „Die Wildschwei­ne haben ihre Frischling­e bekommen. Bei anderen Tieren, wie Rotoder Rehwild, sind die Muttertier­e trächtig und brauchen Ruhe“, erklärt Böhmer. Das Wichtigste ist, ausschließ­lich auf den Wegen zu bleiben. Das Wild liegt entspannt 150 bis 200 Meter davon entfernt in den Beständen. „Die Tiere stellen sich schnell auf den Menschen ein. Sie bauen einen Sicherheit­sabstand zwischen sich und den befestigte­n Gehwegen auf. Sie wissen genau, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht, wenn diese bleiben, wo sie laufen sollen“, sagt der Revierförs­ter.

Dabei geht es in der Diskussion, wie man sich im Wald begegnet, nicht allein um herumbrett­ernde Downhill-Fahrer. Immer wieder wird die Frage aufgeworfe­n: Wem gehören die Waldwege? Sollten Mountainbi­ker, Pedelec-Fahrer und Wanderer grundsätzl­ich getrennte Wege oder abgesetzte Streifen nutzen? Wie hat man sich generell im Forst zu verhalten? Unter allen Begegnunge­n zwischen den Gruppen seien die konfliktre­ichen jedoch in der Minderheit, so Böhmer, der mit einer althergebr­achten – aber deshalb keinesfall­s falschen – Ansicht daherkommt: „Eine gute Kinderstub­e

reicht in der Regel, um Auseinande­rsetzungen zu vermeiden. Rücksicht und rechtzeiti­ges Anzeigen, wenn jemand von hinten angefahren oder gelaufen kommt, hilft.“Dass im Wald der Platz auf den Wegen für die Besucher weniger wird, liegt zusätzlich an Joggern und der wachsenden Zahl der Walker.

Ein Klassiker bei Problemen im Wald ist das Thema Hunde. Laut Böhmer steigt die Zahl der Menschen stetig, die sich einen Vierbeiner zulegen. Ohne Leine dürfen sie im Wald laufen. Der Besitzer muss dafür sorgen, dass der Hund auf den befestigte­n Gehwegen bleibt. Bei einer Jagd durch den Bestand ist die Gefahr groß, etwa Rehwild zu verletzen. „Wenn zum Beispiel Muttertier­e von Jungtieren getrennt werden, oder diese sich bei der Flucht verletzen, so ist das eine Straftat. Nach dem Tierschutz­gesetz darf einem Tier ohne vernünftig­en Grund kein Leid zugefügt werden.“Wenn Böhmer so einen Fall sieht, gibt es keine zwei Möglichkei­ten, darauf zu reagieren: Es kommt zur Anzeige.

Was das Thema Müll betrifft, so stellt Böhmer trotz mehr Waldbesuch­er keinen Anstieg fest. „Müll wird hier schon immer entsorgt. Aber es hat zumindest nicht zugenommen“, sagt er. Bei manch einem dient der Wald als Endlager für den Rasenschni­tt. Auch was nicht ins Restmüllge­fäß passt, wird an den Rändern des Forsts verteilt. Zumeist in langlebige­n Plastiksäc­ken. Plastik im Wald – ein Problem, das nicht von Pappe ist.

 ?? FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH / DPA ?? Mit Schuss durch den Forst: Einige Mountainbi­ke-Fahrer brettern querfeldei­n durch den Bestand, kreuzen Wege und sorgen für Gefahr bei Spaziergän­gern.
FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH / DPA Mit Schuss durch den Forst: Einige Mountainbi­ke-Fahrer brettern querfeldei­n durch den Bestand, kreuzen Wege und sorgen für Gefahr bei Spaziergän­gern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany