Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Viele gute Gründe für neues Hallenbad
In einer Sondersitzung des Gelderner Sportausschusses zu den Themen Schwimmausbildung und Hallenbad-Neubau sprechen sich mehrere Experten für das Projekt aus. Auf Antrag der SPD wird ein Beratungsgremium gebildet.
GELDERN Im Zusammenhang mit dem Antrag der SPD-Fraktion zu einem Lehrschwimmbad traf sich jetzt der Sportausschuss zu einer Sondersitzung. Jörg Löcker vom Schwimm-Club Delphin Geldern, der in einer Arbeitsgruppe zu den Fürsprechern eines neues Hallenbades gehört, stellte zunächst den aktuellen Sachstand vor. Demnach hat die Bedarfsanalyse aller Benutzer des Parkbades und des bis auf weiteres geschlossenen Lehrschwimmbeckens der Don-Bosco-Schule ergeben, dass alle Beteiligten in den Bereichen Babyschwimmen, Kleinkinderschwimmen, Schwimmausbildung, Prävention, Reha, öffentlicher Badbetrieb sowie die Schulen mehr leisten können und wollen und sich dringend eine deutliche Verbesserung der Situation erhoffen. Dabei habe er sehr konstruktive Informationsgespräche mit allen Gelderner Ratsparteien und Vertretern der Verwaltung geführt. Die Arbeitsgruppe hatte mehrere Gäste eingeladen, die in der Sitzung zu der Thematik Stellung nahmen.
Christoph Schmidt, Lehrer und Berater im Schulsport „Das Hallenbad
ist aufgrund der Wassertiefe für Schwimmanfänger eher ungeeignet. Die Barrierefreiheit ist insbesondere für Förderschüler mit motorischen Problemen nicht gewährleistet. Viel zu geringe Schwimmzeiten stehen zur Verfügung. Die Wartelisten für die Schwimmausbildung werden immer länger. Kinder verlernen das Schwimmen oder lernen es erst gar nicht.“
Marco van Hees, Inhaber des Sportund Rehazentrums Geldern „Aktuell habe ich 492 Patienten pro Woche, die eine ärztliche Verordnung für Reha-Sport im Wasser haben. Diesen kann ich leider nicht anbieten, weil keine ausreichenden Wasserflächen zur Verfügung stehen. Deshalb muss ich bei der Behandlung der Patienten auf Trockensport umsteigen. Insgesamt komme ich aktuell auf 35 bis 45 Stunden pro Woche, für die ich Wasserflächen anmieten müsste und würde.“
Frank Rabe, Geschäftsführer Schwimmverband NRW „In Nordrhein-Westfalen gibt es 110.000 Kinder, die nicht oder schlecht schwimmen können. Seit 2002 haben in NRW von 1402 Bädern 789 Bäder geschlossen, 17 Prozent der Kommunen denken aktuell über weitere Schließungen nach. NRW ist ein
Land von Nichtschwimmern geworden. Sogenannte Spaßbäder sind ungeeignet für die Schwimmausbildung, die Gesundheitsförderung und den Reha-Sport. Wenn wir uns darüber einig sind, dass das Schwimmen lernen wichtig ist, müssen wir auch gucken, es zu realisieren.“
Kurt Uhlendahl, Leiter Essener Bäderbetriebs mit 14 Bädern Er schilderte seine langjährigen Erfahrungen hinsichtlich Bau, Umbau und Sanierung von Bädern und wies darauf hin, dass ältere Bäder sich nur schwer nach den aktuellen Standards sanieren ließen und er aus verschiedenen Gründen kein Freund von Freizeitbädern sei.
Die CDU-Fraktion gab zu bedenken, dass die Kommune als Betreiber eines Hallenbades verpflichtet sei, jeden Steuerzahler zu bedienen. Aus ökonomischen Gründen sei zu prüfen, ob die Wasserzeiten anders zu organisieren seien, um die Nutzung effizienter zu gestalten. Ferner solle man nach Alternativen suchen, statt ständig über den teuren Neubau eines Hallenbades zu reden, zumal das Parkbad sich in einem guten Allgemeinzustand befinde.
Die SPD-Fraktion reagierte auf die Haltung der CDU, stellte die Frage, wie man vorgehen solle, um gemeinsam in das Projekt einsteigen zu können, und beantragte, ein sogenanntes Beratungsgremium unter Federführung der Verwaltung ins Leben zu rufen. Ziel sei es, bis zum 30. September eine Konzeption eines Hallenbades zu erstellen, die die festzustellenden Bedarfe (Zeiten, Wasserflächen, Kosten) abdeckt. Schließlich konnte eine Einigung über die Mitglieder des Gremiums (Vertreter der Verwaltung, der Fraktionen, der Nutzergruppen) erzielt werden. Dem Antrag der SPD wurde zugestimmt.