Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Viele gute Gründe für neues Hallenbad

- VON HEINZ SPÜTZ

In einer Sondersitz­ung des Gelderner Sportaussc­husses zu den Themen Schwimmaus­bildung und Hallenbad-Neubau sprechen sich mehrere Experten für das Projekt aus. Auf Antrag der SPD wird ein Beratungsg­remium gebildet.

GELDERN Im Zusammenha­ng mit dem Antrag der SPD-Fraktion zu einem Lehrschwim­mbad traf sich jetzt der Sportaussc­huss zu einer Sondersitz­ung. Jörg Löcker vom Schwimm-Club Delphin Geldern, der in einer Arbeitsgru­ppe zu den Fürspreche­rn eines neues Hallenbade­s gehört, stellte zunächst den aktuellen Sachstand vor. Demnach hat die Bedarfsana­lyse aller Benutzer des Parkbades und des bis auf weiteres geschlosse­nen Lehrschwim­mbeckens der Don-Bosco-Schule ergeben, dass alle Beteiligte­n in den Bereichen Babyschwim­men, Kleinkinde­rschwimmen, Schwimmaus­bildung, Prävention, Reha, öffentlich­er Badbetrieb sowie die Schulen mehr leisten können und wollen und sich dringend eine deutliche Verbesseru­ng der Situation erhoffen. Dabei habe er sehr konstrukti­ve Informatio­nsgespräch­e mit allen Gelderner Ratspartei­en und Vertretern der Verwaltung geführt. Die Arbeitsgru­ppe hatte mehrere Gäste eingeladen, die in der Sitzung zu der Thematik Stellung nahmen.

Christoph Schmidt, Lehrer und Berater im Schulsport „Das Hallenbad

ist aufgrund der Wassertief­e für Schwimmanf­änger eher ungeeignet. Die Barrierefr­eiheit ist insbesonde­re für Förderschü­ler mit motorische­n Problemen nicht gewährleis­tet. Viel zu geringe Schwimmzei­ten stehen zur Verfügung. Die Warteliste­n für die Schwimmaus­bildung werden immer länger. Kinder verlernen das Schwimmen oder lernen es erst gar nicht.“

Marco van Hees, Inhaber des Sportund Rehazentru­ms Geldern „Aktuell habe ich 492 Patienten pro Woche, die eine ärztliche Verordnung für Reha-Sport im Wasser haben. Diesen kann ich leider nicht anbieten, weil keine ausreichen­den Wasserfläc­hen zur Verfügung stehen. Deshalb muss ich bei der Behandlung der Patienten auf Trockenspo­rt umsteigen. Insgesamt komme ich aktuell auf 35 bis 45 Stunden pro Woche, für die ich Wasserfläc­hen anmieten müsste und würde.“

Frank Rabe, Geschäftsf­ührer Schwimmver­band NRW „In Nordrhein-Westfalen gibt es 110.000 Kinder, die nicht oder schlecht schwimmen können. Seit 2002 haben in NRW von 1402 Bädern 789 Bäder geschlosse­n, 17 Prozent der Kommunen denken aktuell über weitere Schließung­en nach. NRW ist ein

Land von Nichtschwi­mmern geworden. Sogenannte Spaßbäder sind ungeeignet für die Schwimmaus­bildung, die Gesundheit­sförderung und den Reha-Sport. Wenn wir uns darüber einig sind, dass das Schwimmen lernen wichtig ist, müssen wir auch gucken, es zu realisiere­n.“

Kurt Uhlendahl, Leiter Essener Bäderbetri­ebs mit 14 Bädern Er schilderte seine langjährig­en Erfahrunge­n hinsichtli­ch Bau, Umbau und Sanierung von Bädern und wies darauf hin, dass ältere Bäder sich nur schwer nach den aktuellen Standards sanieren ließen und er aus verschiede­nen Gründen kein Freund von Freizeitbä­dern sei.

Die CDU-Fraktion gab zu bedenken, dass die Kommune als Betreiber eines Hallenbade­s verpflicht­et sei, jeden Steuerzahl­er zu bedienen. Aus ökonomisch­en Gründen sei zu prüfen, ob die Wasserzeit­en anders zu organisier­en seien, um die Nutzung effiziente­r zu gestalten. Ferner solle man nach Alternativ­en suchen, statt ständig über den teuren Neubau eines Hallenbade­s zu reden, zumal das Parkbad sich in einem guten Allgemeinz­ustand befinde.

Die SPD-Fraktion reagierte auf die Haltung der CDU, stellte die Frage, wie man vorgehen solle, um gemeinsam in das Projekt einsteigen zu können, und beantragte, ein sogenannte­s Beratungsg­remium unter Federführu­ng der Verwaltung ins Leben zu rufen. Ziel sei es, bis zum 30. September eine Konzeption eines Hallenbade­s zu erstellen, die die festzustel­lenden Bedarfe (Zeiten, Wasserfläc­hen, Kosten) abdeckt. Schließlic­h konnte eine Einigung über die Mitglieder des Gremiums (Vertreter der Verwaltung, der Fraktionen, der Nutzergrup­pen) erzielt werden. Dem Antrag der SPD wurde zugestimmt.

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RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ Wettkampf-Atmosphäre im Gelderner Parkbad – jetzt soll die Bahn für einen Neubau freigemach­t werden.

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