Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Brennpunktschulen erhalten mehr Lehrerstellen
DÜSSELDORF (kib) Schulen in sozial benachteiligten Vierteln bekommen künftig mehr Personal und Ressourcen. Vom kommenden Schuljahr an führe NRW den schulscharfen Sozialindex ein, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag. „Das ist ein weiterer großer Schritt zu mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit“, ergänzte die Ministerin.
Vorbild ist Hamburg, wo schon länger jede Schule einer bestimmten sozialen Kategorie zugeordnet wird. In NRW hingegen gab es einen solchen Index bisher nur auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte. Dies habe sich angesichts der großen Unterschiede innerhalb der Städte als zu ungenau erwiesen: „Essens Norden ist unter sozialen Gesichtspunkten nicht mit dem Süden zu vergleichen“, sagte Gebauer.
Die Schulen in NRW werden künftig in insgesamt neun Kategorien eingeteilt. Die Ziffer 1 steht dabei für Schulen mit den geringsten sozialen Nachteilen. Kriterien dafür sind unter anderem die Kinderund Jugendarmut in dem jeweiligen Einzugsgebiet der Schule, der Anteil von Familien, in denen vorrangig nicht deutsch gesprochen wird, oder das Ausmaß des Unterrichtsausfalls.
Mehr als 300 Schulen landesweit und damit etwa fünf Prozent fallen Gebauer zufolge in die Kategorien 6 bis 9. In einem ersten Schritt sollen mehr als 5000 Lehrerstellen unter Berücksichtigung des neuen Index verteilt werden, also vorrangig den benachteiligten Schulen zugute kommen. Denkbar sei, dass diese Schulen 60 oder 70 Prozent mehr Stellen zugewiesen bekämen als andere Schulen. Nach jedem Schuljahr soll erneut überprüft werden, wie sich die Lage vor Ort entwickelt hat – in beide Richtungen. Um die Lehrerstellen zu besetzen, seien sie auch für Bewerber anderer Professionen geöffnet worden, etwa für Sozialarbeiter. Entwickelt wurde der Sozialindex in Zusammenarbeit mit der Ruhruniversität Bochum.