Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Führungswechsel bei WSG Gelderland
Der CRC, einst von Juristen gegründet, besteht seit 50 Jahren. Das Jubiläumsfest wird wegen der Pandemie wohl erst 2022 steigen. Der Vorsitzende Michael Klütt konnte sich zuletzt trotz Corona über steigende Mitgliederzahlen freuen.
Die bisherige Geschäftsführerin Heike Beckmann wurde bei der virtuellen Jahreshauptversammlung zur neuen Vorsitzenden gewählt.
KLEVE Es ist Mittwochmorgen, die Temperaturen liegen in Kleve nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Immer wieder setzen leichte Schauer ein, zwischendurch hagelt es. Ungemütlicher könnte das Wetter kaum sein. Die Aktiven des Clever Ruder Clubs (CRC) aber halten diese Bedingungen nicht davon ab, mit ihren Booten in den Spoykanal vor der Schleuse in Brienen zu stechen. „Rudern kann man bei Wind und Wetter – wenn man denn will“, sagt Michael Klütt, Vorsitzender des Vereins, der vor 50 Jahren gegründet wurde.
Es ist eine denkbar ungünstige Zeit, um ein besonderes Jubiläum zu feiern. Immerhin machen die Corona-Wirren Zusammenkünfte beinahe unmöglich. „Gerade die Gründungsmitglieder hätte es sehr gefreut, nach all den Jahren wieder hier am Ort des Geschehens zusammenzukommen und die alten Geschichten zu erzählen“, sagt Klütt, seit 2008 Vorsitzender des CRC. Das Vereinsfest war bereits weitestgehend geplant worden.
Immerhin habe man als Vorstand nun eine kleine Broschüre erstellt, in der die wichtigsten Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre zusammenfasst sind – und die sich an alle Mitglieder richtet. „Eigentlich hätten wir das Jubiläum am 21. März groß gefeiert, 150 Leute hätten kommen sollen. Viele davon auch aus anderen Klubs. Daraus wurde nun leider nichts. Das ist gerade auch deshalb bitter, weil das Wetter an diesem Tag absolut hervorragend war“, sagt Klütt. Doch im kommenden Jahr wolle man unbedingt einen neuen Anlauf wagen.
Der Ruderverein wurde 1971 von befreundeten Juristen gegründet. „Sie haben sich am Rande eines Gerichtsprozesses auf der Toilette getroffen und darüber gesprochen, dass sie in ihrer Freizeit beide rudern. Da entstand schnell die Idee, sich irgendwie zusammenzutun“, sagt Michael Klütt. Mit der Anschaffung von zwei Booten, die in einer Scheune im Klever Ortsteil Brienen untergebracht wurden, starteten die Rechtsgelehrten.
Anfangs waren noch keine Jugendlichen erwünscht, die Öffnung für alle Interessierten folgte erst in den 1990er-Jahren. Über die Ferienfreizeiten der Stadt Kleve fanden auch Heranwachsende zum Clever Ruder Club. Innerhalb weniger Jahre wuchsen die Mitgliederzahl und Bekanntheit deutlich, es entstand ein buntes Vereinsleben an der Briener Straße 395.
Ein weiterer Meilenstein folgte 2006 mit dem Bau des Bootshauses an der Schleuse in Brienen. Sechs Aktive des Vereins zogen das Gebäude in Eigenregie hoch. Es entstanden Fitness- und Aufenthaltsräume, eine Werkstatt und eine große Halle für die Boote: Einer, Zweier, Vierer, wahlweise mit oder ohne Steuermann, Boote für Leichtgewichte und für Schwergewichte stehen dort zur Verfügung. „Wenn wir Gäste bei uns begrüßen dürfen, melden sie uns eigentlich immer zurück, was für ein tolles Bootshaus wir hier haben“, sagt Klütt.
Der pensionierte IT-Experte investierte selbst viel Zeit in den Bau.
Michael Klütt Vorsitzender des Clever Ruder Clubs
Im vergangenen Jahr wurde mit Mitteln des Landes NRW eine barrierefreie Rampe zum Spoykanal gebaut. So müssen Boote nicht mehr den beschwerlichen Weg über die Treppe getragen werden. „Die Gründer hätten 1971 wohl niemals daran gedacht, dass es heute ein solches Vereinsgelände gibt“, sagt Klütt. Er sei froh, dass die einstigen Pioniere dem Verein bis heute verbunden geblieben sind – und auch zur geplanten Jubiläumsfeier gekommen wären.
Seit jeher liegt der Fokus des Vereins auf dem Breitensport. „Das Rudern kämpft mit dem Vorurteil, ein elitärer Sport zu sein. Bei uns ist das ganz sicher nicht der Fall: Hier rudert die ganze Familie“, sagt Klütt. Den meisten Aktiven komme es nicht auf schnelle Zeiten, sondern auf gemütliche Wanderfahrten über die Gewässer des Niederrheins an. Und dennoch: Der Rhein-Marathon (Distanz: 42 Kilometer), der Oste-Marathon (86 Kilometer) oder die Langstrecken-Regatta auf dem Genfer See (160 Kilometer) gehören fest zum Programm des Vereins.
„Bei solchen Events sind natürlich nicht alle Mitglieder dabei. Aber eine feste Gruppe, manchmal auch nur zwei bis drei Leute, fährt immer zu diesen Veranstaltungen. Dafür braucht es aber ein wenig Freude daran, sich zu quälen“, sagt Klütt. So habe der Vereinschef über den Wassersport bereits halb Westeuropa gesehen – und die gesamte Bundesrepublik kennengelernt. Doch die Veranstaltungen fielen im Corona-Jahr aus. Noch offen ist, ob es in diesem Jahr besser für den Wassersport ausschaut.
Aber auch die heimischen Gewässer haben es Klütt angetan. Strecken über die Oude Ijssel in den Niederlanden, zur Bijland bei Lobith
oder über den Kermisdahl und den Spoykanal seien ein Erlebnis, so der 62-Jährige. Immer wieder aber beschwerten sich die Ruderer über die Qualität der Klever Gewässer. Mit den städtischen Reinigungsbooten, die den Grünteppichen in der Kreisstadt den Kampf ansagen sollen, sei es besser geworden. Allerdings liege der Fokus des motorbetriebenen Katamarans leider eher auf dem innenstadtnahen Bereich rund um die Hochschule – und eben nicht auf der Spoy bei Brienen.
Bemerkenswerterweise habe der CRC in den vergangenen Monaten nicht mit Austritten zu kämpfen gehabt. „Es mag vielleicht überraschen, aber wir haben sogar 20 neue Mitglieder aufgenommen. Womöglich haben die Leute in Corona-Zeiten gemerkt, wie schön es ist, sich an der frischen Luft zu betätigen“, sagt Michael Klütt. Einige weitere Interessierte würden sich auf einer Warteliste befinden, da der Verein
mit Kapazitätsgrenzen kämpft. „Die Mitgliedsbeiträge helfen uns. Allerdings sind wir auch abhängig von Sponsoren, immerhin ist die Anschaffung neuer Boote teuer. Das gilt natürlich auch für den Unterhalt unserer Infrastruktur“, sagt Klütt.
Für ein Boot müsse man 15.000 Euro einplanen, die Ruder kosten mehrere tausend Euro. Da zuletzt aber keine öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen stattfinden konnten, fehle es aktuell an potenten Geldgebern. „Wenn Banken oder Firmen Interesse daran haben, uns zu unterstützen, würden wir uns wahnsinnig freuen“, sagt Klütt. Im Gegenzug sei es etwa denkbar, dass der CRC die Belegschaft des Geldgebers an den Rudersport heranführt.
Angesprochen auf die Frage, wie der Verein auf die mittlerweile mehrere Jahre alte Debatte rund um die benachbarte Schleuse blickt, reagiert Michael Klütt mit einem Seufzer. „Natürlich würde es uns freuen, wenn es dort eine funktionsfähige Schleuse gäbe. Abhängig ist der Verein davon aber nicht“, sagt er. Zum Hintergrund: Der Deichverband plant den Deichausbau ohne das Schleusenbauwerk in Brienen, das schont seit sechs Jahren stillliegt. Allerdings hat der Klever Rat 2018 dafür votiert, sich für einen Erhalt des im 17. Jahrhundert errichteten Bauwerks zu engagieren. Das würde, soviel steht mittlerweile fest, ein teures Unterfangen werden. Mit einer funktionsfähigen Schleuse aber könnten die Sportler des CRC direkt abgesenkt werden und auf den Altrhein fahren. Bislang müssen sie ihre Boote mühsam per Auto zum Seitenarm des Rheins bringen. „Wir beobachten weiterhin, wie die Debatte verläuft. Schlaflose Nächte bereitet uns das aber nicht“, sagt Klütt.
„Die Gründer hätten 1971 wohl nicht daran gedacht, dass es heute ein solches Vereinsgelände gibt“