Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Finger weg von der Vermögensteuer
Die Erbschaftsteuer ist deutlich effzienter, weil sie viel seltener anfällt.
Nach der Bundestagswahl kommt der Kassensturz. Um die coronabedingten Ausgaben zu decken, stehen neben dem Aufweichen der Schuldenbremse auch Steuererhöhungen auf der Agenda verschiedener Parteien – und auch die Vermögensteuer. Was vordergründig nicht unvernünftig klingen und populär sein mag, ist bei genauerer Betrachtung keine so gute Idee. Warum nicht? Die Vermögensteuer wird seit 1997 nicht mehr erhoben. Das Verfassungsgericht hatte zuvor geurteilt, dass – wenn Vermögen besteuert wird – alle Arten von Vermögen prinzipiell gleich besteuert werden müssen. Genau das stellt sich jedoch als äußerst schwierig heraus. Geldvermögen und Vermögen in Form von Wertpapieren ist prinzipiell leicht zu besteuern, der Wert ist einfach zu ermitteln. Was aber ist eine Immobilie wert, was ein Betrieb? Diese Ermittlungen sind für das Finanzamt enorm aufwendig, denn die meisten Unternehmen sind nicht börsennotiert. Auch für Immobilien im In- und Ausland ist die richtige Wertermittlung nicht immer einfach, und erst recht gilt das für Kunstsammlungen, Antiquitäten, Oldtimer und Ähnliches.
Der reine Erhebungsaufwand für die Vermögensteuer lag bei rund 33 Prozent: Ein Drittel der Einnahmen ging für die Steuererhebung drauf. Und diese Zahlen resultieren aus der Zeit, als der Wert von Immobilien – in verfassungswidriger Weise – gar nicht genau ermittelt wurde.
Wenn Vermögen besteuert werden soll, ist die Erbschaftsteuer deutlich effizienter. Auch sie besteuert Vermögen – aber nur wenn das Vermögen von einer Generation auf die nächste übergeht. Dann aber greifen deutlich höhere Steuersätze als bei der Vermögensteuer. Der Wert eines Vermögens muss so nur etwa alle 30 Jahre ermittelt werden und nicht Jahr für Jahr wie bei der Vermögensteuer. Das reduziert die Kosten der Steuererhebung deutlich. Wenn Vermögen also überhaupt besteuert werden soll, so ist die Erbschaftsteuer das Mittel der Wahl. Von der Vermögensteuer sollte die Politik die Hände lassen.
Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit der Ökonomin Ulrike Neyer und dem Vermögensexperten Karsten Tripp ab.