Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Als Fußballer in Gummistiefeln kickten
Seit 1964 besteht der SSV Louisendorf, der rund 400 Mitglieder hat. Zunächst stand der Breitensport im Fokus, dann bekam der Fußball mehr Aufmerksamkeit. Doch immer wieder kämpften die Verantwortlichen mit Spielermangel.
BEDBURG-HAU Der SSV Louisendorf wurde im Jahr 1964 gegründet, spielte einige Zeit in der Ersten Kreisklasse und ist jetzt seit etlichen Jahren in der Fußball-Kreisliga C aktiv. Die Vorsitzenden Heinz-Jürgen Rocker und Andreas Mohn sind vor allem stolz auf die schmucke Anlage des Vereins.
Im Mai 1964 fand die Gründung des Spiel- und Sportverein Louisendorf statt. Damals hatte sich der SSV bereits den Breitensport auf die blau-weißen Fahnen geschrieben, der in den Sälen in Louisendorf betrieben wurde. Aber Fußball kam zu
„Wenn man von sechs bis 18 Jahren in einem anderen Verein spielt, kommt man meistens nicht mehr zurück“
Andreas Mohn stellvertretender Vorsitzender
kurz, da nur ab und zu eine abgefressene Kuhweide zur Verfügung stand. So stellte der legendäre Vorsitzende Hein Altes als Gemeindevertreter im Rat den Antrag, einen Sportplatz mit einer Turnhalle anzulegen. Doch ein Ratsmitglied sagte nur lapidar: „Das gibt de greeschte Dreckeck vunne Gemänd“. Übersetzt: „Das wird die größte Dreckecke der Gemeinde.“
Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde der Sportplatz aber angelegt und eine Jugend- und zwei Senioren-Mannschaften für den Spielbetrieb angemeldet. 1968 wurde die größtenteils in Eigenleistung erstellte Gymnastikhalle am Sportplatz eingeweiht, die 1991 erweitert wurde.
Klaus Reinders, der die Fäden für den Fußball in die Hand genommen hatte, war der erste SSV-Fußball-Obmann. Zwei Spieler kickten damals sogar in Gummistiefeln. Ebenfalls 1968 erfolgte die Errichtung einer Flutlichtanlage, die noch in vielen Teilen dem heutigen Zustand entspricht. Die erste Mannschaft wurde in die Dritte Kreisklasse eingeteilt, aus der der SSV später in die höhere Liga aufstieg.
Den sportlichen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte feierte der SSV Louisendorf im Jahr 1977, als er unter Trainer Alfred „Ala“Janssen den Sprung in die Erste Kreisklasse schaffte. Fünf Jahre konnte man den Ligaverbleib sichern, ehe es wieder runter ging. In dieser Zeit trug sich der SSV zweimal in die Siegerliste des Gemeindepokals der Gemeinde Bedburg-Hau ein.
„Wir hatten damals eine verdammt gute Mannschaft. Und mit Helmut Meinhart einen Superstürmer“, sagt Heinz-Jürgen Rocker, der seit 1996 Vorsitzender des derzeit 400 Mitgliedern zählenden SSV ist. Anfang der 1980er-Jahre konnte der Klub sogar eine dritte Mannschaft melden, die aber nur drei Spielzeiten am Meisterschaftsbetrieb teilnahm.
Da beim SSV Louisendorf drei Senioren-Teams, eine Altherren-Mannschaft sowie in der Jugend-Abteilung etliche Teams unterwegs waren, war es erforderlich, einen zweiten Rasenplatz zu bekommen, der dann im Juni 1981 übergeben wurde. Vor einigen Jahren wurde der Platz geteilt, auf einer Hälfte hat der Bogensportclub seine neue Heimat gefunden.
Das Aushängeschild des SSV Louisendorf, die erste Mannschaft, stieg im Jahr 1984 in die Kreisliga C ab, doch es gelang die sofortige Rückkehr in die B-Liga. 1993 und 1994 gab es das gleiche Spielchen nochmal, ehe 2012 die Kreisliga B in der Relegation nicht gehalten werden konnte.
Eine Besonderheit war die Saison 2000/01, denn beide SSV-Mannschaften spielten in der B-Liga. Dieses war möglich geworden durch den Spielerzuwachs aus Freizeitteams, welche die Sportanlage nutzen durften. Noch heute sind vieler dieser Akteure im Verein aktiv. Unter der Regie von Coach Willibert Schümmer feierte der SSV 2016 nach vierjähriger Abstinenz ein Comeback in der B-Liga. Doch aufgrund des großen Aderlasses an Spielern vor der Saison 2017/18 musste der SSV Louisendorf die Mannschaft zurückziehen. Seitdem kickt der Klub wieder in der C-Liga, zeitweise nur als Neuner-Team.
Durch eine glückliche Fügung konnten die SSV-Verantwortlichen 2019 den seinerzeit 21-Jährigen Leon Groenewald als Spielertrainer verpflichten. Und der brachte gleich 23 neue Akteure mit, sodass man zunächst zwei Teams stellen konnte. Die zweite Mannschaft ist zwischenzeitlich wieder Geschichte, da sie wegen Spielermangel zurückgezogen wurde. Ein Senioren-Team gibt es derzeit noch. „Die Mannschaft bleibt zur nächsten Saison zusammen. Wegen der Corona-Pandemie war nur wenig Training möglich. Die Spielerdecke besteht aus etwa 20 Akteuren“, sagen Rocker und Mohn, die beide hoffen, dass das Team in dieser Besetzung länger beim SSV kickt.
Andreas Mohn erläutert die Geschichte und Situation der Nachwuchsarbeit.
Bei der Vereinsgründung hatte der SSV noch eine eigene Jugend-Abteilung. Seit Jahrzehnten besteht mittlerweile eine erfolgreiche Zusammenarbeit als Spiel-Gemeinschaft mit dem Nachbarverein Fortuna Keppeln. Zwischendurch bestanden für einige Spielzeiten Kooperationen mit der ehemaligen SG Hasselt sowie der SV Bedburg-Hau.
Zurzeit gibt es eine Spiel-Gemeinschaft zwischen dem SSV Louisendorf, Keppeln und dem Uedemer SV in der A-, B-, C- und E-Jugend. Nur im Bambini-Bereich stellt der SSV ein eigenes Team. „Wenn man von sechs bis 18 Jahren in einem anderen Verein spielt, kommt man meistens nicht mehr zurück. Wir machen beim SSV zwar Werbung, aber die Quantität ist nicht wirklich vorhanden“, sagt Andreas Mohn.
Es gibt aber durchaus attraktive Aspekte beim SSV. „Mit unserer schmucken Sportplatzanlage und Mehrzweckhalle können wir durchaus punkten. Die Gemeinde Bedburg-Hau hat uns die Zusage gegeben, dass bis zum Herbst diesen Jahres eine modernisierte Flutlichtanlage installiert wird, was ein weiterer Pluspunkt wäre“, sagen Heinz-Jürgen Rocker und Andreas Mohn. Klar ist für sie: Der SSV Louisendorf will so weitermachen wie bisher, obwohl ihm von der einen oder anderen Seite mitunter Steine in den Weg gelegt werden.