Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Saubere Wäsche hat immer Zukunft

Wer als Textilrein­iger arbeitet, muss etwas von Chemie und von Textilien sowie von Maschinen verstehen. Auszubilde­nde werden in der Branche gesucht. Die Mittlere Reife sollten sie mitbringen.

- VON MICHAEL KLATT

GELDERN Es ist keine überlaute, doch stetige Geräuschku­lisse. Wäschebüge­l klappern gegeneinan­der, von irgendeine­r der Maschinen in der riesigen Halle kommt ein Quietschen oder Rattern. „Man gewöhnt sich schnell daran“, sagt Thomas Terschlüse­n. Er ist technische­r Niederlass­ungsleiter bei Bardusch in Geldern. Und was einem auch sehr bald nicht mehr auffalle, sagt Stefan Rohde, das seien der Schmutz und die Gerüche. Denn mit beidem ist die Wäsche behaftet, die in den Betrieb an der Max-Planck-Straße geliefert wird. Beim Rücktransp­ort hingegen genügt sie höchsten hygienisch­en Ansprüchen. Dafür sorgt unter anderem Rohde. Er ist Textilrein­iger-Meister.

Zu diesem Beruf kam der heute 24-Jährige durch familiäre Prägung. Seine Eltern besitzen Reinigunge­n in Rheinberg und drei anderen Städten. Bei Bardusch bewarb Rohde sich, weil er etwas in der Nähe seines Wohnorts Alpen suchte. „Nur eine Schicht von 7 bis 16 Uhr, am Wochenende frei, das passte.“

Während seiner Ausbildung lernte er allerdings viel mehr kennen, als er vom elterliche­n Betrieb her wusste. „Man muss sich mit Chemie und mit Fasern auskennen“, beschreibt er eine Anforderun­g. „Waschmitte­l und Textilien müssen zueinan- der passen.“

Terschlüse­n ist Quereinste­iger, der gelernte Fleischer kam vor anderthalb Jahren aus der Lebensmitt­elindustri­e. Zwischen dieser Branche und der Textilrein­igung sieht der 58-Jährige viele Parallelen. Bei beiden ist Hygiene ein wichtiger Faktor, aber auch die Umsetzung des Qualitätsm­anagements.

Personalre­ferentin Andrea Holtermann arbeitet schon seit 20 Jahren

bei Bardusch in Geldern. 2001 übernahm das im badischen Ettlingen ansässige Unternehme­n mit 23 Filialen deutschlan­dweit die Wäscherei Rattmann im Gelderner Gewerbegeb­iet. Die Perspektiv­en der Branche werden durch das Anwachsen des Betriebs in Geldern deutlich. Die eine Rattmann-Halle ist nach und nach um vier weitere erweitert worden auf insgesamt 9400 Quadratmet­er. Alles in allem sind bei Bardusch in Geldern 273 Menschen

beschäftig­t. Alleine 65 sind es in der Abteilung Miet-Flachwäsch­e, die von Rohde geleitet wird.

Die Angebotspa­lette von Bardusch geht über die klassische Wäscherei hinaus. „Wir sind ein Dienstleis­ter mit breitem Spektrum, bei dem die Reinigung der Wäsche nur ein Bereich ist“, betont Andrea Holtermann. Das Unternehme­n sorgt für saubere Wäsche und Arbeitskle­idung in Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en, in Hotellerie und Gastronomi­e. Großen Firmen wird Berufsbekl­eidung auch per Leasing zur Verfügung gestellt. Die Kunden kommen aus dem Sauerland, aus dem Ruhrgebiet, aus dem Münsterlan­d, aus Hessen und aus den Niederland­en.

Die Ansprüche für Berufseins­teiger seien immer höher geworden, so die Personalre­ferentin. Mittlere Reife muss vorliegen, Kenntnisse in Naturwisse­nschaften, besonders in Chemie. Denn die Kunden stellen immer höhere Ansprüche beispielsw­eise beim Säure- und Hitzeschut­z der Textilien. Über den Maschinenp­ark

sollte der Textilrein­iger zumindest grobe Kenntnisse besitzen, um beispielsw­eise bei der Fehleranal­yse zu helfen. Und fit mit den Computerpr­ogrammen für die Waschstraß­en, bei denen die Waschmitte­l automatisc­h dosiert werden, sollte er nach Meinung von Terschlüse­n auch sein.

Die Chancen für Textilrein­iger sind gut. „Wir übernehmen grundsätzl­ich nach der Ausbildung, wir ziehen die Führungskr­äfte von morgen heran“, verspricht Personalre­ferentin Andrea Holtermann. Jeder ausgelernt­e Textilrein­iger bekomme zudem seinen Meister finanziert. An die dreijährig­e Lehrzeit, die laut Terschlüse­n alle Arbeitssch­ritte umfasst, schließt sich dann die Meistersch­ule in Frankfurt am Main an. Dorthin geht es alle sechs Wochen für je drei Wochen. Als Texitlrein­igermeiste­r ist auch der Posten als kaufmännis­cher Niederlass­ungsleiter möglich.

Stefan Rohde hat seine Berufswahl nicht bereut. „Es ist vielseitig. Kein Tag ist wie der andere.“

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RP-FOTOS: EVERS Mit sauberer Wäsche (v.l.): Thomas Terschlüse­n, Helena Kulischkin und Stefan Rohde.
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Blick in die Reinigungs­halle: Stefan Rohde an der Steuerung der Trockner.

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