Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Saubere Wäsche hat immer Zukunft
Wer als Textilreiniger arbeitet, muss etwas von Chemie und von Textilien sowie von Maschinen verstehen. Auszubildende werden in der Branche gesucht. Die Mittlere Reife sollten sie mitbringen.
GELDERN Es ist keine überlaute, doch stetige Geräuschkulisse. Wäschebügel klappern gegeneinander, von irgendeiner der Maschinen in der riesigen Halle kommt ein Quietschen oder Rattern. „Man gewöhnt sich schnell daran“, sagt Thomas Terschlüsen. Er ist technischer Niederlassungsleiter bei Bardusch in Geldern. Und was einem auch sehr bald nicht mehr auffalle, sagt Stefan Rohde, das seien der Schmutz und die Gerüche. Denn mit beidem ist die Wäsche behaftet, die in den Betrieb an der Max-Planck-Straße geliefert wird. Beim Rücktransport hingegen genügt sie höchsten hygienischen Ansprüchen. Dafür sorgt unter anderem Rohde. Er ist Textilreiniger-Meister.
Zu diesem Beruf kam der heute 24-Jährige durch familiäre Prägung. Seine Eltern besitzen Reinigungen in Rheinberg und drei anderen Städten. Bei Bardusch bewarb Rohde sich, weil er etwas in der Nähe seines Wohnorts Alpen suchte. „Nur eine Schicht von 7 bis 16 Uhr, am Wochenende frei, das passte.“
Während seiner Ausbildung lernte er allerdings viel mehr kennen, als er vom elterlichen Betrieb her wusste. „Man muss sich mit Chemie und mit Fasern auskennen“, beschreibt er eine Anforderung. „Waschmittel und Textilien müssen zueinan- der passen.“
Terschlüsen ist Quereinsteiger, der gelernte Fleischer kam vor anderthalb Jahren aus der Lebensmittelindustrie. Zwischen dieser Branche und der Textilreinigung sieht der 58-Jährige viele Parallelen. Bei beiden ist Hygiene ein wichtiger Faktor, aber auch die Umsetzung des Qualitätsmanagements.
Personalreferentin Andrea Holtermann arbeitet schon seit 20 Jahren
bei Bardusch in Geldern. 2001 übernahm das im badischen Ettlingen ansässige Unternehmen mit 23 Filialen deutschlandweit die Wäscherei Rattmann im Gelderner Gewerbegebiet. Die Perspektiven der Branche werden durch das Anwachsen des Betriebs in Geldern deutlich. Die eine Rattmann-Halle ist nach und nach um vier weitere erweitert worden auf insgesamt 9400 Quadratmeter. Alles in allem sind bei Bardusch in Geldern 273 Menschen
beschäftigt. Alleine 65 sind es in der Abteilung Miet-Flachwäsche, die von Rohde geleitet wird.
Die Angebotspalette von Bardusch geht über die klassische Wäscherei hinaus. „Wir sind ein Dienstleister mit breitem Spektrum, bei dem die Reinigung der Wäsche nur ein Bereich ist“, betont Andrea Holtermann. Das Unternehmen sorgt für saubere Wäsche und Arbeitskleidung in Krankenhäusern und Pflegeheimen, in Hotellerie und Gastronomie. Großen Firmen wird Berufsbekleidung auch per Leasing zur Verfügung gestellt. Die Kunden kommen aus dem Sauerland, aus dem Ruhrgebiet, aus dem Münsterland, aus Hessen und aus den Niederlanden.
Die Ansprüche für Berufseinsteiger seien immer höher geworden, so die Personalreferentin. Mittlere Reife muss vorliegen, Kenntnisse in Naturwissenschaften, besonders in Chemie. Denn die Kunden stellen immer höhere Ansprüche beispielsweise beim Säure- und Hitzeschutz der Textilien. Über den Maschinenpark
sollte der Textilreiniger zumindest grobe Kenntnisse besitzen, um beispielsweise bei der Fehleranalyse zu helfen. Und fit mit den Computerprogrammen für die Waschstraßen, bei denen die Waschmittel automatisch dosiert werden, sollte er nach Meinung von Terschlüsen auch sein.
Die Chancen für Textilreiniger sind gut. „Wir übernehmen grundsätzlich nach der Ausbildung, wir ziehen die Führungskräfte von morgen heran“, verspricht Personalreferentin Andrea Holtermann. Jeder ausgelernte Textilreiniger bekomme zudem seinen Meister finanziert. An die dreijährige Lehrzeit, die laut Terschlüsen alle Arbeitsschritte umfasst, schließt sich dann die Meisterschule in Frankfurt am Main an. Dorthin geht es alle sechs Wochen für je drei Wochen. Als Texitlreinigermeister ist auch der Posten als kaufmännischer Niederlassungsleiter möglich.
Stefan Rohde hat seine Berufswahl nicht bereut. „Es ist vielseitig. Kein Tag ist wie der andere.“