Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ohne jede Aussagekraft
Jahresbericht zur Einheit
Zu „Die Demokratie-Skepsis ist im Osten größer“(RP vom 8. Juli): Der vom sogenannten Ostbeauftragten der Bundesregierung erstellte Jahresbericht zur deutschen Einheit, der heute von Hagen Strauß vorgestellt wurde, ist meiner Meinung nach in Teilen ohne jede Aussagekraft. Damit meine ich die Gegenüberstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Ost und West. Hier irgendwelche Durchschnittswerte zu vergleichen, macht keinen Sinn.
Allein die materiellen Lebensumstände von Einwohnern Dresdens unterscheiden sich gravierend von den Bedingungen in Landkreisen Brandenburgs an der polnischen Grenze. Auch in den alten Bundesländern ergäben sich zum Beispiel völlig unterschiedliche Verhältnisse, würde man die Durchschnittslöhne in Niedersachsen mit denen in Baden-Württemberg vergleichen. Sogar innerhalb desselben Bundeslandes wie zum Beispiel Bayern unterscheiden sich die Löhne im Regierungsbezirk Oberbayern erheblich von denen in der Oberpfalz. Wenn einige Politiker meinen, man könne auf diesem Gebiet eine Angleichung erreichen, dann ist das ein illusorisches Unterfangen und könnte im schlimmsten Falle dazu führen, dass sich die Einwohner in den Beitrittsgebieten weiter benachteiligt fühlen und sich noch anfälliger für extreme Ansichten erweisen.