Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Mit 60 das wichtigste Comeback
Uwe Rahn war Torschützenkönig und Fußballer des Jahres als Borusse, für Deutschland schoss er ein Blitz-Tor. In den vergangenen zwei Jahren kämpfte er gegen den Krebs. Doch zum 60. Geburtstag gibt es gute Nachrichten.
Der Fußballer Uwe Rahn ist nicht als Kämpfer in Erinnerung geblieben. Eher als ein technisch versierter Offensivmann, der eine hängende Spitze war, als es diesen Begriff noch nicht gab. Und als herausragender Kopfballspieler. Der Mensch Uwe Rahn jedoch, der ist zum Kämpfer geworden in den letzten zwei Jahren nach der schockierenden Diagnose: Darmkrebs. Er hat den Kampf gewonnen. „Es war der härteste Kampf meines Lebens, ein Leidensweg mit der OP, der Chemo-Therapie, einem extremen Gewichtsverlust. Aber ich habe den Krebs besiegt und werde bald wieder richtig fit sein“, sagt Rahn kurz vor seinem 60. Geburtstag am Samstag.
Noch kämpft er mit einigen Nachwirkungen der OP. „Aber ich denke positiv, das hat mir die ganze Zeit sehr geholfen“, sagt der frühere Profi, der für Gladbach, den 1. FC Köln, Hertha BSC Berlin, Fortuna Düsseldorf (1991/92), Eintracht Frankfurt und die Urawa Red Diamonds in Japan spielte. Frankfurts EuropaLeague-Triumph imponiert ihm, „es ist beeindruckend, wie viel Willen dieses Team hat“, sagt Rahn.
Am 1. April 2020 teilte der Arzt ihm und seiner Frau Christl die Diagnose mit. „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen. Ich habe nie damit gerechnet, dass es mich erwischt“, sagt Rahn. Als früherer Leistungssportler kannte er seinen Körper ganz genau, „wenn du dann so eingeschränkt bist, ist das eine Katastrophe, auch mental“, sagt Rahn.
1980 kam er mit 18 Jahren als Talent von Waldhof Mannheim zu Gladbach. Trainer Jupp Heynckes, zu dem Rahn heute noch regelmäßig Kontakt hat, wurde sein sportlicher Ziehvater. „Der Lange“passte mit seinen Qualitäten perfekt in die neue Fohlenelf, die Rekord-Torjäger Heynckes aufbaute. 111 Tore schoss Rahn in 285 Spielen, es ist der sechstbeste Wert in Gladbachs Klubgeschichte.
Er gehört indes zu einer unvollendeten Gladbach-Generation, die trotz aller Qualität und Optionen titellos blieb. 1984 ging das Pokalfinale verloren, 1985 gab es nach dem 5:1-Triumph gegen Real Madrid das 0:4-Debakel im Rückspiel, 1987 scheiterte Borussia im UefaCup und im DFB-Pokal im Halbfinale. „Es hat immer ein bisschen was gefehlt, schade. Aber wir hatten ein tolles Team und waren auch erfolgreich, wir haben fast immer international gespielt“, sagt Rahn.
Er persönlich sammelte zwei Titel ein. 1987 war er Fußballer des Jahres und Bundesliga-Torschützenkönig. Nur Heynckes (1974, 1975) und Heiko Herrlich (1995) holten auch als Borussen die Torjägerkanone. Die 24 Tore, die Rahn damals erzielte, sind aber seitdem ein nicht mehr erreichter Wert in Gladbach, Herrlich schoss „nur“20 Tore.
Kurios: Die Torjägerkanone wurde Rahn erst im Mai 2019 übergeben, damals am Rande der Eröffnung des Borussia-Museums. Vorher hieß es, Rahn sei „verschollen“. Dabei hatte er nur mit dem Fußball Schluss gemacht, hatte andere Prioritäten gesetzt. „Es hat sich einfach so ergeben. Ich habe andere Menschen kennengelernt, habe andere Interessen entwickelt“, sagt Rahn. Er verdient sein Geld mit Börsen-Geschäften, ging mit seiner Frau nach Belgien und Italien, wo sie Europäische Schulen leitete.
2019 griff sich der Fußball den verlorenen Sohn wieder, als er die Torjägerkanone bekam. „Das war gut, gerade in der Zeit meiner Krankheit habe ich oft mit alten Kollegen telefoniert, wir haben über die alten Zeiten gesprochen und dabei auch viel gelacht. Mancher hat mir Videos meiner Tore geschickt“, sagt Rahn. Zum Beispiel von seinem ersten Tor