Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Traumberuf Journalismus
Die Heinrich-HeineUniversität widmet einen ganzen Tag dem Berufsfeld. Vier Experten erklären Wege, die in diese vielseitige Branche führen.
Die Nachfrage war bereits im Vorfeld enorm: Kaum hatte die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität die ersten Informationen zum Praxistag Journalismus am 17. Juni im Haus der Universität veröffentlicht, waren die 100 zu vergebenden Plätze auch schon ausgebucht. Stanley Vitte, Vorsitzender des Vereins Düsseldorfer Journalisten, Frank Meier, Studiendekan der Philosophischen Fakultät, und Annika Vahle aus dem Studiendekanat sprechen im Interview über die Gründe für die große Nachfrage und geben Tipps für Interessierte.
Wie kam es zu der Idee, den Praxistag Journalismus anzubieten?
Unser Anliegen ist es, junge Menschen für das interessante und vielfältige Berufsfeld zu begeistern, aber auch auf Stolpersteine beim Einstieg in die nicht ganz einfache Branche aufmerksam zu machen.
Wir sind in den Geistes-, Kulturund Sozialwissenschaften immer mit der Frage konfrontiert: Was kann man damit eigentlich machen? Seit einigen Jahren bemühen wir uns als Philosophische Fakultät an der Heinrich-Heine-Universität, unseren Studierenden Brücken in die Praxis zu bauen. Der Journalismus ist ein interessantes Berufsfeld für Absolventinnen und Absolventen aus den unterschiedlichsten Fächern – so wie sie unsere Fakultät versammelt. Ob ich Romanistik und Politikwissenschaft studiere, Computerlinguistik oder Jüdische Studien, Modernes Japan und Germanistik – der Weg in den Journalismus kann über verschiedenste Fächer führen. Und das möchten wir unseren Studierenden deutlich machen und sie dabei unterstützen, ihren Einstieg in den Beruf zu finden. Viele unserer Studierenden haben den Wunsch, in den Medien zu arbeiten und wir möchten mit diesem Angebot die Vielfalt der Jobprofile im Journalismus aufzeigen.
Der Praxistag war in kürzester Zeit ausgebucht. Was erwartet die rund 100 Studierenden, die am 17. Juni dabei sein werden?
Tatsächlich hatten wir kaum begonnen, den Tag zu bewerben, da waren alle Plätze auch schon ausgebucht. Es gibt Experten-Talks ebenso wie ein Alumni-Panel, bei dem ehemalige Studierende der Heinrich-Heine-Uni, die heute etwa beim WDR, für die Rheinische Post oder auch für den Deutschlandfunk arbeiten, von ihren sehr unterschiedlichen Wegen in die Medien berichten. Außerdem können sich die Studierenden praktisch ausprobieren, etwa im Medienlabor mit Green-Screen oder beim Hochschulradio. Parallel wird eine Instagram-Challenge laufen, denn natürlich sind die Sozialen Medien längst Teil des Journalismus.
Das große Interesse zeigt: Journalismus ist ein Beruf, den viele immer noch interessant finden. Aber welchen Weg soll ich denn gehen, um dort später einen Job zu finden?
Der Zugang in die Redaktionen und Medienhäuser führt zum einen über Fachwissen und zum anderen über handwerkliche Fähigkeiten. Heißt: Ich sollte Fachwissen
in einem Studium erworben haben – das Fach spielt eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig sollte ich über Praktika und eine studienbegleitende freie Mitarbeit Praxiserfahrungen mitbringen. Dann führt der Weg zu einem Volontariat.
Das geisteswissenschaftliche Studium vermittelt neben den Fachinhalten und Methoden absolut zentrale Fähigkeiten für das Berufsfeld Journalismus: Die Schreibkompetenz ist dabei ganz vorne zu nennen. Denn egal, ob ich Print-Artikel schreibe oder Instagram-Beiträge – ich muss hervorragend mit Worten umgehen können. Das zielgruppenspezifische Schreiben in den unterschiedlichen Medienarten kann man dann in Praktika vertiefen, die wir im Rahmen der Profilbildung auch für das Studium anerkennen.
Welche Fähigkeiten bringen Hochschulabsolventen noch mit, die für den Journalismus relevant sind?
In allen geisteswissenschaftlichen Studiengängen lerne ich, Wissen zu recherchieren. Dinge herauszubekommen und zu sortieren, was relevant ist, ist wichtige Kernkompetenz im Journalismus.
Sind in Zeiten von Tiktok, Instagram und Co. klassische Medienhäuser wie Verlage oder der öffentlich-rechtliche Rundfunk für Studierende als Arbeitgeber noch interessant?
Absolut. Print ist immer noch der Bereich mit den meisten Arbeitsplätzen, und wir können uns in Deutschland über eine relativ vielfältige Medienlandschaft freuen. Die Studierenden haben natürlich das Interesse, digital zu arbeiten – aber das können sie eben auch in allen Medienhäusern, denn diese sind längst digital unterwegs. Ich kann beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Tiktok-Content erstellen, Instagram-Kacheln für die Tagesschau kreieren oder bei einem Verlag wie der Rheinischen Post Podcasts produzieren.
Wie sieht es denn auf dem Arbeitsmarkt für die Studierenden aus? Vor einigen Jahren galt es als nahezu aussichtslos, überhaupt ein Volontariat zu bekommen.
Ja, der Arbeitsmarkt war lange überlaufen. Das hat sich allerdings bei den Absolventen herumgesprochen, viele haben sich anders orientiert und die Bewerberzahlen sind zurückgegangen. Das hat nun die Medienhäuser in die Situation gebracht, aktiv nach Nachwuchs zu suchen. Ich würde also sagen, dass man mit dem entsprechenden Profil und Praxiserfahrungen heute ganz gute Chancen hat, im Journalismus Fuß zu fassen.
Sowohl in den Geisteswissenschaften wie auch im Journalismus muss man Eigeninitiative zeigen. Studierende können und sollten im Studium selbst Schwerpunkte setzen, das eigene Profil schärfen – und sind dann gut gewappnet für den Übergang in den Beruf.
Warum ist es wichtig, dass Studierende schon während des Studiums mit Berufsfeldern in Kontakt kommen?
Grundsätzlich sollte man nicht erst gegen Ende des Studiums schauen, was man anschließend machen will. An der Philosophischen Fakultät haben wir in allen Studiengängen die Möglichkeit eingerichtet, das eigene Profil zu bilden und zu stärken. Nach dem Motto: raus aus der Uni und rein in die Praxis. Das wird von unseren Studierenden stark nachgefragt. So ist beispielsweise das Medienlabor entstanden, in dem unseren Studierenden kostenlos ein professionelles Audio- und Videostudio mit den dazugehörigen Schnitt- und Bildbearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt wird, um die Welt von Film und Fernsehen praktisch kennenzulernen.
Wie geht es weiter in Sachen Zusammenarbeit, nachdem der Zulauf zum Praxistag Journalismus so groß war?
Wir wollen die Kooperation mit dem Deutschen JournalistenVerband (DJV-NRW ) gerne weiter ausbauen und auf angrenzende Berufsfelder erweitern. Neben dem Journalismus sind auch die PR- und Werbebranche wichtige Bereiche, in denen Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften später arbeiten. Hier bietet die Region um Düsseldorf hervorragende Möglichkeiten.