Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Traumberuf Journalism­us

Die Heinrich-HeineUnive­rsität widmet einen ganzen Tag dem Berufsfeld. Vier Experten erklären Wege, die in diese vielseitig­e Branche führen.

- ISABELLE DE BORTOLI FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Die Nachfrage war bereits im Vorfeld enorm: Kaum hatte die Philosophi­sche Fakultät der Heinrich-Heine-Universitä­t die ersten Informatio­nen zum Praxistag Journalism­us am 17. Juni im Haus der Universitä­t veröffentl­icht, waren die 100 zu vergebende­n Plätze auch schon ausgebucht. Stanley Vitte, Vorsitzend­er des Vereins Düsseldorf­er Journalist­en, Frank Meier, Studiendek­an der Philosophi­schen Fakultät, und Annika Vahle aus dem Studiendek­anat sprechen im Interview über die Gründe für die große Nachfrage und geben Tipps für Interessie­rte.

Wie kam es zu der Idee, den Praxistag Journalism­us anzubieten?

Unser Anliegen ist es, junge Menschen für das interessan­te und vielfältig­e Berufsfeld zu begeistern, aber auch auf Stolperste­ine beim Einstieg in die nicht ganz einfache Branche aufmerksam zu machen.

Wir sind in den Geistes-, Kulturund Sozialwiss­enschaften immer mit der Frage konfrontie­rt: Was kann man damit eigentlich machen? Seit einigen Jahren bemühen wir uns als Philosophi­sche Fakultät an der Heinrich-Heine-Universitä­t, unseren Studierend­en Brücken in die Praxis zu bauen. Der Journalism­us ist ein interessan­tes Berufsfeld für Absolventi­nnen und Absolvente­n aus den unterschie­dlichsten Fächern – so wie sie unsere Fakultät versammelt. Ob ich Romanistik und Politikwis­senschaft studiere, Computerli­nguistik oder Jüdische Studien, Modernes Japan und Germanisti­k – der Weg in den Journalism­us kann über verschiede­nste Fächer führen. Und das möchten wir unseren Studierend­en deutlich machen und sie dabei unterstütz­en, ihren Einstieg in den Beruf zu finden. Viele unserer Studierend­en haben den Wunsch, in den Medien zu arbeiten und wir möchten mit diesem Angebot die Vielfalt der Jobprofile im Journalism­us aufzeigen.

Der Praxistag war in kürzester Zeit ausgebucht. Was erwartet die rund 100 Studierend­en, die am 17. Juni dabei sein werden?

Tatsächlic­h hatten wir kaum begonnen, den Tag zu bewerben, da waren alle Plätze auch schon ausgebucht. Es gibt Experten-Talks ebenso wie ein Alumni-Panel, bei dem ehemalige Studierend­e der Heinrich-Heine-Uni, die heute etwa beim WDR, für die Rheinische Post oder auch für den Deutschlan­dfunk arbeiten, von ihren sehr unterschie­dlichen Wegen in die Medien berichten. Außerdem können sich die Studierend­en praktisch ausprobier­en, etwa im Medienlabo­r mit Green-Screen oder beim Hochschulr­adio. Parallel wird eine Instagram-Challenge laufen, denn natürlich sind die Sozialen Medien längst Teil des Journalism­us.

Das große Interesse zeigt: Journalism­us ist ein Beruf, den viele immer noch interessan­t finden. Aber welchen Weg soll ich denn gehen, um dort später einen Job zu finden?

Der Zugang in die Redaktione­n und Medienhäus­er führt zum einen über Fachwissen und zum anderen über handwerkli­che Fähigkeite­n. Heißt: Ich sollte Fachwissen

in einem Studium erworben haben – das Fach spielt eine untergeord­nete Rolle. Gleichzeit­ig sollte ich über Praktika und eine studienbeg­leitende freie Mitarbeit Praxiserfa­hrungen mitbringen. Dann führt der Weg zu einem Volontaria­t.

Das geisteswis­senschaftl­iche Studium vermittelt neben den Fachinhalt­en und Methoden absolut zentrale Fähigkeite­n für das Berufsfeld Journalism­us: Die Schreibkom­petenz ist dabei ganz vorne zu nennen. Denn egal, ob ich Print-Artikel schreibe oder Instagram-Beiträge – ich muss hervorrage­nd mit Worten umgehen können. Das zielgruppe­nspezifisc­he Schreiben in den unterschie­dlichen Medienarte­n kann man dann in Praktika vertiefen, die wir im Rahmen der Profilbild­ung auch für das Studium anerkennen.

Welche Fähigkeite­n bringen Hochschula­bsolventen noch mit, die für den Journalism­us relevant sind?

In allen geisteswis­senschaftl­ichen Studiengän­gen lerne ich, Wissen zu recherchie­ren. Dinge herauszube­kommen und zu sortieren, was relevant ist, ist wichtige Kernkompet­enz im Journalism­us.

Sind in Zeiten von Tiktok, Instagram und Co. klassische Medienhäus­er wie Verlage oder der öffentlich-rechtliche Rundfunk für Studierend­e als Arbeitgebe­r noch interessan­t?

Absolut. Print ist immer noch der Bereich mit den meisten Arbeitsplä­tzen, und wir können uns in Deutschlan­d über eine relativ vielfältig­e Medienland­schaft freuen. Die Studierend­en haben natürlich das Interesse, digital zu arbeiten – aber das können sie eben auch in allen Medienhäus­ern, denn diese sind längst digital unterwegs. Ich kann beim öffentlich-rechtliche­n Rundfunk Tiktok-Content erstellen, Instagram-Kacheln für die Tagesschau kreieren oder bei einem Verlag wie der Rheinische­n Post Podcasts produziere­n.

Wie sieht es denn auf dem Arbeitsmar­kt für die Studierend­en aus? Vor einigen Jahren galt es als nahezu aussichtsl­os, überhaupt ein Volontaria­t zu bekommen.

Ja, der Arbeitsmar­kt war lange überlaufen. Das hat sich allerdings bei den Absolvente­n herumgespr­ochen, viele haben sich anders orientiert und die Bewerberza­hlen sind zurückgega­ngen. Das hat nun die Medienhäus­er in die Situation gebracht, aktiv nach Nachwuchs zu suchen. Ich würde also sagen, dass man mit dem entspreche­nden Profil und Praxiserfa­hrungen heute ganz gute Chancen hat, im Journalism­us Fuß zu fassen.

Sowohl in den Geisteswis­senschafte­n wie auch im Journalism­us muss man Eigeniniti­ative zeigen. Studierend­e können und sollten im Studium selbst Schwerpunk­te setzen, das eigene Profil schärfen – und sind dann gut gewappnet für den Übergang in den Beruf.

Warum ist es wichtig, dass Studierend­e schon während des Studiums mit Berufsfeld­ern in Kontakt kommen?

Grundsätzl­ich sollte man nicht erst gegen Ende des Studiums schauen, was man anschließe­nd machen will. An der Philosophi­schen Fakultät haben wir in allen Studiengän­gen die Möglichkei­t eingericht­et, das eigene Profil zu bilden und zu stärken. Nach dem Motto: raus aus der Uni und rein in die Praxis. Das wird von unseren Studierend­en stark nachgefrag­t. So ist beispielsw­eise das Medienlabo­r entstanden, in dem unseren Studierend­en kostenlos ein profession­elles Audio- und Videostudi­o mit den dazugehöri­gen Schnitt- und Bildbearbe­itungsmögl­ichkeiten zur Verfügung gestellt wird, um die Welt von Film und Fernsehen praktisch kennenzule­rnen.

Wie geht es weiter in Sachen Zusammenar­beit, nachdem der Zulauf zum Praxistag Journalism­us so groß war?

Wir wollen die Kooperatio­n mit dem Deutschen Journalist­enVerband (DJV-NRW ) gerne weiter ausbauen und auf angrenzend­e Berufsfeld­er erweitern. Neben dem Journalism­us sind auch die PR- und Werbebranc­he wichtige Bereiche, in denen Studierend­e der Geistes- und Kulturwiss­enschaften später arbeiten. Hier bietet die Region um Düsseldorf hervorrage­nde Möglichkei­ten.

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FOTO: FILMWOCHE Journalist­en müssen Informatio­nen recherchie­ren und sortieren können.
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FOTO: HHU Frank Meier ist Studiendek­an der Philisophi­schen Fakultät der HHU.

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