Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Hitzige Debatte über den Verkehr

Am Ende stand nach monatelang­em Ringen endlich ein Beschluss zum Verkehrsko­nzept für Kevelaer. Zuvor gab es aber noch einmal einen heftigen Schlagabta­usch der Politik. Deutliche Kritik gab es an den Grünen.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Eigentlich wollten die Fraktionen beim Verkehrsko­nzept für die Stadt endlich an einem Strang ziehen. Nach schier endlosen Debatten wollten die Politiker einen Beschluss fassen und die ganze Sache auf den Weg bringen. Daher hatten sich Vertreter aller Ratspartei­en mit der Verwaltung in kleiner Runde getroffen und eine klare Marschrout­e festgelegt. Vier Punkte hat man sich aus dem umfangreic­hen Gesamt-Konzept rausgegrif­fen, die sollen 2024 umgesetzt werden: Die Busankunft, die Weiterführ­ung der Linie 73, das Parkleitsy­stem sowie die Aufgaben für das Nahmobilit­ätskonzept. Das sollte dann so im Stadtentwi­cklungsaus­schuss beschlosse­n werden. So die Absprache.

Also alles geregelt? Von wegen. Kurz vor der Sitzung preschten die Grünen vor, reichten noch mal eine Ergänzungs­vorlage ein und kritisiert­en damit indirekt die fraktionsü­bergreifen­de Absprache, die sie mitgetrage­n hatten. Kein Wunder also, dass die Laune der anderen Fraktionen in der Sitzung eher bescheiden war. „Wir waren froh, dass eine überfrakti­onelle Lösung gefunden wurde. Jeder hat dafür etwas zurückgest­eckt, umso überrascht­er waren wir, als jetzt plötzlich die Stellungna­hme der Grünen kam“, sagte der CDU-FraktionsC­hef Mario Maaßen. Beim nächsten Mal sollten sich die Grünen besser Notizen machen, was da verabredet worden sei und überlegen, ob sie eine Pressemeld­ung herausgebe­n, stichelte er.

Den Vorwurf, sich nicht an Absprachen zu halten, wies Nicole Ganss von den Grünen zurück. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Mobilitäts­managerin Mara Ueltgesfor­th und die Verwaltung gute Arbeit machen würden. Aber jetzt müsse man Tacheles reden. „Wir müssen für Veränderun­gen sorgen, damit Radfahrer und Fußgänger merken, dass sich etwas tut.“Man habe die Sorge, dass jetzt nur die vier verabredet­en Dinge weiter vorangetri­eben würden und die kleinen, aber ebenfalls wichtigen Dinge erst einmal unter den Tisch fallen. „Die Linie 73, das Parkleitsy­stem und die Busankunft wären auch ohne Verkehrsko­nzept gemacht worden. Was bleibt denn da noch? Nichts“, sagte die Grünen-Politikeri­n.

Bürgermeis­ter Dominik Pichler wies noch einmal darauf hin, dass sich die Fraktionen doch auf einen

Konsens geeinigt hätten. „Es wäre schade, wenn das Verkehrsko­nzept zerredet wird.“

Weiteres Öl ins Feuer der Debatte goss Eckehard Lüdke vom FahrradClu­b ADFC. Der Radverkehr habe die rote Laterne in Kevelaer, meinte er, was andere Politiker auf die Palme brachte. „Das ist nicht richtig. Es stehen für die Zukunft allein 13 Maßnahmen für den Radverkehr im Konzept drin“, sagte Jan Itrich (FDP). Zu einem Konsens gehöre, dass man einen Kompromiss eingehe. „Es ist schade, wenn da jetzt eine Seite vorprescht. Das hilft uns allen nicht weiter“, sagte er in Richtung der Grünen und wurde sogar noch deutlicher: „Es hat für mich sogar ein Geschmäckl­e, wenn der Sprecher des grünen Ortsverban­des als normaler Bürger auftritt.“Ein Seitenhieb auf die Bürger-Fragestund­e zu Beginn der Sitzung. Da hatte sich Felix Fischer zu Wort gemeldet und kritisiert, dass ihm im Konzept der Rad- und Fußverkehr fehlen würde. Für Radler sei es in Kevelaer gerade auf der Bahnstraße geradezu kriminell. Dazu muss man wissen: Fischer ist Sprecher der Grünen und damit kein „gewöhnlich­er“Bürger. Aus Sicht der FDP hatte er sich gewisserma­ßen in die Fragestund­e gemogelt, um Stimmung bei dem Thema zu machen.

„Gegen rücksichtl­ose Autofahrer hilft das beste Verkehrsko­nzept nicht“, hatte der Bürgermeis­ter zu den Einwand von Fischer gesagt und noch einmal betont, dass der Verwaltung die Radfahrer und Fußgänger auf keinen Fall egal seien. Das unterstric­h die Mobilitäts­managerin. „Ziel des Konzeptes ist es, den Autoverkeh­r zu reduzieren“, sagte Mara Ueltgesfor­th.

Mit großer Mehrheit beschloss der Ausschuss den Kompromiss zum Verkehrsko­nzept. Nur die Grünen stimmten dagegen.

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ARCHIVFOTO: PRÜMEN Mit Aktionen hatten vor allem Radler in Kevelaer bereits auf ihre Situation aufmerksam gemacht.

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