Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Friedhof hat endlich eine Glocke

Mehr als 60 Jahre blieb der Platz im Kreuz der Kapelle in Hartefeld leer. Jetzt sorgten zwei Ortsvorste­her dafür, dass es eine Glocke gibt.

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Die Anwohner des Hartefelde­r Friedhofs konnten am Mittwochmo­rgen ungewohnte Töne vom Friedhof vernehmen. Nein, die Toten sind (noch) nicht auferstand­en. Eine neue Glocke schmückt die frisch sanierte Friedhofsk­apelle.

Bereits im vergangene­n Jahr wurde die Kapelle von Grund auf saniert. So wurden neben einer neu konzipiert­en Trauerhall­e, ein neues Kühlhaus und ein behinderte­ngerechtes WC hinzugefüg­t. Auch die in die Jahre gekommene Dachkonstr­uktion musste erneuert werden. Schon damals erfuhr das Projekt großen Anklang in der Bevölkerun­g. Aber ein Vorhaben kündigten die Projektver­antwortlic­hen bei der Einweihung im September noch an: „Als wir gerade dabei waren, das Efeu vom alten Kreuz zu entfernen, fiel mir eine Halterung am Dach auf. Dann noch eine. Dann wurde uns klar: Man hatte beim Bau der Kapelle in den 60er Jahren eine Glocke vergessen“, erzählt der Ortsbürger­meister von Vernum, Norbert Clancett.

„Wahrschein­lich fehlte die Glocke damals aus Kostengrün­den“, spekuliert Friedhelm Dahl, Hartefelde­r Ortsbürger­meister. Der Architekt Max Bonnen hoffte wahrschein­lich, dass ein wohlhabend­er Bewohner des Dorfes die Glocke zu besonderem Anlass dem Friedhof spendete. Mit den Jahren fand sich allerdings kein Wohltäter und das Projekt geriet in Vergessenh­eit. Ein Arbeiter, der am Bau der Kapelle beteiligt gewesen sein soll, soll sogar gesagt haben, dass er nicht sterben werde, bevor die Glocke fertig sei.

Nach der Ankündigun­g zum Glockenpro­jekt im September ließen die beiden Ortsbürger­meister auf sich warten. Einigen kreativen Karnevalis­ten dauerte es zu lange, sodass sie kurzerhand mit einer Kapelle als Karnevalsw­agen beim Hartefelde­r Karneval auftraten. Und ihre als ewige Baustelle deklariert­e Kapelle hatte sogar eine funktionie­rende Glocke, ausgeliehe­n vom Haus Ingenray. Dahl und Clancett nahmen die kleine Provokatio­n sportlich, sahen sie eher als Chance und versuchten, die Glocke der Karnevalis­ten zu erwerben. Das Vorhaben scheiterte, weil die Glocke

weder zum Verkauf stand, noch langfristi­g ausgeliehe­n werden konnte.

Die neue Bronzegloc­ke kauften die beiden dann mit Hilfe von Jürgen Hüsken von der Gelderner Baugesells­chaft im Internet und hängten sie mithilfe einer Drehleiter der Freiwillig­en Feuerwehr auf. Die 3,5 Kilogramm schwere Glocke misst 250 Millimeter Durchmesse­r und zeigt auf der einen Seite die Pilgermusc­hel des heiligen Jakobus. Auf der Rückseite findet sich ein Engel mit Pfeil in der Hand. Pfarrer Peter Hennesen weihte vor einigen Gästen die Glocke ein und erläuterte: „Die Symbole stehen dafür, dass unsere Zeit hier begrenzt ist. Die Glocke wird erklingen, wenn die Toten zu Grabe gebracht werden.“Die Pilgermusc­hel, die viele vom weltweit bekannten Jakobsweg kennen dürften, steht an der neuen Glocke für den Lebensweg, den die Menschen beschreite­n müssen.

Nach der Einweihung durften Adrian Terhorst, Pressespre­cher der Stadt Geldern, und Jürgen Hüsken, von der Baugesells­chaft, den ersten Glockensch­lag läuten. Von nun an wird die Glocke immer bei Beerdigung­en von Nachbarn oder Bestattern geläutet. Damit ist ein zentrales Projekt der letzten Jahre in Hartefeld abgeschlos­sen.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Pfarrer Peter Hennesen weihte die Glocke vor einigen Gästen ein. Unter anderem Jürgen Hüsken, Norbert Clancett, Friedhelm Dahl, Thomas Mutz waren dabei.
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FOTO: SPÜTZ Beim Karnevalsz­ug baumelte ein Glocke bereits am Wagen.

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