Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Fleuther baut eigene Brauerei in Weeze
Das Gelderner Bier wird aktuell noch in Oelde hergestellt. Ab 2025 soll es dann am Flughafen gebraut werden – mit zugehöriger Gastronomie inklusive Biergarten. Dabei setzen die beiden Gründer alles auf eine Karte.
Das Gelände um den Flughafen Weeze war bis zum Jahr 1999 ein lebhafter Ort. Tausende Soldaten lebten mit ihren Angehörigen in den Kasernen, es war eine Kleinstadt für sich mit eigenen Kneipen, einer Schule, einer Kirche – und jeder Menge Bier. Seit 1999 stehen die meisten Gebäude leer, die Menschen, die zum dortigen Flughafen fahren, wollen am liebsten schnell wieder weg. Nach Mallorca, Kreta oder Marrakesch. Sie sind dort nicht, um Bier zu trinken. Oliver Stöcker und Sylvana Westphal wollen das ändern – und in einer ehemaligen Turnhalle auf Laarbruch eine Brauerei errichten, mitsamt Biergarten.
Stöcker und Westphal haben 2016 die Geldener Biermarke „Fleuther“ins Leben gerufen. Was als Hobby begann, ist inzwischen zu einem erfolgreichen Unternehmen herangereift. „Die Leute schätzen Regionalität – und sie schätzen gutes Bier“, sagt Oliver Stöcker.
Er steht vor der ehemaligen Turnhalle, die direkt an das heutige Verwaltungsgebäude des Flughafens grenzt. Neben den Gebäude wuchert unkontrolliert Gestrüpp, die Scheiben der ehemaligen Turnhalle sind teilweise eingeschlagen, innen lagert allermöglicher Ramsch: Paletten, ein altes Radio, ein Plastikplanschbecken. Schon bald aber soll die Verwandlung in eine Brauerei mit Gastronomie stattfinden. Stöcker hat einen Bauvorantrag beim Kreis Kleve gestellt, der in diesen Fällen für den Flughafen zuständig ist. Er sei optimistisch, bald eine Zusage zu bekommen. Und dann will er bauen. Um zu brauen.
Aktuell wird das Fleuther-Bier noch in Oelde bei der Pott’s Brauerei gebraut. „Wir wollten unser Bier eigentlich schon seit längerer Zeit selbst brauen“, sagt Stöcker. Doch dann kam erst Corona – und dann 2022 der Krieg in der Ukraine. Durch die Kriegsfolgen stiegen die Preise für Hopfen und Malz so sehr, dass an eine eigene Brauerei erst einmal nicht zu denken war. Inzwischen habe sich das aber wieder beruhigt. Und Stöcker und Westphal beschlossen: wir machen das jetzt. Und das mit voller Power.
Oliver Stöcker hat im August seinen Job als Außendienstler gekündigt, er ist jetzt Vollzeit bei „Fleuther“eingespannt. „Wir haben immer wieder neue Ideen“, sagt er. Die Brauerei soll auch keine reine Brauerei werden, von wo aus nur das Bier vertrieben wird. Stöcker und Westphal planen eine Art Eventlocation, einen Biergarten, der sich vor allem hinter der ehemaligen Turnhalle erstrecken soll. Das Gelände ist jetzt noch durch einen Zaun abgetrennt, dahinter wächst Gras.
1000 Liter pro Durchgang, das ist der Plan, soll dann in Weeze gebraut werden. Das Gebäude samt
„Eine Brauerei mit angeschlossenem Biergarten – das gibt es hier in der Region nicht mehr“Oliver Stöcker Unternehmer der Gelderner Biermarke „Fleuther“
Gelände wollen Stöcker und Westphal pachten. Und auch wenn es mit dem Brauen wohl noch ein bisschen dauern wird: Bier getrunken werden soll am Flughafen schon im Juli. Dann wollen Stöcker und Westphal schon einen Pop-up-Biergarten eröffnen. So können die Gäste den ganzen Prozess, also den Bau der Brauerei, mitverfolgen. Und dabei gleichzeitig ein paar „Fleuther“trinken. Der Biergarten wird dann erst einmal nur temporär aufgebaut – bis das Projekt fertig ist.
„Wir setzen vor allem auf Fahrradtouristen“, sagt Stöcker. Zehn Zapfhähne soll die Brauerei haben, verkauft werden Pils, Helles, Alt – aber auch die verschiedenen Craft-Biersorte von „Fleuther“. Bei der Finanzierung soll auch eine Crowdfunding-Kampagne helfen. „Wer uns finanziell unterstützt, bekommt auch eine Gegenleistung“,
sagt Stöcker. So kann man sich zum Beispiel eine Umarmung als nettes „Dankeschön“kaufen. Oder man entscheidet sich doch für Bier, Flaschenöffner oder ein „Fleuther“T-Shirt. (siehe Infokasten).
Stöcker ist sich sicher, dass er damit am Niederrhein eine Marktlücke schließt: „Eine Brauerei mit angeschlossenem Biergarten – das gibt es hier in der Region nicht mehr“.