Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Borussias Planungen auf der Torwartposition
Zehn Torhüter im Alter von 18 bis 36 Jahren stehen in Gladbach unter Vertrag. Wer nächste Saison welche Rolle übernehmen könnte.
Seit dem Comeback von Jonas Omlin am 30. März gegen den SC Freiburg (0:3) ist Borussias Torwart-Hierarchie wieder klar definiert: Omlin ist die Nummer eins, Nicolas die Nummer zwei, die den angeschlagenen Omlin beim 3:4 gegen Hoffenheim im Tor vertrat. Mit Blick auf die Saison 2024/25 stehen auf der Torwartposition im Lizenz- und Übergangsbereich (U19/U23) Veränderungen an, besonders hinter der Nummer eins wird es dann interessant.
Zehn volljährige Torhüter hat Gladbach derzeit unter Vertrag. Voraussetzung, um vor allem den Nachwuchs-Talenten Perspektiven aufzuzeigen, ist der Klassenerhalt der U23 in der Regionalliga West. Bei aktuell nur zwei Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, falls der MSV Duisburg wie zu erwarten aus der 3. Liga runterkommt, haben die Borussen diesbezüglich noch keine Gewissheit. Spätestens ab Saisonende dürften die Planungen im Torwartbereich auf Hochtouren laufen.
Jonas Omlin (30, Vertrag bis 2027) Solange er nach seinem Comeback nach Schulter-OP keinen größeren Rückschlag erleidet, ist er als Borussias Nummer eins gesetzt, daran dürfte sich zunächst nichts ändern. Der Kapitän ist noch drei Jahre an den Klub gebunden, bei einem Verkauf würde Borussia demnach eine Ablösesumme in Höhe seines geschätzten Marktwerts von sieben Millionen Euro fordern können. Unabhängig von einem Abgang: Die Zeit seit Omlins Verpflichtung im Januar 2023 hat gezeigt, dass der Schweizer immer wieder mit größeren und kleineren Verletzungen zu kämpfen hat. Umso wichtiger ist es, dass der Verein dahinter gut aufgestellt ist. Das wurde bereits am Samstag in Hoffenheim deutlich, als Omlin kurzfristig aufgrund von Oberschenkelproblemen nicht zur Verfügung stand.
Moritz Nicolas (26, Vertrag bis 2029) Der Lohn für seine guten Leistungen als Omlin-Vertreter war unter anderem ein Vertrag bis 2029. Nicolas ist eine zuverlässige Nummer zwei, doch wird er sich auf Dauer damit zufriedengeben? Die Vertragslaufzeit zeigt, dass Borussia auch über die Omlin-Zeit hinaus mit Nicolas plant – und dient als Absicherung, falls ein anderer Klub Nicolas verpflichten will. Damit Borussia einem Wechsel zustimmt, wäre in diesem Sommer wohl eine Ablöse im mittleren einstelligen Millionen-Bereich nötig. Möglich, dass Nicolas vorerst in Gladbach bleibt, um auf seine Chance hinter einem verletzungsanfälligen Stammtorwart zu lauern – in Hoffenheim ergab sich sofort wieder die Gelegenheit, zu spielen, Nicolas zeigte trotz der vier Gegentore,
dass auf ihn Verlass ist.
Jan Olschowsky (22, Vertrag bis 2027) Seit Omlin wieder fit ist – in Hoffenheim war er wegen dessen Ausfall wieder dabei –, hat er die Möglichkeit, in der U23 Spielpraxis zu sammeln. Das wird ihm in der nächsten Saison nicht reichen. Borussias Eigengewächs, das bisher vier Bundesligaspiele bestritten hat, hätte die Rückrunde gerne schon woanders bestritten, ein passender Leih-Klub fand sich im Winter aber nicht. Das ist nun das Ziel für den Sommer.
Tobias Sippel (36, Vertrag bis 2024) Nach neun Jahren bei Borussia dürfte Sippels Zeit als Spieler im Sommer enden. Offiziell kommuniziert ist das noch nicht, eine Vertragsverlängerung
ist nach Informationen unserer Redaktion aber nicht geplant. Seit 2015 hat Sippel 25 Pflichtspiele für Gladbach bestritten, das letzte davon am 11. März 2023 bei der 0:3-Niederlage bei RB Leipzig.
Jonas Kersken (23, Vertrag bis 2025) Hat als Leihspieler bei Arminia Bielefeld in dieser Saison noch keine Minute verpasst und ist beim Drittligisten zu einem sicheren Rückhalt gereift. Nach Informationen unserer Redaktion würde Bielefeld Kersken bei Erreichen des Klassenerhalts gerne ein weiteres Jahr ausleihen, Voraussetzung dafür wäre eine Vertragsverlängerung bei Borussia. Einen ersten Austausch darüber hat es bereits gegeben. Neben Bielefeld beschäftigen sich allerdings auch weitere Dritt- und Zweitligisten mit
Kersken.
Maximilian Brüll (21, Vertragslaufzeit unbekannt) Erst im vergangenen Jahr wurde Brüll mit einem Profivertrag ausgestattet, der noch über die Saison hinaus läuft. In der Regionalliga West hat er in dieser Saison bislang 18 Spiele gemacht, teils musste er für Jan Olschowsky weichen, momentan ist er verletzt. Bei Borussia dürfte es auf Dauer weiterhin nur für Einsätze in der Regionalliga reichen. Möglich ist deshalb, dass er den Klub verlässt, um in einer Saison mal auf 30 und mehr Spiele zu kommen – entweder per Leihe oder durch einen endgültigen Abschied.
Maximilian Neutgens (20, Vertrag bis 2025) Der gebürtige Frechener ergänzte das Torhüter-Team der U23 im vergangenen Sommer. In seinem ersten Gladbach-Jahr hat er zwar nur einen Einsatz in der Regionalliga gehabt, die Verantwortlichen trauen Neutgens nach Informationen unserer Redaktion aber auch zu, künftig mehr zu spielen und in die Rolle der Nummer eins bei der U23 hineinzuwachsen. Falls Brüll den Klub verlassen sollte, wäre Neutgens nach jetzigem Stand wohl erst mal der Favorit.
Linus Wirth (20, Vertrag bis 2024) Seit er im Sommer 2023 aus der eigenen Jugend kam, wartet er auf sein U23Debüt, zuvor war er auch in der U19 kein Stammtorwart. Eine Grundlage für eine Vertragsverlängerung bietet das nicht, Wirth kam 2019 vom SV Sandhausen nach Gladbach – seine Zeit dort dürfte nun enden.
Florian Dimmer (19, Vertrag bis 2024) Nach seinem letzten Jahr in der Jugend rückt er im Sommer hoch. Borussia dürfte bestrebt sein, ihn zu halten und ihm Spielpraxis in der U23 zu gewähren. Sein Debüt dort feierte er bereits Anfang 2023, in der U19 hat er sich zuletzt mit Tiago Pereira Cardoso abgewechselt, nachdem er zu Saisonbeginn noch mit einer Knieverletzung ausgefallen war. Er dürfte mit Neutgens um die Rolle als Nummer eins in der U23 konkurrieren. Einer von ihnen könnte möglicherweise zur Nummer drei befördert werden, wenn Olschowsky verliehen wird.
Tiago Pereira Cardoso (18, Vertrag bis 2025) Der Luxemburger, der im vergangenen Jahr sein A-Länderspiel-Debüt gegeben hat, darf noch ein Jahr in der U19 spielen. Am Samstag kam er jedoch schon für die U23 in der Regionalliga zum Einsatz, da Olschowsky kurzfristig bei den Profis gebraucht wurde und Brüll verletzt ist. Aufgrund seines Alters dürfte er in der U19 zunächst die Nase vorn haben, allerdings bekommt er dann Druck von Lindsay Gutaj, dem diesjährigen Kapitän der U17 und Jugend-Nationalspieler.