Teuer stimmt nicht immer: Was Privatschulen kosten
Während Ersatzschulen gar kein Schulgeld erheben, werden bei Ergänzungsschulen Gebühren fällig.
„Privatschulen sind nur etwas für Reiche“– diesen Satz hört man beim Verband Deutscher Privatschulen NRW immer wieder. Stimmig ist er nicht – denn dazu muss man sich genauer über die Privatschullandschaft in Nordrhein-Westfalen informieren: „Man muss wissen, dass es zwei verschiedene Formen von zu einem Abschluss führenden Privatschulen gibt – zum einen die Ersatz-, zum anderen die Ergänzungsschulen“, sagt Susanne Roepke, Geschäftsführerin des Verbands Deutscher Privatschulen NRW. Diese Unterscheidung sei für die Kostenfrage wichtig, denn beide Schulformen finanzieren sich vollkommen unterschiedlich.
Die meisten Schulen in freier Trägerschaft in NordrheinWestfalen sind Ersatzschulen, von denen kein Schulgeld erhoben wird. Eine Ersatzschule bietet Bildungsgänge oder Abschlüsse an, die so oder vergleichbar auch an staatlichen Schulen angeboten werden oder zumindest vorgesehen sind. Sie „ersetzt“also im Prinzip eine staatliche Schule. „Das Besondere an diesen Schulen ist, dass sie sehr häufig besondere Schulkonzepte umsetzen, etwa einen reformpädagogischen Ansatz haben, und häufig auch etwas kleiner und persönlicher sind“, sagt Susanne Roepke.
Diese Schulen erhalten einen staatlichen Finanzausgleich, der die Kosten in weiten Teilen deckt. Die Schulträger wie zum Beispiel die Kirchen, aber auch kleine Elternvereine müssen zudem für jede Schule einen Eigenanteil aufbringen. Dies geschieht beispielsweise bei Schulen in katholischer oder evangelischer Trägerschaft durch die Kirchen, bei berufsbildenden Schulen häufig durch Berufsverbände, bei Elternvereinen durch Sponsoren oder regelmäßig auch durch Fördervereine, deren Mitglieder die Eltern wiederum sind. Allerdings entstehen an diesen Schulen – wie an staatlichen Schulen auch – Zusatzkosten für Eltern. Dies sind zum Beispiel Kosten für den Ganztag, zusätzliche Betreuungsangebote, außerschulische Freizeitangebote, Schulverpflegung und für die Mitgliedschaft im Förderverein.
Zusätzlich gibt es in Nordrhein-Westfalen Ergänzungsschulen, die das staatliche Bildungsangebot ergänzen. Zu ihnen zählen zum Beispiel einige internationale Schulen, Schulen, die nach ausländischem Curriculum unterrichten, Berufsschulen und allgemeinbildende Schulen mit besonderem Profil, die kein Pendant im staatlichen Bereich haben. „Diese Schulen sind in der Gestaltung ihres Unterrichts und ihrer Schule freier, haben zumeist kleine Klassen mit intensiver schulischer und pädagogischer Betreuung“, sagt Susanne Roepke. Dazu zählen auch spezialisierte Schulen für Kinder, die an staatlichen Schulen nicht die von den Eltern gewünschte Förderung erhalten.
Ergänzungsschulen erhalten keinerlei finanziellen Zuschuss vom Land. Die Eltern müssen den Besuch einer allgemeinbildenden Ergänzungsschule in der Regel selbst finanzieren. Die Kosten richten sich nach Betreuungs- und Zeitaufwand, die Gebühren betragen zu- meist mehrere hundert Euro. Bei Internatsunterbringung entstehen weitere Kosten, wobei es auch hier auf das Angebot ankommt. „Das hört sich zunächst einmal viel an. Aber selbst das Land NordrheinWestfalen gibt für jeden Schüler an einer allgemeinbildenden staatlichen Schule 6200 Euro im Jahr aus. Hinzu kommen die Ausgaben der Eltern für Nachhilfe, Zusatzangebote, Betreuung. Da relativieren sich dann die Kosten“, erklärt Susanne Roepke. Zudem ist der Besuch einer Schule in freier Trägerschaft steuerlich absetzbar. Derzeit können 30 Prozent des Entgelts, höchstens 5000 Euro, als Sonderausgaben angerechnet werden.
Um möglichst allen Interessenten den Schulbesuch zu ermöglichen, gebe es an vielen Schulen Geschwisterermäßi- gungen, Stipendien, Teilstipendien oder eine Staffelung nach Einkommen, so die Geschäftsführerin des VDP NRW. Bei pädagogischer oder therapeutischer Notwendigkeit übernehmen Jugendämter unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten ganz oder teilweise, etwa bei Diagnosen wie ADS/ADHS oder Formen von Autismus. „Vor einem Schulwechsel sollte in diesen Sonderfällen aber im Vorfeld die Kostenübernahme mit den Jugendämtern geklärt werden.“
Zum Halbjahr rät Susanne Roepke übrigens, sich frühzeitig mit einem etwaigen Wechsel zu beschäftigen: „Das eigentliche Problem ist häufig nicht die Finanzierung des Besuchs einer Schule in freier Trägerschaft, sondern tatsächlich einen freien Platz zu finden. Viele Ersatzschulen führen lange Wartelisten. Und auch in der Oberstufe der Ergänzungsschulen wird es eng. Deshalb sollten sich Eltern lieber rechtzeitig um einen Platz an einer Privatschule bemühen.“