Warum Björn Höcke wie ein Nazi klingt
seiner auch parteiintern scharf kritisierten Rede in Dresden versucht Thüringens AfD-Chef Björn Höcke, sich als missverstanden darzustellen. Doch nicht nur bei dem Satz „Denkmal der Schande“drückt Höcke sich – womöglich bewusst – doppeldeutig aus.
DÜSSELDORF Mit Aussagen provozieren und sich danach distanzieren gehört zum Konzept der AfD. Björn Höcke nannte das HolocaustMahnmal „Denkmal der Schande“– dessen mehrfacher Interpretationsspielraum sich durch die gesamte Rede zog. „Liebe Patrioten“12 Mal benutzt Höcke „Patriot“und „Patriotismus“in seiner Rede. Patrioten haben eine emotionale Bin- dung zur ihrer Nation, sind stolz auf „ihr Land“, und sprechen – wie Höcke ebenfalls oft – von „tiefer Vaterlandsliebe“. Zum Nationalismus, der Basis für die NS-Ideologie, gehört zudem die abwertende Haltung gegenüber anderen Nationen. Vom Nationalismus grenzt sich Höcke nie klar ab. Er spricht davon, einen „neuen Patriotismus“durchsetzen zu wollen, ohne den die „bürgerliche Gesellschaft nicht „überleben werde“. Ein Synonym für Nationalismus? Auch im Weiteren behauptet er, der soziale Friede sei „durch den Import fremder Völkerschaften existenziell gefährdet.“ Gewaltrhetorik „Wir werden uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen!“, skandiert Höcke unter Jubel und Applaus. Er droht in diesem Zusammenhang: „Die AfD ist die letzte friedliche Chance für unser Vaterland.“Er deutet also an, dass auch nicht-friedliche Wege infrage kommen. Die AfD scheint ihm dafür nur Mittel zum Zweck: „Auch die AfD wird irgendwann einmal erstarren. Und sie kann auch irgendwann meinetwegen erstarren, aber bitte erst nachdem sie ihre historische Mission erfüllt hat.“Höcke scheint Größeres vorzuschweben: „Lasst euch bloß nicht verzwergen“, ruft er dem Publikum zu. Sein Ziel: „ein vollständiger Sieg“der AfD, was sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr an den totalitären Anspruch der Nationalsozialisten erinnert. „Wir können Geschichte schreiben. Tun wir es!“, ruft er und will damit den „Gemütszustand“eines „total besiegten Volkes“umkehren. Konstruierte Opferrolle Der Umgang Deutschlands mit seiner Geschichte passt ihm nicht. Er spricht von der „dämlichen Bewältigungskultur“und fordert eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“: „Selber haben werden wir uns nur, wenn wir wieder eine positive Beziehung zu unserer Geschichte aufbauen.“Eine positive Beziehung zu der systematischen Vernichtung von mehr als 6 Millionen Menschen? Mit solchen Aussagen verhöhnt Höcke nicht nur die Opfer und deren Nachfahren, son- dern widerspricht abermals jeder moralischen Pflicht. Identität Höcke sagt: „Mit der Bombardierung Dresdens wollte man nichts anderes, als uns unsere kollektive Identität rauben.“Und mit der „systematischen Umerziehung“ab 1945 habe man das auch fast geschafft. Indem er die Entnazifizierung als Angriff auf die Identität der Deutschen betrachtet, erweckt er den Anschein, sich in direkter Kontinuität der Nationalsozialisten zu sehen.