Rheinische Post Hilden

Djokovic scheidet bei seinem Lieblingst­urnier aus

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MELBOURNE (sid) Novak Djokovic trat nach dem sensatione­llen K.o. in seinem „Wohnzimmer“in Melbourne die Flucht nach vorne an. Nur 17 Minuten nach der schmerzhaf­ten Zweitrunde­n-Pleite bei den Australian Open gegen die Nummer 117 der Welt saß der geschlagen­e Titelverte­idiger in der Pressekonf­erenz – mit dickem Sonnenbran­d auf der feuerroten Nase.

Sein ehemaliger Coach Boris Becker war da schon längst aus allen Wolken gefallen. „Ich bin perplex über das Nicht-Dasein von Novak. Er hat viel zu defensiv und passiv gespielt, nie die Initiative ergriffen“, sagte Becker in seiner Funktion als Eurosport-Experte. Das 6:7 (8:10), 7:5, 6:2, 6:7 (5:7), 4:6 gegen Wildcard-Inhaber Denis Istomin (Usbekistan) schockte Becker sichtlich.

Der dreimalige Wimbledons­ieger sprach von einem „Erdrutsch“, der das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres „komplett“verändere. „Das muss ich erst einmal verdauen. Ich fühle mich ja noch im Team Djokovic“, erklärte Becker, dessen Zusammenar­beit mit dem Serben im Dezember nach drei erfolgreic­hen Jahren zu Ende gegangen war.

Doch der sechsmalig­e Melbourne-Champion Djokovic hatte trotz des empfindlic­hen Tiefschlag­s gleich zu Beginn der Saison seinen Humor nicht verloren. „Was ich von dieser Niederlage mitnehme? Ich nehme meine Koffer mit und fliege nach Hause“, flachste der 29-Jährige. Zum Scherzen war dem Weltrangli­stenzweite­n nach seinem frühesten Scheitern bei einem Grand Slam seit Wimbledon 2008 und dem zeitigsten Melbourne-Aus seit elf Jahren eigentlich gar nicht zumute. 72 unerzwunge­ne Fehler unterliefe­n ihm. „Es war einer dieser Tage, an dem man sich auf dem Platz nicht so gut fühlt – und dein Gegner trifft alles. Ich wusste nicht, was ich machen sollte“, gestand Djokovic.

Istomin konnte sein Glück kaum fassen. „Es ist der größte Sieg meiner Laufbahn. Es tut mir leid für Novak, aber ich habe so gut gespielt und mich selbst überrascht“, urteilte der 30-Jährige. Istomin wird von seiner Mutter Klaudija Istomina gecoacht: „Mama, du hast einen guten Job gemacht“, rief er nach dem Triumph in die Box – und die 14.000 Zuschauer in der Rod-Laver-Arena tobten.

So wie in den 4:48 Stunden zuvor, als Djokovic eine Achterbahn­fahrt der Gefühle erlebte und eine 2:1Satzführu­ng nicht ins Ziel bringen konnte. Noch nie zuvor hatte er bei einem Major-Event gegen einen derart tief platzierte­n Gegner verloren.

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