Kardinal Woelki predigt vor Soldaten gegen Nationalismus
KÖLN Vor Nationalismus als Gefahr für den Frieden hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki in seiner Predigt beim Internationalen Soldatengottesdienst gewarnt. Zum Schlechteren wendeten sich die Verhältnisse überall dort, „wo die Starken auf Kosten der Schwachen agieren, wo nationalistische Tendenzen universalen Ideen der Völkerverständigung entgegenstehen“, sagte Woelki gestern im Kölner Dom. „Je mehr Nationalismus unsere politisch Verantwortlichen leitet, umso gefährdeter ist der Frieden für alle.“Nationalismus und Terror seien die großen Gefährdungen unserer Zeit.
Der Frieden sei auch bedroht durch „den Lebensstil, den wir führen, der auf Kosten anderer geht und der deren Lebensgrundlagen schmälert“. Die Wohlstandsgesellschaft sei ungerecht, Friede unter den Menschen indes „ohne Gemeinschaft nicht zu haben“. Bereits 1983 hätten die deutschen Bischöfe das Wort „Gerechtigkeit schafft Frieden“veröffentlicht, sagte der Kardinal. „Unser Nächster in einem Zeitalter der Globalisierung ist auch derjenige, der in einem anderen Kontinent unter erbärmlichen Umständen die Kleider näht, die wir auf der Haut tragen, oder das Kind, das auf den Müllbergen der Millionenstädte auf der Südhalbkugel die hochgiftigen Reste meines Mobiltelefons sammelt, um sie zu Geld zu machen.“In einer globalen Welt sei „weit weg bisweilen näher, als man denkt“.
Die Kirche fordere nachdrücklich, Gewaltanwendung aus der internationalen Politik zu verbannen und zu ächten. „Trotzdem ist der Dienst des Soldaten unverzichtbar und ethisch gerechtfertigt“, sagte Woelki. Die Anwendung militärischer Gewalt könne eine Solidaritätspflicht bedeuten gegenüber den Verbündeten und von Gewalt Bedrohten und den Angegriffenen. Der Terror als Form der Kriegsführung gegen zivile Opfer habe „ganz neue Formen der Bedrohung und der Barbarei“geschaffen. „Sie fordern uns seit dem Aufflackern ethnischer Konflikte in Europa und weltweit heraus.“
Rund 1200 Soldaten und Polizeibeamte aus dem In- und Ausland nahmen an der Messe zum Weltfriedenstag im Dom teil, darunter Volker Wieker, Generalinspekteur der Bundeswehr. Dabei gab es zwei Jubiläen: Der Welttag des Friedens wird in der katholischen Kirche zum 50. Mal begangen; den Internationalen Soldatengottesdienst in Köln gibt es inzwischen seit 40 Jahren.