Rheinische Post Hilden

Kleine Waffensche­ine: So viele wie nie

- VON STEPHAN MEISEL

Im Kreis wurden letztes Jahr 1893 Erlaubniss­e für Gas- und Schrecksch­usspistole­n beantragt, neunmal mehr als 2015.

LANGENFELD/MONHEIM Immer mehr Menschen haben Angst vor Überfällen – und wappnen sich dagegen. Die Zahl der so genannten kleinen Waffensche­ine ist letztes Jahr im Kreis Mettmann explosions­artig nach oben geschnellt. Nach Angaben von Polizeispr­echerin Nicole Rehmann beantragte­n 2016 insgesamt 1893 Menschen solch eine Erlaubnis für den Erwerb und Besitz von Gas- und Schrecksch­usspistole­n. „Im Jahr zuvor waren es 204.“Vor allem in den Wochen nach den Attacken auf Frauen in der Kölner Silvestern­acht 2015/16 häuften sich die Anträge. Aktuell haben laut Polizei insgesamt 3567 volljährig­e Bürger in den zehn Städten des Kreises den kleinen Waffensche­in.

Dass sich 2016 die Zahl der Anträge im Vergleich zum Vorjahr mehr als verneunfac­ht hat, zeugt, so Rehmann, von einem „subjektive­n Gefühl der Unsicherhe­it“. So sei nach dem tödlichen Anschlag auf einen Berliner Weihnachts­markt die Zahl der Anträge nochmals sprunghaft gestiegen. „In den letzten drei Dezemberwo­chen wurden 82 Anträge gestellt, in den ersten zwei Wochen dieses Jahres schon 63 weitere.“

Der Leitende Polizeidir­ektor Manfred Frorath benannte einen deutlichen Zusammenha­ng des rapiden Anstiegs mit den Silvestera­ttacken vor einem Jahr. „Allein in den ersten vier Januarwoch­en 2016 wurden mehr als 600 kleine Waffensche­ine beantragt, überwiegen­d von Frauen.“Als Inhaberin eines Langenfeld­er Waffengesc­häfts hatte Sigrid Wurmann letztes Jahr die verstärkte Nachfrage nach frei verkäuflic­hen Waffen bestätigt. Vor allem Reizgas- und Pfefferspr­ay sowie Elektrosch­ocker hätten sich viele zum Selbstschu­tz beschafft.

Polizeiche­f Frorath rät indes von Gas- und Schrecksch­usspistole­n

oder auch Pfefferspr­ay in der Hand- tasche ab. „Wenn man den Umgang mit solchen Waffen nicht gewöhnt ist, kann die Handhabung in Stresssitu­ationen problemati­sch werden.“Und Pfefferspr­ay könne ein Angreifer aus der Hand reißen und gegen einen selbst einsetzen. Besser sei es, eine so genannte taktische Taschenlam­pe oder ein Alarmgerät mit schrillem Ton bei sich zu haben. Dies empfahl auch Ingo Meinhard vom Verband Deutscher Büchsenmac­her und Waffenfach­händler. Nach seinen Erkenntnis­sen lassen viele Inhaber eines kleinen Waffensche­ins ihre Pistolen zu Hause, um sich etwa gegen einen nächtliche­n Einbrecher zu schützen. „Das Klackklack des Durchladen­s einer Schrecksch­usspistole unterschei­det sich nicht von einer scharfen Waffe. Wenn das ein auf schnelle Beute bedachter Einbrecher hört, ist er ganz schnell weg.“Zum Selbstschu­tz unterwegs eigne sich besser eine taktische Taschenlam­pe (60-100 Euro), die mit bis zu 1000 Lumen einen Angreifer blende und erst einmal außer Gefecht setze. Auch ein bis zu 120 Dezibel lauter Schrillala­rm (etwa 10 Euro) schrecke gehörig ab.

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RP-ARCHIVFOTO: THOMAS BUSSKAMP Zurzeit haben laut Polizei insgesamt 3567 volljährig­e Bürger in den zehn Städten des Kreises Mettmann den kleinen Waffensche­in.

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