Rheinische Post Hilden

Bombendroh­ung: Langes Warten auf das Ende des Polizei-Einsatzes

- VON ANDRÉ SCHAHIDI UND GUNDEL SEIBEL

Vier Stunden lang blieb die Haaner Innenstadt wegen einer anonymen Bombendroh­ung gesperrt. Beobachtun­gen am Rand des Absperrban­des.

HAAN Der Großeinsat­z der Polizei brachte gestern so manchen Zeitplan durcheinan­der. Gegen 9.30 Uhr klingelte es an der Wohnungstü­r von Maria da Silva an der Kaiserstra­ße. Ein Polizist erklärte, alle Personen müssten das Haus verlassen. Zusammen mit Mutter Fernanda Santos Diogo und Hund Lion fand sie in der Reinigung „Weiße Orchidee“von Tamara Pracht ein warmes Plätzchen. Warum sie die Wohnung verlassen mussten, erfuhren die Frauen erst Mittags vom RPReporter. „Die Polizisten haben uns nichts gesagt“, meinte da Silva.

Ein älteres Ehepaar hatte sich den Tag auch anders vorgestell­t: Der Mann hatte direkt vor der Sparkasse geparkt, damit seine Frau Sachen aus der Reinigung abholen konnte. Am Ende mussten beide ebenfalls Stunden in dem Geschäft von Tamara Pacht ausharren. Gegen 13 Uhr wurde es Zeit, dass der Senior Medikament­e einnehmen musste. Ein Polizist holte den Kleinwagen aus dem Sperrberei­ch.

Abgesperrt war die Kaiserstra­ße von katholisch­er Kirche bis zur Turnstraße und von der Martin-Luther-Straße bis zum unteren Neuen Markt. Hinter dem Absperrban­d war es fast unheimlich ruhig. Polizisten in Schutzwest­en und mit Maschinenp­istolen achteten darauf, dass niemand den akuten Bereich betrat. Manche, vor allem Ältere, versuchten, die Absperrung zu überwinden. Ein Mann mit Hund wurde von der Polizei weggeschic­kt und murmelte: „Das haben wir Merkel zu verdanken.“Der Polizist schüttelte nur den Kopf.

Der obere Neue Markt war frei zugänglich, auch die Dieker Straße. Cafés und Restaurant­s waren voll. Mitarbeite­r der Banken und der Ge- schäfte warteten dort darauf, an ihre Arbeitsplä­tze zurückkehr­en zu können. „Die Polizei hat uns gesagt, dass wir nicht über den Einsatz reden dürfen“, sagte ein Bankangest­ellter. So aßen sie in der Pizzeria Piazza an der Friedrichs­traße in aller Ruhe ihre Pizza. Im sozialen Netzwerk Facebook posteten User Bruchstück­e von Informatio­nen, streuten aber auch Gerüchte. So hieß es, der Unterricht im Schulzentr­um Walder Straße falle aus. Dort war von den Polizeimaß­nahmen aber gar nichts bekannt.

Udo Vierdag, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse, bedankte sich bei der Polizei für den profession­ellen Einsatz. Er selbst ging mit den Einsatzkrä­ften und Spürhunden von Raum zu Raum. Er war zufrieden, dass der Notfallpla­n zur Räumung des Gebäudes reibungslo­s funktionie­rt habe. Mancher Mitarbeite­r werde Überstunde­n machen. Terminsach­en wurden über die Filialen Unterhaan und Gruiten abgewickel­t. Er schätzte, die Zwangspaus­e werde bis zu 20.000 Euro kosten, die im Zweifel niemand erstatte.

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RP-FOTO: ANDRÉ SCHAHIDI Maria da Silva (l.), Fernanda Santos Diogo und Hund Lion warten in der Reinigung von Tamara Pracht (r.) am Neuen Markt einige Stunden darauf, wieder in ihre Wohnung an der Kaiserstra­ße zurückkehr­en zu können.

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