Bombendrohung: Langes Warten auf das Ende des Polizei-Einsatzes
Vier Stunden lang blieb die Haaner Innenstadt wegen einer anonymen Bombendrohung gesperrt. Beobachtungen am Rand des Absperrbandes.
HAAN Der Großeinsatz der Polizei brachte gestern so manchen Zeitplan durcheinander. Gegen 9.30 Uhr klingelte es an der Wohnungstür von Maria da Silva an der Kaiserstraße. Ein Polizist erklärte, alle Personen müssten das Haus verlassen. Zusammen mit Mutter Fernanda Santos Diogo und Hund Lion fand sie in der Reinigung „Weiße Orchidee“von Tamara Pracht ein warmes Plätzchen. Warum sie die Wohnung verlassen mussten, erfuhren die Frauen erst Mittags vom RPReporter. „Die Polizisten haben uns nichts gesagt“, meinte da Silva.
Ein älteres Ehepaar hatte sich den Tag auch anders vorgestellt: Der Mann hatte direkt vor der Sparkasse geparkt, damit seine Frau Sachen aus der Reinigung abholen konnte. Am Ende mussten beide ebenfalls Stunden in dem Geschäft von Tamara Pacht ausharren. Gegen 13 Uhr wurde es Zeit, dass der Senior Medikamente einnehmen musste. Ein Polizist holte den Kleinwagen aus dem Sperrbereich.
Abgesperrt war die Kaiserstraße von katholischer Kirche bis zur Turnstraße und von der Martin-Luther-Straße bis zum unteren Neuen Markt. Hinter dem Absperrband war es fast unheimlich ruhig. Polizisten in Schutzwesten und mit Maschinenpistolen achteten darauf, dass niemand den akuten Bereich betrat. Manche, vor allem Ältere, versuchten, die Absperrung zu überwinden. Ein Mann mit Hund wurde von der Polizei weggeschickt und murmelte: „Das haben wir Merkel zu verdanken.“Der Polizist schüttelte nur den Kopf.
Der obere Neue Markt war frei zugänglich, auch die Dieker Straße. Cafés und Restaurants waren voll. Mitarbeiter der Banken und der Ge- schäfte warteten dort darauf, an ihre Arbeitsplätze zurückkehren zu können. „Die Polizei hat uns gesagt, dass wir nicht über den Einsatz reden dürfen“, sagte ein Bankangestellter. So aßen sie in der Pizzeria Piazza an der Friedrichstraße in aller Ruhe ihre Pizza. Im sozialen Netzwerk Facebook posteten User Bruchstücke von Informationen, streuten aber auch Gerüchte. So hieß es, der Unterricht im Schulzentrum Walder Straße falle aus. Dort war von den Polizeimaßnahmen aber gar nichts bekannt.
Udo Vierdag, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, bedankte sich bei der Polizei für den professionellen Einsatz. Er selbst ging mit den Einsatzkräften und Spürhunden von Raum zu Raum. Er war zufrieden, dass der Notfallplan zur Räumung des Gebäudes reibungslos funktioniert habe. Mancher Mitarbeiter werde Überstunden machen. Terminsachen wurden über die Filialen Unterhaan und Gruiten abgewickelt. Er schätzte, die Zwangspause werde bis zu 20.000 Euro kosten, die im Zweifel niemand erstatte.