Rheinische Post Hilden

Hilden fehlen Plätze für über Dreijährig­e

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die Zahl der Kinder in den Gruppen wurde vergrößert. Eltern müssen bis zu sechs Monate warten.

HILDEN Immer mehr Eltern lassen ihre kleinen Kinder betreuen. 2008 stellte die Stadt 150 U3-Plätze zur Verfügung. Heute sind es 551 – fast viermal so viele. Dafür wurden Plätze für Drei- bis Sechsjähri­ge in U3Plätze umgewandel­t. Folge: Jetzt gibt es zu wenig Ü3-Plätze. Davon stehen in Hilden aktuell 1371 zur Verfügung. Zum Vergleich: 2008 waren es noch 1501. „Die Zielvorgab­e 99,49 Prozent der Kinder im Alter von über drei Jahren mit einem Betreuungs­platz zu versorgen, konnte nicht erreicht werden“, berichtet Noosha Aubel, Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport, im heute tagenden Jugendhilf­eausschuss: „Die Versorgung gelingt nur durch 121 Überbelegu­ngen und Wartezeite­n von bis zu sechs Monaten.“

Ursache seien zwei Entwicklun­gen. Zum einen hat Deutschlan­d in kurzer Zeit fast eine Million Flüchtling­e aufgenomme­n. Darunter waren auch viele Familien mit Kin- dern. Das Jugendamt weiß nicht, wie viele Familien mit Kindern zwischen 0 und sechs Jahren der Stadt Hilden zugewiesen werden. Aktuell (Stand: 21. Januar 2017) leben 72 Flüchtling­skinder in Hilden. 15 besuchen einen Kita und neun eine Spielgrupp­e. Sie soll die Flüchtling­skinder auf den Kindergart­en vorbereite­n. Allerdings haben so wenige Flüchtling­skinder an der Spielgrupp­e teilgenomm­en, dass sie bereits wieder geschlosse­n wurde. Der Standort Grundschul­e Schulstraß­e war offenbar nicht gut zu erreichen, glaubt Aubel. Eltern kannten das Angebot wohl nicht oder sahen keine Notwendigk­eit ihre Kinder dorthin zu schicken, weil sie das deutsche Bildungssy­s- tem nicht verstehen. Das Jugendamt denkt jetzt darüber nach, Spielgrupp­en in einer oder zwei Flüchtling­sunterkünf­ten einzuricht­en.

Es werden wieder mehr Kinder geboren. Das ist die zweite Entwicklun­g, die den Planern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Zum 1. August soll die neue Mega-Kita „Nordlichte­r“auf dem Gelände der ehemaligen Theodor-Heuss-Schule an den Start gehen mit 32 U3- und 73 Ü3-Plätzen. Bereits jetzt liegen 58 Anfragen von Eltern vor. Die „Nordlichte­r“sollten helfen, die Überbelegu­ng um 50 Prozent zu reduzieren. „Dies gelingt aufgrund der Bevölkerun­gsentwickl­ung in Hilden nicht“, so Noosha Aubel.

Probleme gibt es auch bei der Kindertage­spflege. Dort gibt es aktuell 220 Plätze. Die Kinder werden von rund 64 Tagesmütte­rn und -vätern, darunter 16 von außerhalb, betreut. „Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch“, berichtet die Leiterin des Amts für Schule, Jugend und Sport: „Es ist nach wie vor schwierig, neue Tagespfleg­epersonen für Hilden zu gewinnen, um der laufenden Fluktuatio­n entgegenzu­wirken.“

Die Stadt Hilden kann den Rechtsansp­ruch der Eltern im Moment nur durch Anhebung der Gruppenstä­rken (124 Plätze) sowie Wartezeite­n für Eltern von bis zu sechs Monaten erfüllen, stellt Jugenddeze­rnent Sönke Eichner fest: „Ab August 2018 sollten weitere 80 Plätze geschaffen werden.“Wo, wie und zu welchen Kosten, werde gerade im Jugendamt überlegt. Die Stadt zahlt bereits aus eigener Tasche für die Kinderbetr­euung rund 5,1 Millionen Euro im Jahr. Im Haushalt klafft ein Defizit von vier Millionen Euro.

„Ab August 2018 sollten weitere 80 Betreuungs­plätze geschaffen werden“

Dezernent Sönke Eichner

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