Rheinische Post Hilden

Teufelsaus­treibung – Sohn litt an einer Psychose

- VON SABINE MAGUIRE

25-Jähriger greift seine Mutter an: Landgerich­t Wuppertal verhandelt wegen versuchten Totschlags.

ERKRATH Der junge Mann aus Erkrath, der sich derzeit vor dem Wuppertale­r Landgerich­t wegen versuchten Totschlags verantwort­en muss, hat im vergangene­n Sommer seine Mutter lebensgefä­hrlich verletzt. Auf der Anklageban­k sitzt er jedoch nicht als Angeklagte­r, sondern Beschuldig­ter. Denn schon jetzt ist klar: Der 25-Jährige litt zum Tatzeitpun­kt an einer akuten Psychose.

Wer nun allerdings glaubt, damit zwangsläuf­ig einen verwirrten Menschen vor sich zu haben, sollte sich eines Besseren belehren lassen. Nach einem halben Jahr in der Psychiatri­e scheint der psychotisc­he Schub abgeklunge­n zu sein. Für den Sohn scheint das Geschehen nun ebenso unfassbar zu sein wie für diejenigen, die im Prozess mit allen Facetten der Tat konfrontie­rt werden. Die Mutter ist durch seine Taten traumatisi­ert.

Der 25-Jährige hatte im August 2016 versucht, seine Mutter zu erschlagen. Er habe Dämonen gesehen und ihr den Teufel austreiben wollen, hatte er beim Prozessauf­takt Ende Januar gesagt. „Er saß wei- nend vor mir und konnte nicht begreifen, was er seiner Mutter angetan hat. Er wirkte wie jemand, der gerade aus einem Albtraum aufgewacht ist“, erinnerte sich gestern eine Ärztin an das psychiatri­sche Erstgesprä­ch bei der LVR-Klinik in Köln, in die der Beschuldig­te damals eingewiese­n worden war.

Im Zeugenstan­d saß am gestrigen Verhandlun­gstag auch ein Hausbesitz­er. Der 25-Jährige hatte sich um ein WG-Zimmer im Haus des Kölners beworben. „Er hat uns damals sehr offen von seinen Problemen erzählt, und das hat uns beeindruck­t“, erinnert sich der Vermieter an das erste Gespräch. In der WG schien es bergauf zu gehen; zugleich wurden immer mehr Gründe für ein bislang haltloses Leben offenkundi­g. Der junge Mann war von seiner überforder­ten Mutter geschlagen und von Schulkamer­aden aufgrund seines Migrations­hintergrun­des gehänselt worden. „Wir haben uns in der WG sehr darum bemüht, dass er in ein geordnetes Fahrwasser kommt“, spricht der Kölner über die damaligen Hilfsangeb­ote. Sie blieben zu seinem Bedauern ohne Erfolg.

Der Prozess wird fortgesetz­t.

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