Jetzt droht Leverkusen der Ausverkauf
MADRID Manchmal kann auch ein torloses Remis wertvoll sein. Michael Schade jedenfalls zeigte sich nach dem 0:0 bei Atlético Madrid erleichtert. Auf dem Bankett mit Team, Fans und Sponsoren im Fünf-Sterne-Hotel „Eurostars Tower“in Madrid sagte der Leverkusener Vereinsboss: „Wir können uns erhobenen Hauptes und nicht durch die Hintertür von der europäischen Bühne verabschieden.“Zuvor war die Werkself erneut im Achtelfinale der Champions League gescheitert. Wie lange Bayer 04 auf das nächste internationale Spiel warten muss, entscheidet sich in den kommenden Partien in der Bundesliga. Dort hinkt der Werksklub den eigenen Ansprüchen bislang weit hinterher.
Die erneute Qualifikation für die Champions League haben Spieler und Verantwortliche angesichts eines zehnten Platzes in der Tabelle bereits abgehakt. Klubboss Schade hat die Hoffnung, sich zumindest noch für die Europa League zu qua- lifizieren, aber nicht begraben. „Solche Spiele wollen wir in der kommenden Saison wieder erleben. Ich bin mir sicher, wenn wir diese Power und den Enthusiasmus mitnehmen, dann werden wir auch in der nächsten Spielzeit international vertreten sein.“
Damit der Wunsch des 64-jährigem Klubchefs in Erfüllung geht, benötigt Leverkusen dringend Erfolge. Und zwar solche, die drei Punkte bringen. Die ersten beiden Auftritte unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut haben zumindest Mut gemacht: Die Defensive von Bayer 04 stand wieder stabiler als in den letzten Partien unter Roger Schmidt. Schade konnte sich nach dem erst zweiten Zu-null-Spiel in diesem Jahr eine Spitze gegen den entlassenen Trainer nicht verkneifen. „Wir haben die Wiedergeburt des kontrollierten Fußballs erlebt“, sagte er.
Sportchef Rudi Völler stellte die positiven Erkenntnisse nach der Partie in Madrid heraus. „Die Mannschaft hat alles gegeben, so wie es sich gehört.“Doch jetzt zähle „nur noch die Bundesliga“.
Die aktuelle Position dort macht die Arbeit von Manager Jonas Boldt nicht gerade einfacher. Vor dem Duell morgen in Hoffenheim beträgt der Rückstand auf einen EuropaLeague-Platz vier Punkte. Der Hamburger SV, der auf dem Relegationsplatz steht, ist aber ebenfalls nur fünf Zähler entfernt. Sollte Bayer 04 auch unter dem Interimstrainer Korkut nicht die Wende gelingen, könnte das gravierende Auswirkungen auf den Kader haben. Kurzum: Verpasst Bayer das internationale Geschäft, dürften einige Leistungsträger den Verein verlassen.
Zum Beispiel Talent Julian Brandt. Der soll bereits seit längerem auf dem Zettel des FC Bayern München stehen und besitzt eine Ausstiegsklausel. Auch der bis Sommer wegen Vertragsbruchs gesperrte Hakan Calhanoglu dürfte Leverkusen wohl bei einem passenden Angebot verlassen. Der Wechsel von Vize-Kapitän Ömer Toprak zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund im Sommer steht bereits fest, Torwart Bernd Leno soll beim künftig wohl in der Königsklasse spielenden RB Leipzig hoch im Kurs stehen. Und Chicharito? Der wird wohl kaum Lust auf eine Saison ohne internationalen Wettbewerb haben.
Wie stark sich der Kader der Werkself im Sommer verändern wird, entscheidet sich in den verbleibenden zehn Partien.