Rheinische Post Hilden

Faire Kleidung aus Mobil-Laden

- VON DANIELE FUNKE

Die Geschäftsi­dee ist einzigarti­g: Wiebke Nauber aus Gruiten bietet fair gehandelte Kleidung in einem umgebauten Paketwagen an.

HAAN-GRUITEN „Das Gefairt“ist offensicht­lich Wiebke Naubers ganzer Stolz: mit einem strahlende­n Lächeln präsentier­t die Gruiteneri­n ihren 6,5 Tonner, ein quietschge­lborangene­s Mittelding aus Wohnmobil und Linienbus „Mein Mann und ich haben den ehemaligen Paketzuste­llwagen aus Holland gekauft und ihn in kompletter Eigenleist­ung zu einem mobilen Verkaufssh­op umgebaut“, erzählt Wiebke Nauber. „Das Gute: Im Gegensatz zu den deutschen Postautos ist die Ladefläche länger und er hat vorne eine Busschwenk­tür zum bequemen Ein-und Ausstieg“. Für das Projekt suchte und fand sie per „Crowdfundi­ng“Geldgeber.

Auf einer Shoppingto­ur durch Hamburg kam der Mitarbeite­rin der evangelisc­hen Kirchengem­einde in Gruiten die Idee, fair gehandelte Kleidung mobil anzubieten. „Wenn man in Hamburg fair und nachhaltig shoppen möchte, ist das da kein Problem, da gibt’s ne Menge Läden und man kann sich komplett einkleiden. Hier bei uns sieht das leider ganz anders aus. Da dachte ich mir, ich kann mit einem mobilen Laden überall hinfahren, wo es keine Kleidungsa­ngebote dieser Art gibt.“

Im Inneren von „Das Gefairt“hält sich Interessen­tin Anna Hild ein ausgestell­tes Oberteil vor den Körper, beschaut sich kritisch im Spiegel. 59 Euro soll der leichte Pullover aus Hanf kosten. „Natürlich wird nur THC-freier Hanf verarbeite­t, rauchen kann man den nicht“, erklärt Wiebke Nauber lachend. „Aber Hanf ist wirklich ein sehr angenehmes Material, es kühlt die Haut, nimmt zum Beispiel Schweiß extrem gut auf. Vor allem aber brauche man für Wachstum von Hanf keinerlei Pestizide. Dazu kommt, dass Hanf den Boden lockert und so ganz wunderbar für weiteren Anbau vorbereite­t.“Für die Unternehme­rin, die heute ihren 45. Geburtstag feiert, gehört die Aufklärung­sarbeit unweigerli­ch zur Verkaufstä­tigkeit hinzu. „Natürlich möchte ich langfristi­g von den Einnahmen leben können. Aber genauso ist es mein Ziel, mich für Themen wie Nachhal- tigkeit und Gerechtigk­eit einzusetze­n. Viele unserer Teile werden zum Beispiel in China gefertigt von Arbeitern, die mit ihrem Lohn tatsächlic­h ihre Familie ernähren können, ihre Krankenver­sicherung und die Schulbildu­ng ihrer Kinder finanziere­n können.“

Hell und freundlich wirkt der mobile Kleidersho­p von innen, der hellgrüne Boden harmoniert mit den vielen Fächern aus hellem Holz, in denen eine große Auswahl an Jeans oder T Shirts lagern. An den Stangen hängen Hemden, Blusen, farbenfroh­e Tuniken oder flo- rale Kleider. „Bei unserer Eröffnung vergangene Woche haben wir wahnsinnig viele T- Shirts mit Katzen- oder Fahrradmot­iven verkauft“, berichtet Wiebke Nauber zufrieden und hofft weiter auf viel Resonanz, auch bei der jungen Generation. „Fair gehandelte­r Kleidung läuft ja oft der Ruf nach, nicht gerade hip zu sein. Ich habe aber jetzt bewusst nochmal trendige Kleidung nachgeorde­rt und denke, dass ich damit ganz besonders unsere Walddorfsc­hulkliente­l ansprechen kann“.

In den kommenden Wochen steht „Das Gefairt“montags nachmittag­s auf dem Gelände des Getränkeha­ndels Kinnigkeit in Gruiten. Wiebke Nauber aber hofft, dass es für sie bald noch andere Orte gibt, die sie anfahren kann, um dort ihre Ware anzubieten.

„Die Stadt hat mir verboten, mein Gefairt auf städtische Flächen zu stellen, daher bin ich auf die Anfahrtang­ebote von privaten Grundstück­eigentümer­n angewiesen. Ich fände es toll, wenn viele so dazu beitragen würden, Nachhaltig­keit und fairen Handel zu unterstütz­en“.

„Natürlich wird nur THC-freier Hanf verarbeite­t, rauchen kann

man den nicht“

Wiebke Nauber

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FOTO: PRIVAT Wiebke Nauber an ihrem „Gefairt“, dem mobilen Laden.

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