Vertreter der Düsseldorfer Werbe- und Interessengemeinschaften und weitere Handelsexperten haben sich bei der Rheinischen Post zum Round Table „Lokal shoppen“getroffen. Ergebnis der Diskussion: Man kann viel von einander lernen.
Es gibt einen Ort in Düsseldorf, der gleich in dreifacher Hinsicht und auf traurige Weise lehrreich ist: die Friedrichstraße 24 bis 26. Dort war bis zum März 2016 der Stern-Verlag beheimatet, heute sind von der einst größten Buchhandlung Deutschlands nur noch ein paar Schriftzüge übrig, das Gebäude steht leer. Die drei Lehren sind: Digitale Konkurrenz kann ein Geschäft so treffen, dass es in der Kombination mit anderen Faktoren das Ende einer mehr als 100 Jahre alten Firmengeschichte bedeutet. Zweitens zeigt die Lücke, die der Stern-Verlag hinterlassen hat, wie wichtig Handel als Anziehungspunkt für ein Quartier sein kann und wie wichtig es für die Interessengemeinschaften vor Ort ist, solche An- ziehungspunkte zu kreieren. Andernfalls zieht eine Lücke die nächste nach sich.
Die dritte Lehre ist eine schöne: Der Stern-Verlag hat auch gezeigt, dass lokaler Handel eine große inhaltliche wie emotionale Bedeutung für die Kunden haben kann. Als die Geschäftsaufgabe bekannt wurde, gründete sich im Inter- net die Initiative „Düsseldorf braucht den Stern-Verlag“, die in kürzester Zeit weit über 1500 Mitglieder hatte.
Der Fall Stern-Verlag ist grundlegend lehrreich, für andere Branchen und für andere Stadtteile. Das zeigte der Round Table „Lokal shoppen“, zu dem die Rheinische Post und die IHK zu Düsseldorf ein- geladen hatten. Vertreter von Werbegemeinschaften aus der City und den Stadtteilen sowie weitere Handelsexperten diskutierten den neuen und den nächsten Wandel im Handel, aktuelle Herausforderungen, erfreulich verlaufene Experimente und auch negative Erfahrungen, die für die anderen Teilnehmer wichtige Erkenntnisse mit sich brachten (siehe Seite E4).
Ausgangspunkt der Gespräche war ein Satz von Buchhändler Ulrich Ohm aus Benrath: „Dass der Online-Handel schuld ist an unseren Problemen, ist ein Mythos. Wir sind selber schuld, wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“Mit diesem Satz stimmten so gut wie alle Teilnehmer überein, nannten aber auch viele Beispiele, wo rege Werbegemeinschaften erfolgreich wir- ken und wo Geschäfte gute Antworten auf die Fragen des digitalen Zeitalters gefunden haben. Und so folgten aus den drei Lehren drei Hausaufgaben für den Handel in Düsseldorf:
1. Händler müssen digital aktiv sein, aber nicht jeden Trend mitmachen. Was immer sie machen, müssen sie pflegen. Es muss nicht immer ein Online-Shop sein, bisweilen reichen die Informationen über Geschäft und Produkte völlig aus. Wer aber einen Shop hat, muss dafür sorgen, dass es dort alles gibt und dass der Kunde schnell und bequem seine Waren erhält. Es muss auch nicht immer eine Facebook-Seite sein, wenn es sie aber gibt, muss dort regelmäßig etwas veröffentlicht beziehungsweise aktualisiert werden. Das gilt genauso für die eigene Internetseite.
2. Werbegemeinschaften müssen für ein interessantes Umfeld sorgen. Das heißt im ersten Schritt, Leerstand vermeiden oder für leere Läden kreative Lösungen, kurzfristige Zwischennutzungen finden. Das heißt darüber hinaus auch, feste Anziehungspunkte schaffen, also Angebote, die es an anderen Orten nicht gibt. Das können spezielle Waren sein, aber auch Geschäfte, die im Stadtteil mit ihrer Atmosphäre einen besonderen Ort bilden. Schließlich braucht es auch Events, weil Aktionen, an denen sich viele beteiligen, es deutlich leichter macht, Menschen in einen Stadtteil zu lotsen, die dort sonst nicht zum Shoppen hinkommen. Dabei ist zu beachten, dass das Unterhaltungsprogramm nicht so dominiert, dass die Händler und ihre Waren in den Hinter- grund treten und die beabsichtige Werbung für das Angebot vor Ort ausbleibt.
3. Es muss gelingen, den Kunden den Wert des lokalen Handels bewusst zu machen. Erst als der Stern-Verlag verschwand, bemerkten viele, was das Geschäft ihnen bedeutete und welche Folgen der Buchkauf im Internet hat. Lokaler Handel und damit auch lokales Shoppen sind wichtig für die Attraktivität eines Stadtteils, wichtig für die Arbeitsplätze in einem Viertel und über die Steuer letztlich auch wichtig für die Infrastruktur vor Ort.
Der Round Table bei der RP endete mit drei wertvollen Erkenntnissen: Herausforderungen und Hausaufgaben sind erkannt, man hat ähnliche Probleme und kann von einander lernen – und der Austausch soll weitergehen.