Funkel: So etwas habe ich noch nie erlebt
Angst lähmte die Fortuna gegen Würzburg. Zu groß war der Druck. In dieser Woche wird daher auf jegliche Aktionen verzichtet. Das Ziel: ein beherzter Auftritt am Sonntag in Nürnberg.
Friedhelm Funkel ist ein alter Fahrensmann. Der 63 Jahre alte Fußballlehrer hat 471 Spiele in der ersten und zweiten Liga absolviert, anschließend in 797 Begegnungen der beiden höchsten Klasse auf der Bank gesessen. Er hat fünf Mal einen Verein in die Bundesliga geführt, zwei Mal im Pokalendspiel gestanden – der Mann hat schon alles erlebt, sollte man meinen.
Doch dem ist nicht so. Am vergangenen Samstag beim 1:1 der Fortuna gegen Würzburg hat er etwas gesehen, was für ihn völlig neu war. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte er gestern nach dem Training. „Weder als Spieler, noch als Trainer. So eine Angst. Und ich habe schon einige wichtigere Spiele erlebt.“
In den vergangenen Tagen hat er natürlich darüber nachgedacht, wie es zu dieser Angst, diesem gehemmten Auftreten, dieser Blockade kommen konnte. „Vielleicht war es für die Spieler alles zu viel“, sagt er rückblickend. „Wir haben sehr viel gemacht, wollten unterstützen und helfen, aber vielleicht war das zu viel. Aber das weiß vorher niemand, da reagiert jeder Spieler anders.“
Tatsächlich war vor dem Heimspiel gegen Würzburg ordentlich getrommelt, war alles mobilisiert worden. Nicht nur das Trainerteam hatte mit den Spielern gesprochen, auch Mentalcoach Axel Zehle und der Vorstand; in der Stadt wurden Fahnen gehisst, Plakate aufgehängt, Kartenaktionen gestartet. Schornsteinfeger waren gekommen, um Glück zu wünschen. Alles etwas viel?
Funkel hat daraus die Konsequenzen gezogen. „Alles, was zusätzlich ist, lassen wir jetzt mal sein“, sagt er. „Wir lassen die Jungs in Ruhe.“
Das betrifft aber nicht die Arbeit auf dem Trainingsplatz. Gestern gab es eine Einheit, wie sie die Fußballer überhaupt nicht mögen. Natürlich nicht, um die Burschen zu ärgern, sondern um andere Reize zu setzen. „Die reine Trainingszeit hat sich nicht geändert“, sagt der Coach nach 95 Minuten, wo er es doch sonst meist bei 75 Minuten belässt. „Aber die Intensität war hoch, deshalb waren die Pause zwischendurch etwas länger. Sonst geht das aber auch nicht.“
Die harte Einheit habe auch nicht der Charakterschulung gedient. „Charakter hat die Mannschaft“, entgegnet Funkel barsch. „Es war eher eine Willensschulung. Und die Spieler haben Willen gezeigt, alle haben auf die Zähne gebissen, keiner ist abgefallen. Die Belastung war sehr hoch. Ich habe das früher als Spieler auch nicht gerne gemacht. Ich bin gespannt, wie das der ein oder andere verkraftet. Aber wir haben heute erst Mittwoch, der Zeitpunkt ist bewusst gewählt.“
Gespannt hat er auch verfolgt, wie Rouwen Hennings reagiert. Der Torjäger, der zuletzt wegen MagenDarm-Problemen pausiert hatte, absolvierte das volle Programm. Beim anschließenden Gespräch versicherte er dem Coach, dass es ihm wieder gut gehe und er sich gut fühle. Derweil sprach Co-Trainer Peter Hermann mit Robin Bormuth, scherzte und lachte.
Was wird Funkel in den nächsten Tagen noch tun, um den Spielern die Angst zu nehmen? „Wir werden keine Aktionen starten, nichts Außergewöhnliches“, sagt er. Aber nicht etwa, weil ihm nichts einfalle. „Ich bin nie ratlos, mir fällt immer etwas ein“, sagt er. „Aber das oft auch Kleinigkeiten, die ich dann spontan mache. Es kommt auch auf die Spielertypen an.“In dieser Woche wird sich ganz auf Fußball konzentriert, viel trainiert, keine Aktionen. „Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft anders auftritt“, sagt Funkel – mit einem Wort: beherzt.