Rheinische Post Hilden

Nahrhafter Spaziergan­g zwischen Wolfstrapp und Gagel

- VON SANDRA GRÜNWALD

HILDEN Der Duft feuchter Erde, modriger Moose und würziger Kräuter durchwebt die Luft, als Beate Wolfermann mit ihrer Gruppe zur pflanzenku­ndlichen Wanderung durch den Hildener Stadtwald aufbricht. Am See geht es an Kanadagäns­en und herrlichen Sumpf-Iris vorbei, und kurze Zeit bestaunt die Gruppe einen Erlenblatt-Käfer, der gerade seine Hauptmahlz­eit zu sich genommen hat. „Dies ist das größte zusammenhä­ngende Waldgebiet im Kreis Mettmann“, lässt Beate Wolfermann die zwölf Teilnehmer an der VHS-Wanderung wissen, die in Kooperatio­n mit der AGNU (AG Natur und Umwelt Haan) stattfinde­t. Doch es ist kein normales Waldgebiet, denn auf dem nährstoffa­rmen Boden wachsen besondere Pflanzen und Bäume, wie die Moorbirke und Orchideen. Letzte Reste von Heidefläch­en bringen lichten Raum in den Wald. Es geht vorbei an Ehrenpreis, Spindelbau­m und Adlerfarn. „Das hier ist Wolfstrapp“, klärt Beate Wolfermann die interessie­rten Wanderer auf. In der Tat erinnert die Form der Blätter an eine Wolfsfährt­e.

Die gesammelte­n Kräuter und Blätter landen alle in Minas Eimer. „Wir wollen einige davon pressen“, erklärt Karin Röllecke, die mit ihrer vierjährig­en Enkelin öfters im Wald unterwegs ist. „Es gibt einfach nur schöne Sachen zu entdecken, abseits von Plastik und Elektronik“, betont sie. Und obwohl sie schon viel kennt, erfährt sie durch Beate Wolfermann­s Ausführung­en immer noch Neues. „Man lernt nie aus,

Karin Röllecke (Teilnehmer­in) egal, wie alt man wird“, sagt Karin Röllecke schmunzeln­d.

Das weiß auch Annette Klären, die bereits zum zweiten Mal an einer Führung mit Beate Wolfermann teilnimmt. „Sie macht das mit so viel Humor und erklärt so lebendig“, betont sie und ist erstaunt, „was man so alles essen kann.“Seit 35 Jahren lebt sie in Hilden, aber den Stadtwald kennt sie kaum. „Ich entdecke jetzt Hilden neu“, sagt sie.

Inzwischen ist die Wandergrup­pe an einer der letzten Flächen angelangt, auf der der geschützte Gagel wächst. „Der wurde zum Würzen und Haltbarmac­hen des Biers verwendet“, weiß Wolfermann. Das ist ein Grund, warum er beinahe ausgerotte­t wurde. Der Strauch kommt heute nur noch in den Naturschut­zgebieten vor – und in Beate Wolfermann­s Garten. So können alle an den mitgebrach­ten Zweigen riechen. So wird ein Spaziergan­g durch den Hildener Stadtwald zu einem Erlebnis für alle Sinne.

„Es gibt einfach nur Schönes zu entdecken, abseits von Plastik und

Elektronik“

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