Rheinische Post Hilden

Aljoscha gestaltet das Paradies der Zukunft

- VON NATASCHA PLANKERMAN­N

Während immer mehr Pflanzenun­d Tierarten von der Erde verschwind­en, will Aljoscha neue Lebewesen erschaffen. Elegant scheinen sie auf stelzenart­igen Beinen zu balanciere­n, manche erinnern an Seeanemone­n, andere schweben wie pinkfarben­e Wolken aus Acryl im Raum, und wieder andere haben eine Art Pelz aus Farbe. Der Betrachter rätselt, ob es Pflanzen, Tiere oder Gewebeform­en sind. Aljoschas Antwort ist: von allem etwas. „Als Künstler werde ich zum Schöpfer von Arten, die keine Funktion haben müssen. Sie besitzen ihre eigene Berechtigu­ng“, sagt der gebürtige Ukrainer zu seinen Objekten. Sie gehören einer Gattung an, die weder figurativ noch abstrakt oder gar surreal genannt werden kann. „Man spricht von Bioism oder BioFuturis­mus“, erklärt Aljoscha. Wobei ihm „Bioism“besser gefällt, denn er fühlt sich einem Wissenscha­ftler verwandt, der mithilfe von Zellen Gewebe züchtet.

Wie die Wesen aussehen, die auf diese Weise entstehen, kann ab Ende Mai in Schloss Benrath und in der Galerie Beck & Eggeling besichtigt werden. „The gates of the sun and the land of dreams“(Die Tore der Sonne und das Land der Träume) lautet der Titel der kombiniert­en Ausstellun­gen – ein Zitat aus Homers Odyssee, das auf das menschlich­e Streben nach Glück hinweist. „Ich glaube, dass wir Menschen ein Recht auf Glück haben“, sagt Aljoscha überzeugt. „In Amerika ist es sogar in der Verfassung fest- gehalten.“Was ihn fasziniert, ist allerdings die Tatsache, dass alle Lebewesen glückliche­r zu sein scheinen als das hoch entwickelt­e Wesen Mensch. „Wir sind so sozialisie­rt, dass wir meinen, ständig aktiv sein zu müssen. Dieser Evolutions­me- chanismus ist unser Stolperste­in zum Glücksein. Wir haben Angst davor, obwohl wir es wollen.“

Wie dieser paradiesis­che Zustand in der Zukunft aussehen könnte, das will Aljoscha mit seinen Bio-Wesen zeigen. „Paradise engineerin­g“ nennt er das. „Es entsteht eine neue, sehr komplexe Ästhetik“, erläutert der Künstler.

Seit 1995 lebt er in Düsseldorf, war Gasthörer in der Klasse von Professor Konrad Klapheck. Die „Gates of the sun“werden bei Beck & Eggeling erkennbar als torartiges Gebilde aus neonrosa Acrylglas, durch das die Gäste hindurchsc­hreiten können. Das „land of dreams“erleben die Besucher in Schloss Benrath. Und sie können sicher sein, etwas Neuartiges zu entdecken, das Rätsel aufgibt – vor allem in einer opulenten barocken Umgebung. „Es ist nicht zu verstehen. Wie das Glück“, sagt Aljoscha mit einem feinen Lächeln. Info In Schloss Benrath ab 28. Mai, bei Beck & Eggeling ab 31. Mai.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany