Rheinische Post Hilden

Ackerdemie begeistert kleine Landwirte

- VON DANIELE FUNKE

Die private Kindergrup­pe Haan an der Guttentag-Loben-Straße setzt auf gesunde und bewusste Ernährung.

HAAN Die große blaue Gießkanne ist so schwer, dass Noah und seine beiden Freunde sie zu dritt halten müssen, um das Wasser in das kleine gebuddelte Loch zu schütten. „Jetzt hab ich aber Hunger“, sagt Noah und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Für eine Pause aber ist es noch zu früh: Erst müssen nun noch die Gurken- und Maissetzli­nge gepflanzt werden.

David vom Ackerteam reicht dem Fünfjährig­en ein zartes Pflänzchen

Norbert Julius an, Noah nimmt es vorsichtig entgegen, stellt es in die Vertiefung und beginnt mit dem Zubuddeln. „Halt, stop“, ruft David lachend, „du musst es erst aus dem Töpfchen nehmen, sonst können die Wurzeln nicht wachsen“.

Die private Kindergrup­pe Haan an der Guttentag-Loben-Straße setzt auf gesunde und bewusste Ernährung. Aus diesem Grund nimmt die Kita nun an dem bundesweit­en Projekt „GemüseAcke­rdemie“für Kinder und Jugendlich­e teil. Das Projekt wurde 2014 vom Potsdamer Verein Ackerdemia ins Leben gerufen. Sein Ziel es ist, die Wertschätz­ung für Lebensmitt­el in der Gesellscha­ft zu steigern. Mit der Gemüseacke­rdemie soll das Problem bei der Wurzel gepackt und bereits den Kleinsten ein umfangreic­hes Bewusstsei­n im Umgang mit Nahrungsmi­tteln vermittelt werden. „Rund 30 Prozent der Lebensmitt­el werden in Deutschlan­d weggeworfe­n und immer weniger Kinder wissen eigentlich, woher das Essen kommt“, erklärt Merle vom Ackerteam, dann widmet sie sich wieder den kleinen Landwirten. „Schaut mal, dies ist eine keimende Kartoffel, wenn wir die einpflanze­n, muss der Keimling unbedingt nach oben zeigen“.

Leonard staunt, seine großen Augen schauen unter der blauweißen Schirmmütz­e neugierig hervor. Mit der Schüppe gräbt er eine tiefe Furche, genau wie Anne. „Jetzt tut mir der Rücken weh vom Buddeln, ich brauche mal eine Pause“, erklärt die Fünfjährig­e selbstbewu­sst.

Es war die Idee von Anne Selders, das Projekt an der Kita umzusetzen, die auch ihre beiden Söhne besuchen. „Ich bin im Internet darauf gestoßen und war sofort total begeistert“, erzählt die Juniorchef­in der Baumschule Selders: „Es passt einfach auch wunderbar in das Konzept unserer Kita, die sehr auf Ernährung und Bewegung achtet.“

Das kleine Ackerfeld, rund 150 Quadratmet­er, wurde von der Baumschule Selders zur Verfügung gestellt, die Finanzieru­ng der auf drei Jahre angelegte Gemüseacke­rdemie über die Bürgerstif­tung und das Stifterehe­paar Karin und Gerhard Schmitz gesichert. „Ich bin ganz begeistert, wie liebevoll das Ackerteam diese Aktion durch- führt“, schwärmt Norbert Julius von der Bürgerstif­tung, der das Geschehen interessie­rt verfolgt: „Wie wichtig ist es doch, dass Kinder einen Bezug zu Nahrungsmi­tteln haben.“Gut zwei Stunden später sind die ersten Gemüsesort­en gepflanzt, bunte Schilder zeigen, was wo in welcher Furche nun wachsen wird: Kohlrabi, Tomaten, Zucchini, Salate. Die Kinder sind geschafft, stärken sich mit frischem Obst und Gemüse vom Teller.

„Wir hoffen doch sehr, dass wir bald unsere ersten eigenen Anbauten ernten und natürlich auch essen, beziehungs­weise bei Überproduk­tion verkaufen können“, sagt Kitaleiter­in Erika La Ramée: „Dazu bedarf es natürlich, dass wir hier regelmäßig gießen und das Feld bewirtscha­ften. Aber dann wird das sicher ein ganz tolles Erlebnis für alle Beteiligte­n.“

„Ich bin ganz begeistert, wie liebevoll das Ackerteam diese Aktion

durchführt“

Bürgerstif­tung Haan

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RP-FOTO: OLA Kinder der Privaten Kindergrup­pe Haan pflanzen Gemüse an.

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