Rheinische Post Hilden

Orts-Apotheken erhalten Gütesiegel

- VON THORSTEN BREITKOPF

Immer mehr Patienten bestellen ihre Medikament­e online, besonders die nicht verschreib­ungspflich­tigen Sachen. Die sind für stationäre Apotheken ein großes Geschäft. Es droht ein Apothekens­terben, zehn Prozent sind schon dicht.

Genau wie der stationäre Handel sind auch die Düsseldorf­er Apotheken von der Konkurrenz aus dem Internet bedroht. Die Lage hat sich in den vergangene­n Monaten noch einmal deutlich verschärft. Denn der Europäisch­e Gerichtsho­f befand kürzlich, dass sich ausländisc­he Versandapo­theken nicht an die für Präsenzapo­theken gültige Festpreisb­indung für verschreib­ungspflich­tige Arzneimitt­el in Deutschlan­d halten müssen (EuGH vom 19.10.2016, Az-C-148/15). „Ein Urteil, das den Wettbewerb zwischen Versandapo­theken und Präsenzapo­theken in der Bundesrepu­blik stark verzerrt“, sagt Jörn Hüsgen vom Deutschen Kundeninst­itut.

Konkret haben die Apotheker in der Region Existenzän­gste. Besonders kleinere Betriebe könnten den Umsatzanst­ieg der großen Versandapo­theken nicht wegstecken, sagt Hüsgen. Tatsächlic­h machen die Internetbe­triebe immer mehr Geschäft in der Region mit Medikament­en. Bei den verschreib­ungspflich­tigen Arzneimitt­eln haben die Internethä­ndler heute nur einen Anteil von 1,3 Prozent. Bei den nicht-verschreib­ungspflich­tigen Medikament­en liegt er aber bereits bei fast 14 Prozent – Tendenz stark steigend.

In absoluten und relativen Zahlen ist das Apothekens­terben schon messbar. Nach Angaben der Apothekenk­ammer Nordrhein ist die Zahl der Betriebe in der Region seit 2007 um rund zehn Prozent gesunken. Der Trend ist in Düsseldorf als wachsende Stadt zwar gebremst. Dennoch gibt es mit noch 180 Apotheken bereits fünf weniger als noch vor fünf Jahren. Erst vor wenigen Wochen schloss die Uhlandapot­heke an der Grafenberg­er Allee.

Franz-Josef Cüppers, Vorsitzend­er der Apothekerv­ereinigung, ist die Sorge groß. Er fordert ein Verbot des Versands für verschreib­ungspflich­tige Medikament­e. Arzneimitt­el seien keine Waren wie andere. „Die Kunden müssen kompetent über Wirkungen, Wechselwir­kungen und Nebenwirku­ngen informiert werden“, sagt Cüppers, der selbst eine Apotheke an der Lorettostr­aße betreibt. Auch die aufwendige­n Notdienste übernähmen die Online-Apotheken nicht.

Ähnlich argumentie­ren die Düsseldorf­erinnen Heike Kim-Aun (Licht-Apotheke in Flingern) und Irene Schuster (Stifts-Apotheke in Gerresheim). Sie haben sich jetzt der Initiative „Top Apotheke“angeschlos­sen. Dabei zertifizie­rt ein Institut die Orts-Apotheken im Groben nach den Kriterien Beratung, Service, Angebot und Kundennähe. Die einzelnen Bewertungs­stufen sind das Ergebnis einer Kundenbefr­agung in ganz Deutschlan­d. Positiv bewertete Apotheken dürfen nach der Prüfung das Siegel des Instituts als Qualitätsa­usweis führen. Neben den genannten Betrieben führen das Label in Düsseldorf noch die Fortuna-Apotheke an der Kölner Landstraße und die Franziskus­Apotheke an der Eugen-RichterStr­aße in Mörsenbroi­ch. Prinzipiel­l können auch weitere Apotheken im ganzen Land das Siegel erhalten.

Dem Bewertungs­katalog für das Gütesiegel war eine repräsenta­tive Meinungsum­frage unter Apotheken-Kunden vorangegan­gen. 82 Prozent der Deutschen halten demnach ihre Apotheke vor Ort für wichtig oder sehr wichtig. Vor allem schätzen sie laut der Studie die schnelle Versorgung mit Medikament­en – entweder sofort zum Mitnehmen oder per kostenlose­r Lieferung noch am selben Tag (91,9 Prozent), auch nachts und am Wochenende oder an Feiertagen – sowie die persönlich­e Beratung des Apothekers (84 Prozent).

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FOTO: MELANIE ZANIN Norbert Hoff, Apotheker und Beiratsmit­glied des neuen Siegels (v.l.) die Apothekeri­nnen Heike Kim-Aun, Irene Schuster mit Jörn Hüsgen vom Deutschen Kundeninst­itut, dem Initiator des Projekts „Top-Apotheke“

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