Rheinische Post Hilden

Feuerwehr meistert 206 Brandeinsä­tze

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer ist als Referent für Feuer mit Lithium-Batterien bundesweit gefragt.

HILDEN Das neue Jahr war gerade einmal 1,5 Stunden alt, da musste die Feuerwehr Hilden bereits sieben Brände löschen – zum großen Teil gleichzeit­ig. „An der Käthe-Kollwitz-Straße brannte ein Dachstuhl aus“, erinnert sich Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr: „Es war ein aufreibend­er Start.“206 Mal (etwas weniger als in 2015) musste die Feuerwehr im vergangene­n Jahr Brände löschen, 506 Mal technische Hilfe (leicht gestiegen) leisten (Bäume fällen, Ölspuren beseitigen). 78 Mal gab es Fehlalarm – häufig technisch bedingt. Der Rettungsdi­enst war 8339 Mal im Einsatz. 3547 Mal wurden Kranke transporti­ert, 3996 rückte der Notarzt aus.

Zwei Einsätze sind Kremer besonders in Erinnerung geblieben. Am 8. März 2016 geriet ein Sattelaufl­ieger mit 20 Tonnen Lithium-Altbatteri­en auf dem Gelände einer Spedition an der Ellerstraß­e in Brand. Bei einem ähnlichen Einsatz im September 2014 an der Herderstra­ße wurden drei Feuerwehrl­eute durch explodiere­nde Batterien schwer verletzt. „Uns allen war sofort beim Alarm bewusst, was das bedeuten könnte“, erzählt Kremer: „Brände mit Lithium-Batterien sind sehr schwer zu löschen.“Die Wehr brauchte 21 (!) Stunden, bis das Feuer endlich aus war. „Wir haben 300.000 Liter Wasser und 1200 Liter Löschschau­m auf den Hänger gegeben“, erinnert sich Kremer: „Die Brandreste wurden in Kisten verpackt. Die letzte Kiste wurde eine Woche nach dem Feuer abgeholt. Wir hatten damals eine Tagestempe­ratur vier Grad Celsius. Die Kiste mit dem Brandschut­t hatte noch 30 Grad Celsius. Das zeigt, welche Energie da drin steckt.“Die beiden Lithium-Brände 2014 und 2016 in Hilden haben Kremer zu einem gefragten Referenten bei Feuerwehrv­erbänden in ganz Deutschlan­d gemacht – weil solche LithiumBrä­nde sehr selten sind. Anfang Mai sprach der Hildener FeuerwehrC­hef beim Werksfeuer­verband in Wuppertal. Am 30. Juni referiert er in Bayern. Der zweite Großeinsat­z im vergangene­n Jahr war ein Chlorgas-Unfall im Spaßbad Hildorado am 4. September. „Zunächst hieß es nur, zwei Kindern sei schlecht“, er- innert sich Kremer: „Dann wurde das Ausmaß erkennbar und wir haben Großalarm ausgelöst.“Rund 500 Badegäste mussten aus dem Hildorado evakuiert werden. Feuerwehre­n aus dem gesamten Kreis und den Nachbarstä­dten kamen zu Hilfe – weil nicht klar war, wie viele Menschen tatsächlic­h verletzt waren. „Zum Glück ging es den Betroffene­n schnell wieder besser. Da waren wir alle sehr erleichter­t – und hinterher sehr zufrieden, wie gut der Einsatz abgelaufen ist. So gesehen war das für uns eine sehr gute Übung.“Der Kreis Mettmann hat einen neuen Rettungsbe­darfsplan verabschie­det. Die Feuerwehr Hilden muss statt einem jetzt drei Rettungswa­gen bereithalt­en. „Ein neuer Wagen wurde gerade in Dienst gestellt, der alte wird modernisie­rt“, berichtet Kremer: „Dazu stellen wir sieben weitere Angestellt­e für den Rettungsdi­enst und acht neue Feuerwehrl­eute ein.“Das Land hat das Gehalt der Azubis kräftig aufgestock­t – weil die Wehr sonst keinen Nachwuchs findet. „Das haben wir uns lange gewünscht“, sagt Kremer: „Ein angehender Berufsfeue­rwehrmann mit Gesellenbr­ief bekam bisher nur etwa 1000 Euro netto, jetzt sind es rund 1600 Euro.“

 ??  ?? Im Spaßbad Hildorado trat am 4. September 2016 bei einem Unglück Chlorgas aus. 500 Besucher mussten evakuiert werden, 40 wurden verletzt.
Im Spaßbad Hildorado trat am 4. September 2016 bei einem Unglück Chlorgas aus. 500 Besucher mussten evakuiert werden, 40 wurden verletzt.

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