Am Tatort der NSU-Mörder
„Blutiger Boden“: Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist eine Ausstellung mit Bildern der Fotografin Regina Schmeken zu sehen.
BERLIN Eine graue Häuserwand, ein verlassener, grob asphaltierter Platz, eine beschmierte Straßenecke, eine Parkbucht an einer Landstraße im Wald. Langweilige, menschenleere Orte, überall Tristesse, dunkle Wolken, düstere Leere. Einmal rattert, verschwommen und unscharf, ein Motorroller mit zwei Personen vorbei. Ein anderes Mal hetzt ein Mensch mit Einkaufstüten durch die regennasse Ödnis. Ist das, was sich da so bedrohlich auf dem Boden ausbreitet und gefährlich schimmert, nicht eine Blutlache? Nein, es ist nur eine Regenpfütze.
Die Schau mit ihren schwarz-weißen Fotos ist ein Aufschrei gegen das Vergessen und Verdrängen
Unsere Fantasie, unsere Befürchtungen und Erwartungen spielen uns einen Streich, wollen Dinge sehen, die nicht mehr da sind, von denen nur noch die bösen Erinnerungen unsere Wut und Angst speist: All die Opfer, mit kaltem Hass hingerichtet und von feigen Mordhänden hingestreckt, sind längst begraben. Zwei der Täter sind tot, mutmaßliche Mitwisser vor Gericht. Verhandelt wird seit quälend langen Jahren. Dass wir je die Wahrheit erfahren werden, wie der sogenannte „Nationalsozialistische Untergrund“(NSU) organisiert war und warum er jahrelang ungestört mordend durch die Lande marodieren konnte, ist kaum zu hoffen.
„Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“heißt die Ausstellung mit Fotos von Regina Schmeken, die jetzt im Berliner Martin-Gropius-Bau zu sehen ist: ein irritierender und erschütternder Aufschrei gegen das Vergessen und Verdrängen. Mit ihren großformatigen schwarzweißen Fotos will Schmeken an die Opfer erinnern und uns vor einer Illusion bewahren: Denn die Vergangenheit ist nicht vorbei, das menschenverachtende Gedankengut der Mörder wuchert weiter und untergräbt unser Gemeinwohl.
Jahrelang, von 2000 bis 2011, zogen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und der Anklage zufolge auch Beate Zschäpe mordend umher, töteten, schier wahllos, in Nürnberg und München, Dortmund, Rostock, Hamburg, Kassel und Köln und Heilbronn zehn Menschen: neun Männer türkischer und griechischer Abstammung, die in Deutschland lebten und arbeiteten, sowie eine Polizistin. Ungeklärt ist bis heute, wer im Hintergrund die Fäden zog, welche Rolle die Geheimdienste spielten und warum die Taten so lange ungeklärt blieben.
Regina Schmeken zählt zu den wichtigsten Fotografinnen Deutschlands. In ihren Arbeiten geht es immer wieder um die Frage,